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Am 30. Juni stimmen die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinden Hemberg, Oberhelfenschwil und Neckertal darüber ab, ob eine Gemeindevereinigung näher geprüft werden soll. An drei Veranstaltungen informierten die Räte über das Vorhaben.
«Gemeinsam erreichen wir viel und sind stark.» Mit diesen Worten schlossen die Vertreter der Feuerwehr Neckertal – darunter Kommandant Ueli Tanner – an den drei Informationsveranstaltungen zur möglichen Gemeindevereinigung jeweils ihren Bericht über die Erfahrungen, welche die Feuerwehr Neckertal seit ihrer Formierung gemacht hat. Sie war vor zehn Jahren im Zuge der Gemeindefusion im Neckertal durch eine Vereinbarung der Gemeinden Oberhelfenschwil, Neckertal, Hemberg und Schönengrund AR entstanden.
Die Feuerwehrmänner beschrieben die anfänglichen Schwierigkeiten, die sich beim Zusammenwachsen unterschiedlicher Kulturen ergaben. Sie hoben aber vor allem den Nutzen hervor, der aus der Bündelung von Wissen, technischem Können, Erfahrung und Material hervorginge, «sodass wir heute eine schlagkräftige, professionell agierende Feuerwehr sind, die auch bei den anderen Feuerwehren im Toggenburg einen guten Ruf und deren Meinung Gewicht hat».
Diese positiven Effekte erwartet auch das Kernteam des Projekts 2023, welches die Fusion der drei Gemeinden Hemberg, Oberhelfenschwil und Neckertal zu einer Einheitsgemeinde anstrebt. Um einen entsprechenden Vereinigungsbeschluss vorbereiten zu können, bedarf es an der Grundsatzabstimmung vom 30. Juni der Zustimmung aller drei beteiligten politischen Gemeinden.
Deshalb führten die Gemeindepräsidenten Vreni Wild (Neckertal), Toni Hässig (Oberhelfenschwil) und Christian Gertsch (Hemberg) zusammen mit Elsbeth Roth (Primarschule Hemberg), Werner Raschle (Schule Oberes Neckertal) sowie Rudolf Mäder (Schule Neckertal) in allen drei Gemeinden Informationsabende für die Bevölkerung durch. Unterstützt wurden sie von Bruno Schaible vom Amt für Gemeinden beim Kanton St.Gallen.
Insgesamt folgten in Oberhelfenschwil, Hemberg und Brunnadern rund 240 Bürgerinnen und Bürger den Ausführungen der drei Gemeinderäte sowie der drei beteiligten Schulräte. Dabei erläuterten die Ratsvertreter ihre Beweggründe, warum sie eine Fusion für ihre Gemeinde als sinnvoll erachten. Die Fragen aus der Bürgerschaft drehten sich hauptsächlich um das Thema Schule.
Mehrere Votanten gaben ihrer Besorgnis Ausdruck, dass im Zuge einer Fusion Schulstandorte, insbesondere eines der beiden Oberstufenzentren in Necker oder St. Peterzell, geschlossen werden könnte. Werner Raschle führte dazu aus, dass nach seinem Ermessen die Schulhäuser im Neckertal ideal verteilt sind. Der Erhalt eines Schulstandortes hänge jedoch einzig und alleine von den Schülerzahlen ab, die nur sehr beschränkt beeinflusst werden können. «Darum müssen wir das Neckertal so attraktiv wie möglich gestalten, damit junge Familien mit Kindern sich hier niederlassen und für Nachwuchs sorgen», sagte er.
