Der Fotograf Ueli Alder stellt ab Samstag sein Projekt «Wallflower» an der Freilichtausstellung in Krinau aus. Wie bei so vielem in seinem Leben folgt er dabei einer spontanen Eingebung.
«Was massen wir uns eigentlich an, einem Bild einen Wert zu geben, nur weil es drei Stücke davon gibt», sagt der Künstler Ueli Alder aus Hemberg. Der vierzigjährige Fotograf lebt für die analoge Fotografie und für Bilder, die aus reinem Zufall die Schönheit der Welt einfangen. Bald ist er Teil der Freilichtausstellung «Alles Fassade» in Krinau. Dort stellt er sein Projekt «Wallflower» aus – ein Werk, das aus reinem Zufall entstanden ist.
Ueli Alder ist in Urnäsch aufgewachsen. Mit einem Vater als Bauermaler ist er praktisch mit dem Handwerk aufgewachsen. Als Jugendlicher begann er, Werbungen in Zeitungen und Magazinen mit Bleistift abzuzeichnen. Schon in jungen Jahren wurden seine Zeichnungen ab und zu ausgestellt und verkauft. «Manchmal kamen Leute zu mir, die wollten, dass ich ein Porträt von jemandem zeichne», erzählt er. «Ich brauche aber etwas vor mir, ein Bild oder eine Fotografie. Also bin ich los und habe die Menschen fotografiert, die ich zeichnen sollte», erzählt Ueli Alder. So hat er die Freude am Fotografieren gefunden. Im Keller seines Elternhauses richtete er ein Fotolabor ein und begann, seine Schwarz-Weiss-Fotografien selber zu entwickeln. Ein Prozess, dem er bis heute mit Leidenschaft nachgeht.
Nachdem er die Lehre als Kunststofftechnologe in Herisau abgeschlossen hatte und die Firma begann, Stellen zu streichen, ging er freiwillig. Er bewarb sich spontan für den gestalterischen Vorkurs in Zürich. «Sie haben mich angenommen, also liess ich mich ein Jahr lang künstlerisch treiben», erzählt Ueli Alder. «Erst dann bin ich so richtig in der Welt der Kunst angekommen.» Nachdem er den gestalterischen Vorkurs in Zürich abgeschlossen hatte, schickte er sein Portfolio ohne grosse Hoffnungen in die Zürcher Hochschule der Künste ein – und wurde wieder angenommen.
So folgten vier Jahre Studium in der Fotoklasse. «Das war alles extrem theoretisch», erzählt Ueli Alder. «Mir fehlte der Praxisbezug.» Sein damaliger Professor empfahl ihn aber für ein Auslandstipendium, und ein Jahr später landete Ueli Alder am «Art Institute» in Chicago in den USA. Dort habe er gelernt, das Leben nicht zu ernst zu nehmen. «Die Zukunft vieler Künstlerinnen und Künstler ist ungewiss. In Amerika wird das aber viel entspannter behandelt als bei uns», erzählt Ueli Alder. «Ich habe mich einfach treiben lassen», erzählt er nachdenklich.
Aus Chicago kam er mit tausenden von verschiedenen Fotografien nach Hause, wo dann auch schon die ersten Aufträge auf ihn warteten. «Meine Diplomarbeit kam damals sehr gut an. Das gab mir ein sicheres Standbein als Fotograf», sagt Ueli Alder. In seiner Diplomarbeit arbeitete er seine Wurzeln zum Appenzell auf und fotografierte – nicht ganz ohne Ironie – das Appenzellerland im Western-Style.
Die analoge Fotografie hat es Ueli Alder angetan. «Wir haben damals im Studium fast geweint, als man uns erzählte, dass die analoge Fotografie keine Zukunft habe. Zum Glück ändert sich das heute wieder», meint Ueli Alder. Der Reiz am analogen Fotografieren sei, dass jedes Bild einzigartig ist. Das Ergebnis eines Fotos erhält Ueli Alder immer erst viele Stunden nach dem Schuss, nämlich dann, wenn das Bild im Fotolabor entwickelt wurde. «Ich mag diesen Verlangsamungsprozess», meint Ueli Alder. Künstler, sagt er, sei er aber trotzdem keiner. «Ich mache nur Fotos», sagt er und zuckt mit den Schultern. «Ich bin ein Handwerker. Die analogen Bilder geben mir das Gefühl, etwas erschaffen zu haben.»
Heute lebt Ueli Alder mit seiner Frau in einem alten, aber gemütlichen Haus im Hemberg. Er arbeitet als freischaffender Fotograf, unterrichtet an einer Kunstschule in Bern, arbeitet in einem Fotomuseum, macht Ausstellungen und verkauft seine Bilder. «Ich kann von der Fotografie leben, aber nicht als Fotograf», sagt er dazu.
An der Freilichtausstellung in Krinau stellt Ueli Alder aber keine Fotografien aus, wie vielleicht zu erwarten gewesen wäre, sondern eine Kunstinstallation. Seine Idee ist simpel, aber wirkungsvoll: «In Krinau gibt es viele Mauern, denen niemand Beachtung schenkt. Ich lege meinen Fokus darauf», verrät Ueli Alder. In dem Fotomuseum, in dem er arbeitet, ist nach einer Ausstellung ein knallig blauer Rasenteppich übrig geblieben. Damit wird er die Mauern verkleiden. «Man wird sie schon von weiten leuchten sehen», meint Ueli Alder. Das Projekt nennt er «Wallflower» und ist ebenfalls aus einer spontanen Eingebung entstanden. Wie so vieles in dem Leben des jungen Künstlers, der sich lieber einen Handwerker nennt.
Unter dem Titel «Alles Fassade» veranstaltet Kunsthalle(n) Toggenburg vom 8. bis 23. September eine besondere Ausstellung in Krinau. Dabei werden die Gebäude im Dorf zum Schauplatz vorübergehender Kunst. Insgesamt beteiligen sich 20 Kunstschaffende mit ihren je eigenen Projekten daran, vier von ihnen stammen aus dem Toggenburg.
Die Vernissage findet am Samstag, 8. September, 14.30 bis 17 Uhr statt, dies in der Turnhalle Krinau. Zudem gibt es eine Midissage im «Rössli», dies am Samstag, 15. September, 14.30 bis 17.30 Uhr. Die Finissage, wiederum in der Turnhalle, ist am Sonntag, 23. September, 10 bis 14 Uhr. (aru)