Jede vierzigste Wohnung im Thur- und Neckertal stand zum Stichtag 1. Juni frei. Der Anteil leerer Wohnungen war letztmals 2005 so hoch. Über am meisten freien Wohnraum verfügt die Gemeinde Kirchberg.
630 Wohnungen standen im Toggenburg per 1. Juni dieses Jahres leer. Dies ist den aktuellsten Zahlen der Fachstelle für Statistik zu entnehmen. In absoluten Zahlen waren letztmals 2002 so viele Wohnungen weder vermietet noch verkauft. Die damals 668 leer stehenden Räumlichkeiten machten 3 Prozent des gesamten Bestands aus. Diese sogenannte Leerwohnungsziffer sank danach kontinuierlich. 2004 und 2005 lag sie auf dem selben Stand wie im laufenden Jahr. Danach sank sie zwischenzeitlich gar auf 1,5 Prozent (2012 und 2013).
Seither nimmt sie wieder zu, im letzten Jahr von 2,1 auf 2,5 Prozent. Damit verfügt das Toggenburg über ein Überangebot an Wohnungen. Von einem funktionierenden Markt wird bei einer Ziffer zwischen 1 und 2 Prozent gesprochen. Darunter spricht man von Wohnungsnot.
Der jüngste Anstieg ist keine Toggenburger Eigenheit. Auch in der Gesamtschweiz (von 1,5 auf 1,6 Prozent), im Kanton St.Gallen (von 1,8 auf 2,2 Prozent) und in allen Wahlkreisen des Kantons ist ein Anstieg zu verzeichnen. Etwas anders sieht das Bild aus, wenn man die einzelnen Gemeinden des Thur- und Neckertals betrachtet. In fünf der zwölf Gemeinden konnte ein Rückgang des Anteils leerer Wohnungen beobachtet werden.
So bewegt sich die Gemeinde Mosnang neu bei 1 Prozent und kommt damit wieder in jene Bereiche, in denen sie vor dem zwischenzeitlichen Hoch – oder Tief – im Jahr 2017 mit 3,4 Prozent meist war. In Wattwil sank die Leerwohnungsziffer von 2,1 auf 1,6 Prozent, in Ebnat-Kappel von 3 auf 2,8 Prozent. Wohnungsnot – zumindest statistisch – herrscht in Oberhelfenschwil, wo die sowieso schon geringe Anzahl Leerwohnungen noch einmal sank. Gerade mal zwei Wohnungen sollen leer stehen, das sind 0,3 Prozent aller Objekte. Noch akuter präsentiert sich die Situation in Hemberg: Keine einzige freie Wohnung weist die Statistik hier aus.
Die Daten sind allerdings mit Vorsicht zu geniessen. Die Erhebung geschieht über die Gemeinden und diese sind frei in der Art und Weise, wie sie diese vornehmen. Von der Fachstelle für Statistik des Kantons St.Gallen war zu erfahren, dass dabei beispielsweise auf Inserate in Mitteilungsblättern gesetzt wird. Es sei möglich, dass nicht alle Wohnungen gemeldet würden. Ein Wechsel der Erhebungsart kann daher dazu führen, dass die Zahlen sich stark verändern.
In der Gemeinde Kirchberg stieg die Leerwohnungsziffer innerhalb eines Jahres von 2,7 auf 5,3 Prozent. In absoluten Zahlen ist das praktisch eine Verdoppelung von 107 auf 213 leer stehende Wohnungen. Zwar ist die Bautätigkeit in Kirchberg tatsächlich hoch, allerdings wurde auch die Zählung umgestellt, wie von Ratsschreiber Magnus Brändle zu erfahren war. Neu arbeite man mit einem Programm, das die leeren Wohnungen erfasse. «Das ist eine sehr genaue Erhebungsweise», sagt Brändle.
Neben Kirchberg stieg die Leerwohnungsziffer noch in fünf anderen Gemeinden: In Wildhaus-Alt St.Johann (von 2,1 auf 2,8 Prozent), in Nesslau (von 1,6 auf 1,7 Prozent), in Lichtensteig (von 2,6 auf 4,3 Prozent), in Neckertal (von 1,2 auf 1,8 Prozent) und in Bütschwil-Ganterschwil (von 1,3 auf 1,6 Prozent). In der Gemeinde Lütisburg stehen weiterhin 2 Prozent der Wohnungen leer.
Im langjährigen Vergleich zeigt sich, dass die Leerwohnungsziffer in den meisten Gemeinden gegen Ende des ersten Jahrzehnts dieses Jahrtausends zu sinken begann. In der zweiten Hälfte des aktuellen Jahrzehnts ist an vielen Orten eine Steigerung zu beobachten.
Bei den Zahlen ist zu beachten, dass je kleiner die Gemeinde ist, desto schneller kommt es zu grösseren Unterschieden in der Statistik. Die Zahlen geben zudem immer eine Momentaufnahme wieder. Im Extremfall kann eine kurz vor dem Stichtag fertiggestellte, aber noch nicht vermietete Überbauung grosse Auswirkungen haben.