Sein Amtskollege Rudolf Mäder ergänzte, dass die Schülerzahlen für beide Oberstufenzentren in nächster Zukunft gut aussehen würden. «Sollte sich dies jedoch einmal ändern, würde eine gemeinsam geführte Schule die Möglichkeit bieten, Schülerinnen und Schüler entsprechend einzuteilen, damit beide Standorte bestehen bleiben.» Dazu bedürfe es aber auch der Zustimmung des Stimmvolkes, welches die Schule mit ihren Steuergeldern finanziere. Ein weiterer, wichtiger Aspekt, warum sich alle Räte für den Erhalt möglichst aller Schulstandorte stark machen würden, sei der gesellschaftliche Nutzen von Schularealen. «Viele Veranstaltungen der Gemeinde, Vereinsanlässe, Feiern oder Sportanlässe finden in den Mehrzweckhallen oder auf den Aussenarealen der Schulen statt», sagte Werner Raschle und hob damit den Wert dieser Infrastruktur für die ganze Bevölkerung hervor.
Die Frage, ob die Qualität der schulischen Bildung bei einer Inkorporation der Schulen leiden würde, konnte klar verneint werden. «Zurzeit muss sich ein Schulrat um viele Dinge kümmern, die eigentlich nicht zu seinem Kerngeschäft gehören, wie beispielsweise um den Bau einer neuen Mehrzweckhalle», führte Christian Gertsch aus. Nach einer Fusion aber würde sich der Gemeinderat um die strukturellen Aspekte kümmern, während sich der Schulrat auf die pädagogischen Belange konzentrieren könnte. «Nach meinem Dafürhalten würde diese Aufteilung die Qualität nicht mindern, sondern erhöhen», sagte Christian Gertsch.
Alle Redner betonten, dass es sich bei diesem Vorhaben um ein Projekt unter Gleichgestellten handle. In allen drei Gemeinden gebe es kein Dorf, das aufgrund seiner Einwohnerzahlen den Anspruch als Zentrumsgemeinde erheben könnte. «Wenn wir nur alle Siedlungen mit mehr als 100 Einwohnern betrachten, so sind sie gleichmässig über das ganze Gebiet verteilt. Die Gefahr, dass ein ehemaliges Gemeindegebiet über alle anderen bestimmt, ist daher nicht gegeben», antworte Toni Hässig auf die entsprechende Frage (siehe Karte). Zudem seien sich alle Gemeinderäte der Bedeutung der Weiler bewusst. Er versicherte, dass diese bei allen Erwägungen im Laufe des Prozesses eine Rolle spielen würden.
Was nicht beantwortet werden konnte, aber Teil des Projektauftrages wäre, ist der künftige Austragungsort der Bürgerversammlungen. «Denkbar wäre», so Vreni Wild, «dass wir, wie es die Gemeinde Neckertal jetzt schon praktiziert, ein Rotationsprinzip einführen.» Das würde bedeuten, dass die Vorgemeinde und die Bürgerversammlung immer in einem anderen Dorf durchgeführt würden. Denkbar wäre auch, dass es künftig anstelle einer Vorversammlung deren zwei oder drei gibt, damit möglichst alle Interessierten wohnortnah teilnehmen könnten. Sie teile deshalb die Befürchtung nicht, dass die Bürger nicht mehr die Versammlungen besuchen werden, weil die Wege zu weit sind.
Auch zum Thema Vertretungen im Gemeinderat konnte Vreni Wild von den Erfahrungen der Gemeinde Neckertal berichten. «Die Bildung von Wahlkreisen, mit garantiertem Sitz im Gemeinderat, ist gesetzlich nicht möglich», sagte sie. Aber dank der Initiative der einzelnen Dörfer und Parteien sei im Gemeinderat Neckertal bisher jede Region vertreten gewesen.
Grundsätzlich habe keine der Gemeinden einen Plan B, falls die Grundsatzabstimmung negativ ausfallen würde. «Geben Sie uns die Chance, Ihnen ein gutes Projekt vorzubereiten. Denn wir sind davon überzeugt, dass wir diese einmalige Gelegenheit für das Neckertal packen müssen», betonten alle Gemeindepräsidenten zum Abschluss ihrer Informationsabende.