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Marc Mächler informierte beim Förderverein Bildungsstandort Toggenburg über den Stand des Projekts Campus. Er rechnet mit einer heissen Debatte.
Fürs Wechseln der Schuhe hatte die Zeit nicht mehr gereicht: Den Switch vom Tief- zum Hochbau absolvierte Regierungsrat Marc Mächler (FDP) am Montag. Von der Besichtigung der regenbedingt schlammigen Baustelle der Umfahrung Bütschwil war er in die Aula der Kantonsschule Wattwil geeilt. An der Versammlung des Fördervereins Bildungsstandort Toggenburg war er Gastreferent. Das Thema war der Stand des Campus Wattwil.
Wer erwartet hatte, dass der Regierungsrat eine Bombe würde platzen lassen, sah sich jedoch enttäuscht. Über die Botschaft der Regierung an den Kantonsrat könne er noch nicht viel sagen, da das Mitberichtsverfahren noch im Gang sei, sagte Marc Mächler eingangs. Seine Ausführungen spiegelten den Stand von Ende August wider.
Allerdings relativierte er das sogleich wieder, indem er anfügte, die Botschaft entferne sich in der Regel nicht allzu weit von der Projektdefinition. Zugleich zeigte sich Marc Mächler überzeugt, dass die Campus-Lösung die Chance des Kredits in der Volksabstimmung erhöhen wird.
Die höchste Hürde für den Campus sieht der Regierungsrat aber nicht in der Volksabstimmung, sondern im Kantonsrat, wo er im April 2019 eine intensive, eventuell gehässige, Debatte erwartet. Aus politischen Gründen werde die Botschaft des Regierungsrats eine Aussage zur Sanierung des BWZ Rapperswil enthalten müssen. Dies, obwohl die Geschäfte nichts miteinander zu tun hätten, sagte Marc Mächler.
Förderverereins-Präsident Mathias Müller verhehlte nicht, dass es seiner Ansicht nach mit dem Campus Wattwil sehr langsam vorwärtsgeht. Dem widersprach Marc Mächler.
Seit er Regierungsrat sei, habe der Campus Wattwil im Departement hohe Priorität gehabt, sagte der Baudirektor. «Ich hatte allerdings zu Beginn den Eindruck, der Campus sei nur ein ‹Wording›. Das kann es nicht sein». Marc Mächler wies zugleich auf den Rückstau beim Gebäudeunterhalt hin und räumte ein, dass der Kanton für Sanierungen von Hochbauten jahrelang zu wenig Geld erhielt.
Synergien zwischen der Kanti und dem BWZT will Marc Mächler «nicht zur Freude der beiden Rektoren» bei der Mensa, der Aula, den Sportanlagen und in der Verwaltung nutzen. Wobei der Kanton offenbar wieder etwas zurückgerudert ist, wie Marc Mächler durchblicken liess. Die Synergien sollen sich in tieferen Betriebskosten widerspiegeln.
«Erschrecken Sie nicht», warnte der Regierungsrat die Zuhörer, als er auf die Kosten des Campus zu sprechen kam. Dieser soll nach dem aktuellen Stand 108 Millionen Franken kosten. 73,5 Millionen entfallen auf den Neubau der Kanti und 34,5 Millionen auf die Sanierung und Erweiterung des BWZT.
Die Rietsteinhalle werde entgegen von anderslautenden Gerüchten nicht abgerissen, sondern saniert, sagte Marc Mächler. Bei der Kanti habe es in 40 Jahren keine grundlegende Sanierung gegeben. Zudem sei die Kanti zu klein, und heute gebe es neue Anforderungen an Schulräume, etwa mehr Bedarf nach Zimmern für Gruppenarbeiten.
Vor allem beim BWZT seien die Kosten markant höher als früher kommuniziert, räumte der Regierungsrat ein. Das BWZT sei noch nicht sanierungsbedürftig, aber beim Dach, bei der Fassade und bei den Fenstern zeichne sich Sanierungsbedarf ab. "Wir schummeln nicht", betonte Marc Mächler.
Das BWZT wolle man erst zuletzt in Angriff nehmen. Zudem will der Kanton fürs BWZT mehr Raum schaffen, damit er das ehemalige Sekundarschulhaus in Lichtensteig, wo die Berufsschule eingemietet ist, verlassen kann. Nicht zur Freude des Präsidenten des Fördervereins, wie der Baudirektor maliziös anmerkte.
Im Dezember soll nun laut Marc Mächler der Regierungsrat die Botschaft an den Kantonsrat verabschieden, wobei es eventuell auch Januar werden könne. Geplant ist, dass im Februar 2019 die vorberatende Kommission des Kantonsrats bestimmt wird.
Die beiden Lesungen im Parlament wären im April und Juni 2019 möglich, gefolgt von der Volksabstimmung im November 2019. 2022 soll die neue Aussensportanlage Rietwis eingeweiht werden, zu der die Wattwiler mit dem «fast schon kommunistischen» Ergebnis von 90 Prozent Ja gesagt haben.
Erst dann kann man mit dem Bau der neuen Kanti beginnen. 2025 dürfte diese fertig sein. 2026 soll nach dem Zeitplan des Kantons das BWZT in die heutige Kanti zügeln. Bis 2028 soll das BWZT saniert und erweitert werden.
Nachher benötigt der Kanton gemäss Marc Mächler die heutige Kanti nicht mehr. Die Absicht sei, sie zu verkaufen, hielt der Regierungsrat deutsch und deutlich fest. Am liebsten an die Gemeinde Wattwil, die dann wegen des starken Wachstums neuen Schulraum brauchen werde, scherzte der Regierungsrat.
Vor dem Referat von Regierungsrat Marc Mächler führte der Förderverein Bildungsstandort Toggenburg am Montagabend in der Kanti Wattwil seine Generalversammlung durch. Die Mitglieder genehmigten den Rechenschaftsbericht des Vorstandes, die Jahresrechnung 2017 und das Budget 2018. Die Mitgliederbeiträge bleiben unverändert.
Die Versammlung bestätigte ferner die Vorstandsmitglieder in ihren Ämtern. Es handelt sich um Markus Hänsli, Werner Kaiser, Yvo Ledergerber, Mathias Müller (Präsident), Patrick Rieben, Norbert Stieger und Christoph Thurnherr. Bei den Wahlen und Abstimmungen gab es jeweils ein einstimmiges Ja.
Besonders erfreulich sei, dass der Regierungsrat den Campus realisieren wolle. Der Campus werde auch auf kantonaler Ebene Massstäbe setzen, sagte Mathias Müller. Trotzdem seien alle gefordert, zu zeigen, dass das Toggenburg das Projekt Campus unbedingt wolle.