Nächste Woche spricht der Kantonsrat Gelder aus dem Lotteriefonds. Auch an Toggenburger Organisationen und Initiativen.
Im kommenden Jahr feiert die Kantonsschule Wattwil ihr 50-jähriges Bestehen. Gefeiert soll dieses unter anderem mit einem Musical werden.
Damit dieses dann im April aber tatsächlich über die Bühne geht, braucht es Geld. Rund 135'000 Franken sind nötig. Rund 30'000 Franken sollen vom Kanton kommen, genauer aus dem Lotteriefonds, der sich aus dem Gewinn der Schweizer Landeslotterie speist. Das beantragt die Regierung dem Kantonsrat, welcher in der Session kommende Woche darüber befindet.
Zweimal im Jahr werden Gelder aus dem Lotteriefonds gesprochen. Gesuche dafür können jeweils bis Mitte Februar beziehungsweise Mitte August gestellt werden. Anschliessend schlägt die Regierung dem Kantonsrat eine Auswahl vor, dieser entscheidet in der Juni- beziehungsweise Novembersession darüber. Die Gesuche müssen gewisse Kriterien erfüllen, unter anderem einen «angemessenen» Bezug zum Kanton St.Gallen haben.
Die Gelder im Lotteriefonds stammen aus dem Gewinn der schweizerischen Landeslotterie. Jährlich erzielte diese in den letzten fünf Jahren im Schnitt einen Gewinn von 343,8 Millionen Franken. Davon erhält der Kanton St.Gallen 26 Millionen Franken und davon werden wiederum 80 Prozent dem Lotteriefonds zugewiesen.
Von 2016 bis 2018 gingen im Jahresmittel rund 225 Gesuche ein. Genehmigt wurden im Schnitt rund 128 beziehungsweise rund 10 Millionen Franken. In der ersten Tranche 2019 wurden bereits 65 Gesuche für rund 5,5 Millionen Franken bewilligt.
Neben dem Jubiläumsmusical der Kanti werden – geht es nach der Regierung – weitere elf Projekte aus dem Thur- und Neckertal oder mit Bezug dazu unterstützt. Zwei befassen sich ebenfalls mit der Theaterkunst. So soll das Ring Theater, Mosnang, 18'000 Franken für «Via Mala» erhalten, das «erneut sehr vielversprechende Theaterstück, bei dem es einiges zu entdecken gibt an Welterkenntnis und Gegenwartskritik».
Gleich 90'000 Franken soll die Bühne Thurtal erhalten. Diese steht fast zehn Jahre nach der Gründung vor grösseren Veränderungen. Seit diesem Sommer ist der Hemberger Regisseur Simon Keller Leiter der Bühne Thurtal. Er übernahm dieses Amt von Willy Hollenstein, nachdem im Sommer 2018 die Zusammenarbeit zwischen den beiden in Dreyschlatt so gut funktioniert hatte. Hollenstein führte dort mit der Bühne Thurtal das Freilichtspiel «Ueli Bräker – der Arme Mann im Tockenburg» auf, während Simon Keller das gleiche Setting für seine Produktion «Krabat» nutzte.
In der neuen Konstellation plant die Bühne Thurtal im Sommer 2020 unter anderem ein weiteres Freilichtspiel. Von Juli bis August soll in Fischingen «Zwinglis Frau» aufgeführt werden. Für die Übergabe und die erste Saison unter der neuen Leitung budgetiert die Bühne Thurtal rund eine Million Franken.
Im Bereich der bildenden Kunst, Design, Film und Architektur soll das Rathaus für Kultur in Lichtensteig als «Knotenpunkt des vielfältigen Kulturschaffens im Toggenburg» für die nächsten drei Jahre je 25'000 Franken erhalten. Die insgesamt 75'000 Franken – beantragt hatten die Verantwortlichen des Rathauses 105'000 Franken – decken einen Teil der Gesamtkosten von rund einer halben Million Franken für die nächste dreijährige Projektphase.
Im Rathaus für Kultur befindet sich auch die Dogo Residenz für neue Kunst, die ihrerseits 50'000 Franken für die nächsten zwei Jahre erhalten soll. Beantragt hatte die Residenz 70'000 Franken. Sie «bringt junge nationale und internationale Kunstschaffende ins Toggenburg», ist in der Botschaft der Regierung zu lesen. In der ersten Saison profitierten 13 Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt von diesem Angebot. Beworben hatten sich über 120 Kunstschaffende.
Gleich drei Toggenburger Projekte will die Regierung im Bereich Geschichte und Gedächtnis mit je 20'000 Franken unterstützen. Dazu gehört eine Ausstellung zum Linienjubiläum 150 Jahre Toggenburgerbahn, das 2020 gefeiert wird. Ebenso soll eine Publikation über die 100-jährige Geschichte der «Krone» in Wald-Schönengrund von kantonaler Förderung profitieren. Schliesslich wird in dieser Rubrik das Buchprojekt «Die Caran d’Ache Saga» von Ralph Brühwiler unterstützt. Brühwiler möchte bekannter machen, dass Armin Schweitzer, Gründer der Genfer Firma, Wurzeln im Toggenburg hat. Die Erscheinung ist für den Herbst 2020 vorgesehen. Mit dem kantonalen Beitrag könnte Brühwiler rund zehn Prozent der Gesamtkosten decken.
Schliesslich werden aus dem Lotteriefonds auch denkmalpflegerische Arbeiten unterstützt. Im Toggenburg sind das die Fassadenrenovationen der evangelisch-reformierten Kirche Hemberg (42'500 Franken) und des Bezirksgebäudes in Lichtensteig (38'000 Franken) sowie der Umbau und die Fassadenrestaurierung des alten evangelischen Pfarrhauses Wattwil (37'500 Franken) und die Innenrenovation eines Wohnhauses an der Lichtensteiger Hauptgasse (34'400 Franken). Bei Letzterem handelt es sich um das Haus Forrer. «Seine Stellung am Obertor, in der Sichtachse der Hauptgasse, macht es zu einem prominenten Haus im Städtli», ist der Botschaft zu entnehmen. Es gilt als Kulturobjekt von kantonaler Bedeutung.
Weitere Gelder fliessen als Jahresbeiträge an Kulturinstitutionen. Hier hat das kantonale Amt für Kultur dreijährige Leistungsvereinbarungen abgeschlossen. Im Toggenburg profitieren davon die Klangwelt Toggenburg, das Kleintheater Zeltainer in Unterwasser, das Chössi-Theater und die Jazztage in Lichtensteig, das Orchester il mosaico und das Kino Passerelle in Wattwil, das Kraftwerk Krummenau und Kultur in Mogelsberg. Insgesamt erhalten diese Organisationen fast eine halbe Million Franken jährlich, wobei der Löwenanteil mit 290000 Franken an die Klangwelt Toggenburg geht.