INTERVIEW
Uzwilerin singt in der Operette in Sirnach: «‹Die Hosen anzuhaben› gibt der Rolle eine Frische und gleichzeitig spannende und echte Tiefe»

Mirjam Fässler ist als Ottilie Giesecke im «Weissen Rössl» eine der Solistinnen der Produktion. Sie freut sich besonders, fast in der Heimat aufzutreten. Mirjam Fässler spricht über das Besondere der Probenarbeit in der Coronapandemie und über ihre Pläne für die Zukunft.

Martin Knoepfel
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Mirjam Fässler verkörpert die Ottilie Giesecke in Ralph Benatzkys Operette «Im Weissen Rössl», die gegenwärtig in Sirnach gegeben wird.

Mirjam Fässler verkörpert die Ottilie Giesecke in Ralph Benatzkys Operette «Im Weissen Rössl», die gegenwärtig in Sirnach gegeben wird.

Bild: PD

Die aus Uzwil stammende Sängerin Mirjam Fässler interpretiert eine der drei weiblichen Hauptrollen in der aktuellen Produktion der Operette Sirnach. Die Produktion läuft noch bis Anfang April. Die Mezzosopranistin war schon bei den Werdenberger Schlossfestspielen und im Musiktheater Vorarlberg zu hören. Dazu kommen Darbietungen geistlicher Musik. An ihrem Fach gefallen ihr die vielen spannenden Rollen.

Mirjam Fässler, wie sind Sie zur Rolle der Ottilie in der Operette Sirnach gekommen?

Ich habe gesehen, dass sie ausgeschrieben war. Den Kontakt habe ich über den Regisseur des «Weissen Rössl», Giuseppe Spina, hergestellt. Schliesslich konnte ich vorsingen und erhielt die Rolle der Ottilie. Ich habe die Ausschreibung direkt vom Regisseur erhalten und mich danach auf die Rolle beworben.

Die Probenarbeit fiel noch in die ausklingende Coronapandemie. War das eine Herausforderung?

Das war eine sehr besondere Herausforderung. Die Proben begannen im November mit einem Schutzkonzept. Wir sind alle geimpft, und wir hielten fast immer Distanz. Das sind wir unter Künstlern nicht gewohnt. Wir trugen fast immer Maske, und wir hatten keinerlei privaten Kontakt. Dazu kam im Hinterkopf immer die Angst, krank zu werden oder zu erleben, dass wieder alle Vorstellungen abgesagt werden.

Worin liegt der Reiz der Rolle der Ottilie?

Der liegt einerseits an den beiden wunderschönen Balladen «Mein Liebeslied muss ein Walzer sein» und «Die ganze Welt ist himmelblau», die ich singe, und gleichzeitig, zu meiner Freude, durch das Stück «tanze» . Zusammen mit Giuseppe Spina hat Ottilie Giesecke auch eine Gleichstellung erlebt, und «die Hosen anzuhaben» gibt der Rolle auch eine Frische und gleichzeitig spannende und echte Tiefe. Andererseits kann ich in Sirnach, also fast zu Hause, spielen. Ich habe ja im Ausland studiert und bin deshalb sehr froh, in der Heimat aufzutreten.

Man sagt ja, die Operette sei die kleine Schwester der Oper. Was gefällt Ihnen an der Operette?

Ich finde den Begriff «kleine Schwester» heikel. Oper und Operette sind zwei verschiedene Welten. Gesanglich gehe ich etwas anders an eine Operette heran als an eine Oper. Wichtig ist auch, dass das Publikum alles versteht, weil wir ja auf Deutsch singen. Dazu kommen zum Gesang der Tanz und das Schauspielerische. In der Oper gibt es diese Kombination nicht in diesem Ausmass. Im Ensemble in Sirnach haben wir viele Schauspieler und Artisten aus dem Kleintheater. Damit können die Sänger mit Künstlern, die einen ganz anderen Hintergrund haben, zusammenarbeiten. Das ist ein enormer Gewinn.

Nächstes Jahr werden Sie in Vaduz im Musical «Kiss Me Kate» die Lois Lane / Bianca verkörpern. Was reizt Sie am Musical?

Vor allem die Tatsache, dass der Tanz in dieser Rolle sehr wichtig ist. Ich habe eine Ausbildung im klassischen Ballet absolviert und vor dem Studium häufig Musical-Melodien gesungen. Die Lois Lane kombiniert Tanz und Gesang und Schauspiel. Dazu kommt, dass sie eine freche und eigenständige Person ist. Ich freue mich schon sehr auf dieses Stück und das neue Ensemble.

Welches ist Ihre Traumrolle?

Eine Traumrolle ist die Carmen in Bizets gleichnamiger Oper. Ich hoffe, sie einmal auf der Bühne verkörpern zu können. Konzertant habe ich sie schon gesungen, und ich war bei den Werdenberger Schlossfestspielen 2020 die Mercedes in «Carmen». Mein Fach – Mezzosopran – bietet viele spannende Hosenrollen, also Rollen, in denen Sängerinnen Männer verkörpern. Vor allem hoffe ich aber, dass es wieder losgeht und die Künstler auftreten und in voll besetzte Zuschauerränge blicken können.