Drei Kunstschaffende porträtieren das Land Armenien in der Propstei in St. Peterzell. Die Ausstellung «Shifting Cascades» ist die Weiterführung eines Kunstprojektes, das mitten in der Hauptstadt Jerewan begann.
«Im Moment des Geschehens merkten wir, dass wir gerade eben Geschichte miterleben», sagt Kuratorin Angela Kuratli in ihrer Begrüssungsrede. Am vergangenen Freitagabend fand die Vernissage der Ausstellung «Shifting Cascades» in der Propstei in St. Peterzell statt. Angela Kuratli erzählt, dass sie sich vergangenen Frühling gemeinsam mit den drei Kunstschaffenden Patrick Cipriani, Till Martin und Sebastian Stadler in der armenischen Hauptstadt Jerewan aufhielt, als sich plötzlich Zehntausende Armenier in einem friedlichen Protest gegen ihren Präsidenten auflehnten.
Auf Anfrage der Schweizerischen Botschaft in Armenien organisierten die Fotografen damals die Kunstausstellung «Travertine Future» in Jerewan. Eine Ausstellung, welche der Welt die anderen Seiten des ansonsten relativ unbekannten Landes präsentieren sollte.
«Genaues Beobachten bedeutet zerstückeln», meinte einst Schriftstellerin Herta Müller. Ihr Satz wurde zum Leitspruch für die Ausstellung der drei Kunstschaffenden. Mit verschiedenen Fotografien und audiovisuellen Darstellungen zeigen sie auf, was das Land im Kaukasusgebirge alles ausmacht. Dafür reisten die jungen Fotografen und Künstler mehrere Male gemeinsam oder alleine nach Armenien, lernten die Kultur und die Leute des Landes kennen und versuchten, ihre Erlebnisse und Gedanken für die Ewigkeit festzuhalten.
Zu diesem Zeitpunkt wusste aber noch keiner der involvierten Künstler, dass sie genau zu Beginn ihrer Austellung in Jerewan mitten in die «samtene Revolution» eintauchen würden.
«Shifting Cascades» ist die Weiterführung der vergangenen Kunstausstellung «Travertine Future» in Armenien und findet diese Tage in der Propstei in St. Peterzell statt.
Betritt man den Dachstock der Propstei, so bleibt der Blick direkt an einer mannshohen, schwarzen Installation von Patrick Cipriani hängen. Gezeigt werden präzise gewählte Schwarz-Weiss-Fotografien. Inspiriert wurde Cipriani von Skulpturen, die sich in Armenien und besonders in der Hauptstadt Jerewan an jeder Strassenecke finden. Läuft man weiter in die Mitte des Raumes, so sieht man Bilder an der Wand, welche die leeren Bars in Jerewan während der friedlichen Revolution aufzeigen. Die Fotografien stammen von Sebastian Stadler. Für ihn ist die Fotografie ein Mittel, den Raum zu erkunden, und ein Versuch, Fragmente der Realität einzufangen.
In Form von zwei verschiedenen Videos, die hinten im Raum auf grössere Leinwände projiziert werden, zeigt er die Verbundenheit des armenischen Volkes zu ihrem Wahrzeichen, dem biblischen Berg Ararat und zu ihrem Nationalsport, dem Schachspiel, auf. Eine ähnliche Methode hat der Künstler Till Martin auf der anderen Seite des hölzernen Dachstockes gewählt. Auf drei Rollen Zeitungspapier werden verschiedene Bilder aus Armenien aufgezeigt, welche Teil von Till Martins Langzeitprojekt «Europa» sind. In Armenien suchte er an dem Ort, an dem Europa und Asien aufeinandertreffen, nach allgegenwärtigen und vergangenen Geschichten und stellt sie fotografisch dar.
Ein weiterer Teil der Austellung «Shifting Cascades» wird von einer kleinen Bibliothek untermalt, die armenische Werke oder Bücher, die im weiteren Zusammenhang mit Armenien stehen, umfasst.
Die Vernissage am vergangenen Freitagabend wurde von einer Rede von Manushak Karnusian, der Schweizerin mit armenischen Wurzeln, und den beiden Musikern Angelika Zweller und dem Armenier Shant Eskenian, welche den Anlass mit traditioneller armenischer Musik untermalten, eröffnet.
Die Austellung «Shifting Cascades» findet noch bis zum 15. September in der Propstei statt. www.ereignisse-propstei.ch