HOCHWASSERSCHUTZ
45 Meter werden erneuert: Nun wird sichtbar, wie die Thur in Wattwil künftig aussieht

Diesen Sommer werden an der Thur in Wattwil zwei Musterstrecken für die geplante Ufersanierung erstellt. Dadurch kann sich die Bevölkerung ein konkretes Bild der Thursanierung machen. Die Umsetzung erfolgt frühestens 2024.

Simon Dudle
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Die Thur bei Wattwil soll saniert werden. Hier, bei der Einmündung des Schmidenbachs, soll eine Musterstrecke errichtet werden.

Die Thur bei Wattwil soll saniert werden. Hier, bei der Einmündung des Schmidenbachs, soll eine Musterstrecke errichtet werden.

Sabine Camedda

Die Thur führt dieser Tage mal wieder viel Wasser. Nach einem Gewitter am Montagabend waren es bei Wattwil phasenweise rund 100 Kubikmeter pro Sekunde. Zwar konnte sie sich im Bachbett halten. Trotzdem wird einem in Erinnerung gerufen, dass die Thur gerade im Wattwiler Siedlungsgebiet eine ernstzunehmende Gefahrenquelle ist. In wenigen Stunden kann der Wasserspiegel um bis zu zwei Meter ansteigen.

Das Dorf ist ungenügend vor einem starken Hochwasser geschützt. Unbefriedigend ist auch der ökologische Zustand der Thur, also die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere. Der vor über 100 Jahren erbaute Kanal mit steilen Böschungen hat die Lebensdauer erreicht. Schon seit den 1980er-Jahren gedeihen Pläne, wie die Thursanierung in Wattwil erfolgen soll. Und in wenigen Wochen geht es tatsächlichi los. Zumindest auf den ersten 25 Metern.

Zwei Musterstrecken: Böschung und Mauer

Während dieses Sommers werden zwei Musterstrecken von 25 und 20 Metern Länge erstellt. Damit werden die geplanten Dimensionen und Gestaltungen der Uferstreifen sichtbar gemacht. Gleichzeitig lassen sich Erfahrungen zur Bauausführung sammeln.

Eine 20 Meter lange Mauer und eine 25 Meter lange Böschung sollen aufzeigen, wie die Thur dereinst in Wattwil aussehen soll.

Eine 20 Meter lange Mauer und eine 25 Meter lange Böschung sollen aufzeigen, wie die Thur dereinst in Wattwil aussehen soll.

Grafik: PD

Die Musterstrecken werden so gebaut, dass sie für die vorgesehene Thursanierung beibehalten werden können. Die erste Musterstrecke «Böschung» wird flussabwärts blickend am rechten Ufer oberhalb der Schmidenbach-Mündung gebaut. Sie zeigt, wie das Thurufer im Zentrum von Wattwil generell gestaltet werden soll: als Böschung aus Natursteinen. Sie wird im Hochsommer dieses Jahres gebaut.

Die zweite Musterstrecke «Mauer» wird am linken Ufer unterhalb der Postbrücke erstellt. Sie zeigt, wie die Thur an Kurvenaussenseiten mit einer rund zwei Meter hohen Mauer gesichert werden soll. Dieses Ufermuster wird von Ende Juli bis September 2021 realisiert.

Wohl eine kantonale Abstimmung

Die Bevölkerung kann sich zur Gestaltung der Uferabschnitte äussern. Dafür werden im Bereich der beiden Musterstrecken Informationstafeln angebracht. Rückmeldeformulare finden sich auf der Webseite www.thursanierung-wattwil.ch und liegen in der Gemeindeverwaltung Wattwil auf. Auf der Projekt-Webseite finden Interessierte weitere Informationen zu den Musterstrecken.

Danach geht es in das so genannte Genehmigungsverfahren. Der St. Galler Kantonsrat wird in der Folge seinen Segen zu geben haben, und auch das Volk redet mit. Die Urnenabstimmung dürfte auf kantonaler Ebene stattfinden, und nicht auf kommunaler. Philipp Gyr, Projektleiter Wasserbau vom Amt für Wasser und Energie des Kantons St. Gallen sagt:

«Gemäss aktuellem Stand beurteilen wir die Situation so, dass es sich für die Gemeinde um eine gebundene Ausgabe handelt. Der Kostenteiler steht allerdings noch nicht.»

Umsetzung frühestens 2024

Wann die Thursanierung erfolgt, steht noch nicht fest. Zuletzt war von «frühestens 2022» die Rede. Doch dieser Zeitplan ist utopisch. Philipp Gyr fasst das Jahr 2024 ins Auge. Das aber auch nur, wenn alles optimal läuft und es keine Einsprachen gibt. Wasserbauprojekte sind aber fast immer äusserst emotional. Auch in Wattwil wurde die Thurksanierung schon mittels Petition bekämpft.

Und die Kosten? Auf der offiziellen Homepage des Projekts werden sie mit rund 45 Millionen Franken angegeben, wobei in dieser Summe eine Ungenauigkeit von plus/minus 25 Prozent enthalten ist. Es ist aber davon auszugehen, dass der Betrag eher höher als tiefer ausfallen wird.