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Die Bauarbeiten für die neue Familienbahn in Wildhaus laufen seit Mitte April und kommen gut voran. Die Einweihung der neuen Anlage ist im Oktober vorgesehen, in Betrieb geht sie im kommenden Winter. Wir haben die Baustelle besichtigt.
Die Sonne strahlt mit Urs Gantenbein, Walter Tobler und Jürg Schustereit um die Wette. Der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Bergbahnen Wildhaus AG, der Technische Leiter und der Marketingleiter sitzen zusammen im Wildhauser Oberdorf und betrachten den Fortschritt der Bauarbeiten an der neuen Sesselbahn.
Corona kann weder den Mitarbeitern der einheimischen Bauunternehmung noch den drei Vertretern der Bergbahn etwas anhaben. Gezittert hätten sie nur einmal, nämlich als Mitte März kurz die Schliessung der Baustellen im Raum gestanden habe. «Zum Glück kam es bei uns im Kanton St.Gallen nicht soweit, so konnten wir unseren Fahrplan einhalten», sagt Urs Gantenbein.
Für eine Verzögerung oder gar einen Stopp wäre es ohnehin zu spät gewesen: Der definitive Start des Projekts erfolgte bereits im Herbst 2019. «Wir haben uns im März einzig dafür entschieden, die Skilifte Freienalp und Gültenweid noch stehen zu lassen, so dass wir im schlimmsten Fall noch einen Ersatz hätten», ergänzt der Technische Leiter Walter Tobler.
Zwölf Millionen Franken wird das Bauprojekt kosten. Die eine Hälfte davon fällt auf die 6er-Sesselbahn und die dazugehörende Technik, die andere Hälfte fallen für die Bauarbeiten an den Stationen und den Stützen an, für Anpassungsarbeiten an der Piste und an der Beschneiung sowie für die Projektierung, die Bewilligungen und den Rückbau von vier bestehenden Skiliften.
«Zwölf Millionen Franken ist ein grosser Betrag für ein KMU, wie wir eines sind.»
Urs Gantenbein betont darum, dass es dem Bergbahnunternehmen nicht alleine darum geht, dass ab dem kommenden Winter eine neue und moderne Bahnanlage in Betrieb ist. Gantenbein will vor allem das Gesamtkonzept Wildhaus 2.0 verständlich machen. «Wildhaus verfügt dann zwar über die modernste und sicherste Familienbahn in der Schweiz. Damit kommen wir in die Top-Liga der Familien-Skigebiete», sagt er.
Er ist sich aber bewusst, dass die eine Sesselbahn alleine dafür noch nicht reicht: Das ganze Angebot müsse passen, von den Anlagen über die Pisten bis zur Schneesportschule. Nicht zuletzt deshalb wird im Oberdorf vor der neuen Wintersaison ein neuer Kinderskilift gebaut. Dieser Tellerlift erschliesst den Übungshang, der bei Anfängern sehr beliebt ist.
Die Sesselbahn ist bezüglich der Steuerung mit der modernsten Technik ausgestattet, welche die Garaventa-Doppelmayr derzeit anbietet.
«Punkto Sicherheit sind wir noch einen Schritt weiter gegangen, eine solche Sesselbahn wie unsere gibt es derzeit in der Schweiz noch nirgends.»
Urs Gantenbein erwähnt zwei besondere Sicherheitselemente. Der Schliessbügel, der sich bei der Ausfahrt aus der Station automatisch schliesst, wird mehrfach kontrolliert. Wenn ein Fahrgast beispielsweise nicht richtig sitzt oder noch einen Rucksack verstaut, so dass der Bügel nicht einrasten kann, dann stoppt die Bahn. «Es geht also kein Sessel auf die Strecke, bei dem der Bügel nicht geschlossen ist. Und öffnen lässt er sich auch nicht», sagt Urs Gantenbein.
Weiter erkennt die Bahn, wie gross der Fahrgast ist. Wenn ein Kind aufsteigen will, das kleiner als 1,25 Meter ist, hebt sich der Hubtisch automatisch, so dass das Kind sich mühelos auf den Sessel setzen kann. Für die Erwachsenen bringe dies kaum weniger Komfort, ausser wenn sie sehr gross seien. «Vorbei sind also die Zeiten, in denen die Seilbahnmitarbeiter oder andere Fahrgäste die Kinder auf den Sessel heben mussten», sagt Urs Gantenbein.
Bahntyp: Kuppelbare 6er-Sesselbahn mit Wetterschutzhauben
Anzahl Stützen: 9
Anzahl Fahrzeuge: 54
Schräge Länge: 1289 Meter
Förderleistung: 2000 Personen/Stunde
Geschwindigkeit: 0,8 Meter/Sekunde in den Stationen, maximal 5 Meter/Sekunde auf der Strecke
Fahrzeit: 5 Minuten
Dank dieses Systems sei es möglich, einen 6er-Sessel mit einem einzigen Erwachsenen und fünf Kindern zu besetzen. Dies im Gegensatz zu «normalen» 6er-Sesselbahnen, wo mindestens zwei Erwachsene vorgeschrieben seien. Das komme vor allem der Schneesportschule entgegen.
Die 54 Sessel sind mit einer Wetterhaube ausgestattet. Auf beheizbare Sessel hingegen hat die Bergbahnen Wildhaus AG bewusst verzichtet.
Der Baufahrplan ist ambitioniert. Mitte April wurden die Baustellen im Oberdorf und auf der Freienalp eingerichtet. Nun werden die Fundamente für die neun Stützen betoniert und das Gebäude für die Talstation nimmt Gestalt an. Ebenfalls wird der Standort für die Bergstation vorbereitet. Der Plan sieht gemäss Urs Gantenbein vor, dass Anfang Juli die Masten montiert werden können.
«Ein Meilenstein ist der Einzug des Förderseils und die damit verbundene Seilspleissung. Diese ist auf Anfang August vorgesehen.»
Bis im September sollte die Sesselbahn soweit fertiggestellt sein, dass die bahntechnischen Abnahmen ausgeführt werden können. Die Bergbahn rechnet damit, die Betriebsbewilligung Anfang Oktober zu erhalten. «Wir planen Mitte Oktober ein Einweihungsfest», sagt Urs Gantenbein.
Er ist überzeugt, dass diese Planung eingehalten werden kann. «Wir haben bereits jetzt eine sehr gute Zusammenarbeit mit den beteiligten Bauunternehmen. Wir spüren ihren Willen, das Beste für unser Projekt zu geben». Der Betriebsstart der Familienbahn Freienalp erfolgt aber erst mit dem Beginn der Wintersaison. «Die Bahn ist ganz klar für den Winterbetrieb vorgesehen», betont Urs Gantenbein.
Regelmässige Aktualisierungen über den Stand der Bauarbeiten sind unter www.wildhaus.ch zu finden.