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Die Verschiebung der Thurbrücke der Schweizerischen Südostbahn AG (SOB) in Ulisbach war ein spezielles Ereignis für Bauarbeiter und Zuschauer.
Von blossem Auge war die Bewegung kaum zu erkennen – Millimeter um Millimeter wurde die neue Eisenbahnbrücke über die Thur bei Ulisbach in ihre vorgesehene Position gebracht. Was für die zahlreichen Zaungäste an der Baustelle ein Spektakel war, war für Manfred Guntlin, Teilprojektleiter der Schweizerischen Südostbahn AG (SOB), zwar nicht gerade Alltag, aber ein durchaus gängiges Verfahren bei solchen Projekten, wie er selbst sagte.
Die neue Betonbrücke ersetzt die alte Stahlbrücke über die Thur und war Teil des Clusters Obertoggenburg der SOB, der die komplette Sanierung der Bahnstrecke zwischen Wattwil und Nesslau-Neu St.Johann umfasste und letzten Sommer realisiert wurde.
Um den Streckenunterbruch so kurz wie möglich halten zu können, wurde die neue Brücke auf einem über die Thur reichenden Leergerüst ein wenig flussabwärts betoniert. Da die Spannweite mit etwa 46 Metern um rund zehn Meter grösser ist als diejenige der Stahlbrücke, konnten die bestehenden Widerlager nicht wiederverwendet werden.
So mussten diese zweimal gegossen werden – einmal auf dem Bauplatz und ein zweites Mal am künftigen Standort der Brücke. Wegen des lehmigen Untergrunds habe man 20 Meter lange Pfähle in den Boden rammen müssen, die das Gewicht der Widerlager tragen können, sagte Manfred Guntlin. Die Widerlager auf dem Bauplatz wurden wieder abgebrochen, die Holzpfähle indes wurden im Boden belassen.
Um die fertige Brücke an ihren Bestimmungsort zu bringen, sei die Verschiebung die einzige Möglichkeit gewesen. Denn mit einem Gewicht von 1200 Tonnen war die Betonbrücke viel zu schwer für einen Kran.
Für die Verschiebung ruhte die Brücke auf Gleitlagern und wurde durch Stahlseile auf beiden Flussufern an ihren definitiven Standort gezogen. Mit einer Kraft von 50 Tonnen bewegten schliesslich Hydraulikzylinder die Brücke mit einer Geschwindigkeit von drei bis sechs Metern pro Stunde rund 15 Meter seitwärts.
Da die Brücke horizontal wie auch vertikal millimetergenau platziert werden musste, habe man eine Spezialfirma aus dem Kanton Zürich beigezogen, sagte Manfred Guntlin. Die Beschäftigung eines eingespielten Teams stellte sicher, dass der Zeitplan möglichst eingehalten werden konnte und die Gleisarbeiter möglichst bald an ihre Arbeit gehen konnten. Auf der Baustelle wurde deshalb im Zwei-Schicht-Betrieb gearbeitet, im Vorfeld der Brückenverschiebung gar rund um die Uhr.
Die Kosten für die neue Brücke belaufen sich auf rund 3,5 Millionen Franken, was gemäss Manfred Guntlin dem Kostenvoranschlag entsprach. Begünstigt wurde dies dadurch, dass man bei den Aushubarbeiten auf keine Altlasten gestossen sei.
Dank der neuen Brücke können nun Züge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 140 Kilometer pro Stunde die Strecke befahren. Dadurch verringert sich die Fahrzeit zwischen Wattwil und Nesslau-Neu St.Johann auf unter eine Viertelstunde