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Reto Hollenstein schafft den Sprung in den Kirchberger Gemeinderat – Linus Calzaferri wird abgewählt. Damit hat die FDP zwar noch eine Mehrheit, aber keine absolute mehr.
Die FDP verliert beim zweiten Wahlgang der Behördenwahlen im Kirchberger Gemeinderat ihre absolute Mehrheit. Reto Hollenstein von der CVP holt sich mit 933 gegenüber 713 Stimmen von Linus Calzaferri (FDP) den letzten noch zu vergebenden Sitz. Nadja Bösiger-Wäckerlin (SP) erzielt als dritte Kandidatin 501 Stimmen.
Nach der sonntäglichen Abwahl von Linus Calzaferri stellen die Liberalen in der neunköpfigen Exekutive noch vier Vertreter. Einen mehr als die CVP, die nach der Wahl von Reto Hollenstein auf drei Mandate kommt. Komplettiert wird das Gremium durch die Parteilose Yvonne Tinner sowie durch Jacques Breitenmoser von der SVP.
«Ich bin glücklich, dass es geklappt hat. Meine Wahl war aber nur als Team möglich, deshalb möchte ich allen danken, die mich unterstützt haben. Ich denke, die Bürger haben gespürt, dass es nicht mehr zeitgemäss ist, wenn der Gemeinderat von einer Partei dominiert wird.»
Er freue sich über das deutliche Resultat, wisse aber um die Verantwortung. Hollenstein liess mit 933 Stimmen den bisherigen FDP-Gemeinderat Linus Calzaferri (713 Stimmen) deutlich hinter sich. Der 64-Jährige nahm seine Abwahl gefasst auf. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Ergebnis mit mir persönlich etwas zu tun hat. Vielmehr vermute ich, die Wähler haben sich gegen die bisherige FDP-Dominanz im Gemeinderat ausgesprochen.»
Er hätte die begonnenen Projekte zwar gerne weitergeführt, darunter ist die Schulraumerweiterung Sonnenhof mit Mehrzwecksaal, aber nun sei es halt, wie es ist. Nach drei Amtszeiten freue er sich darauf, wenn es etwas ruhiger werde.
Nicht in die Entscheidung eingreifen konnte die Sozialdemokratin Nadja Bösiger-Wäckerlin. Sie erreichte lediglich 501 Stimmen. Sie wäre bereit für den Gemeinderat gewesen und sieht ihre Nichtwahl als verpasste Chance seitens der Bürger: «Ich hätte gerne die Familien im Gemeinderat vertreten.»
Stefan Diener, Präsident der SP Alttoggenburg sagt: «Wir werden dem Gemeinderat und auch dem Schulrat in den nächsten vier Jahren genau auf die Finger schauen.» Die Resultate des ersten und zweiten Wahlgangs hätten doch offenbart, dass ein Reformbedarf vorhanden sei. Er erwarte nun vom Gemeinde- sowie vom Schulratspräsidenten eine bessere Zusammenarbeit, als dies bisher der Fall gewesen sei.
Somit bleibt Donat Ledergerber der einzige SP-Politiker, der jemals im Kirchberger Gemeinderat sass. Der heute 54-Jährige setzte sich am 27. November 2011 als Nachfolger von Ruedi Wehrli mit 1286 Stimmen gegen Joachim Harder (SVP) durch, der 1155 Stimmen auf sich vereinen konnte. Infolge seiner Wahl zum neuen Generalsekretär des Gesundheitsdepartementes des Kantons St.Gallen erklärte Ledergerber Ende Oktober 2014 seinen Rücktritt aus dem Gemeinderat auf Ende Februar 2015.
Mit 1261 Stimmen wurde der Bazenheider Martin Bühler (CVP) gewählt, der auf das Ende der laufenden Legislatur sein Amt zur Verfügung stellte.
Im Schulrat waren noch zwei Sitze zu vergeben. Dominique Dupont (CVP) erreichte mit 1300 Stimmen ein Glanzresultat. Sie hatte bereits im ersten Wahlgang die meisten Stimmen jener auf sich vereint, die das absolute Mehr verpassten. Dem Schulrat gehört weiterhin David Mächler von der SP an. Gegenüber Rosemarie Fröhlich, der zweiten CVP-Kandidatin, wurde es aber eine enge Entscheidung. Mit 931 Stimmen behielt er gegenüber den 880 von Fröhlich knapp die Nase vorn.
Dominique Dupont (CVP) und David Mächler (SP) erhielten dabei von den Stimmberechtigten zusammen mit den bereits im ersten Umgang gewählten Schulräten den Auftrag, die geforderten Schulreformen umzusetzen.
«Bevor es losgeht, freue ich mich heute zuerst einmal über meine Wahl.» Als Lehrerin und Schulleiterin kenne sie bereits die andere Seite. Sie glaube, dass die Bürgerinnen und Bürger jemanden wollten, der sich mit dem Schulwesen schon auskennt. «Ich bin mit den Zusammenhängen vertraut und kann nun aktiv bei der Umsetzung der Schulreform mithelfen.»
Stefan Diener sagte: «Ich bin glücklich für David, dass er die Wiederwahl geschafft hat, leider kommen sein Potenzial und seine Fähigkeiten bei den Stimmbürgern viel zu wenig zur Geltung.»
Der Gewählte selber zeigte sich zufrieden: «Die Schule mit ihren komplexen Themen wird uns in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen. Ich wünsche mir dabei eine enge Zusammenarbeit beider Räte.» Als Schulrat werde er die Reformen kritisch begleiten. Mit 880 Stimmen erreichte Rosemarie Fröhlich ein achtbares Ergebnis. Ihr Nachteil dürfte gewesen sein, dass sie noch nicht lange in der Gemeinde wohnhaft ist.
Den Zweikampf der Kandidaten um den letzten Sitz in der Geschäftsprüfungskommission entschied Sandro Götschi für sich. Allerdings knapp: Auf ihn entfielen 1093 Stimmen, für Silvan Zingg hatten sich 1025 Stimmberechtigte entschieden.
Erfreut über seine Wahl zeigte sich SVP-Kandidat Sandro Götschi. «Ich hatte schon nach dem ersten Wahlgang, in dem ich die meisten Stimmen der Nichtgewählten erhielt, gehofft, dass es reichen könnte.»
Nun sei es ihm ein Anliegen, allen zu danken, die seinen Namen in die Wahlurne legten. Darüber hinaus freue er sich, dass er mit der Ausführung eines öffentlichen Amtes der Gemeinschaft etwas zurückgeben könne. «In diesen, etwas schwierigen Zeiten werde ich mir nun im engsten Familienkreis zur Feier des Tages ein Glas Wein gönnen.»
Weniger zufrieden zeigte sich Silvan Zingg, der mit 1025 gegenüber 1093 Stimmen das Nachsehen hatte. «Klar bin ich enttäuscht. Ich hatte nach dem ersten Wahlgang gehofft, dass ich das Ruder noch herumreissen kann, immerhin war es am 27. September ein Kopf-an-Kopf-Rennen.»