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Zum runden Jubiläum kann in der Pfarrkirche St.Kilian in Bütschwil auf dem Kolpingweg die Geschichte und Arbeit der Kolpingfamilie in Wort und Bild miterlebt werden.
(pd/uh) «Es ist mir ein Bedürfnis, die Geschichte aufzurollen, um die Aktualität von Kolpings Idee bekannt zu machen und zu zeigen, wie gegenwärtig sein Wirken heute noch ist», sagt Käthy Bawidamann, Präsidentin der Kolpingfamilie Bütschwil.
Anlass ist das 100-Jahr-Jubiläum der Gemeinschaft, welches am Sonntag, 2. Mai, in der Pfarrkirche St.Kilian in Bütschwil unter der Leitung von Präses Josef Manser gefeiert werden soll. Unter dem Motto «Zeit schenken» soll einerseits auf die einzelnen Stationen der Bewegung zurückgeschaut werden. Andererseits soll auf Kolpings Ideen aufmerksam gemacht werden, die heute aktueller denn je sind.
Die Anfänge der Kolpingfamilie Bütschwil gehen auf das Jahr 1920 zurück, als 23 Gesellen mit der Unterstützung des damaligen Gemeindepräsidenten Giezendanner einen Gesellenverein gründeten. Weiter standen der Handwerker- und Gewerbeverein sowie die ortsansässige Geistlichkeit der katholischen Kirche mit Freude dahinter.
Die Gründung erfolgte nach den Grundsätzen von Adolph Kolping. Kolpings Idee stützte sich auf die vier Lebensbereiche: Werde tüchtig als Christ, als Berufsmann, als Vater, Mutter, Eltern, und als Bürger. Der Mensch stand für ihn im Mittelpunkt.
Es fanden praktisch alle Monate Vorträge und Bildungsabende statt. Die Treffen in einem Lokal wurde für die Gesellen im Kreis von ihren Kolpingbrüdern zu einem Daheim. Seit 1938 wurde für sie das Bräggerhaus zu ihrem Vereinslokal. Die Gesellen waren besorgt für die Möblierung. Eine Bibliothek und später auch noch ein Werkraum haben sie gemeinsam eingerichtet. Den Familienabenden folgten Theateraufführungen.
Am 12. August 1923 fand die Fahnenweihe mit vielen Vereinsvertretern statt. Vorgängig wurde der Gesellenverein Wil als Patensektion angefragt. Sie kamen aus der Äbtestadt mit eigener Musik und dem Trommlerkorps zum Fest. Nach der Segensfeier in der Kirche St.Kilian eröffnete der Gesellenverein einen grossen Festumzug durchs Dorf.
Ab 1975 wurden Frauen in den Verein aufgenommen, es entstand die Familienmitgliedschaft, ganz im Sinn mit der Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz. Dadurch wurde der Verein gestärkt.
Seit über 50 Jahren setzt sich Kolping gezielt und nachhaltig in 60 Ländern ein. Gesundheitsversorgung und Bildung tragen zu einem menschenwürdigen Leben bei. Aktionen zu Gunsten von Kolpingfamilien im In- und Ausland werden regelmässig durchgeführt.
Die Kolpingfamilie Bütschwil ist heute eine von rund 60 Kolpingfamilien in der Schweiz. Es ist eine generationenübergreifende Gemeinschaft. Mit 49 Mitgliedern ist es im Vergleich eine «Familie». Sie bietet jedoch regelmässig Anlässe für Einzelpersonen und für Familien, zu Bildung und Beruf und zu Feiern des Glaubens.
(pd) Adolph Kolping wurde am 8. Dezember 1813 in eine einfache Familie in Kerpen geboren. Er erlernte das Schuhmacherhandwerk und erfuhr auf seiner Wanderschaft als Geselle leibliche und seelische Not der damaligen Handwerksgesellen.
Die Industrialisierung nahm den Gesellen die Heimat. In der modernen Arbeitswelt wurden so viele Menschen verbraucht, entwurzelt und ausgelaugt. In den Kneipen verloren sie jeglichen Halt und Zukunftsperspektiven. Diese Erfahrungen haben Kolping geprägt. Sein Wunsch, Priester zu werden, war mit vielen Opfern verbunden. Sein Ziel war es, für die Handwerksgesellen eine Zukunft aufzubauen – er wurde Gesellenvater.
Durch das Einrichten von Gesellenhäusern bot er den Handwerkern Heimat und Gemeinschaft. Dazu war ihm die Weiterbildung im religiösen und beruflichen Umfeld wichtig. Er munterte sie auf für gesellige frohe Stunden. Bis zu seinem Tod wurden über 400 Gesellenvereine gegründet. Er starb am 4. Dezember 1865. Am 27. Oktober 1991 wurde Adolph Kolping in Rom selig gesprochen.