Am Samstag um 9 Uhr soll der erste Pilatus Porter mit zehn Fallschirmspringern auf der Graspiste in Ebnat-Kappel abheben. Damit das gelingt, legten sich rund ein Dutzend Personen am Freitag mächtig ins Zeug. Denn einen Flugplatz zu bauen, ist aufwendig.
Daniel Ramp schwitzt. Nicht nur, weil das Thermometer am Freitagmittag in Ebnat-Kappel die 30-Grad-Grenze locker übersteigt. Viel mehr fordert ihn gerade sein «Nebenamt» als Bauchef im OK der Schweizer Meisterschaft der Fallschirmspringer. Zusammen mit rund einem Dutzend Clubmitglieder der Fallschirmgruppe Sittertal richtet er das Gelände in Ebnat-Kappel für die Wettkämpfe her.
Diese beginnen zwar erst am kommenden Freitag. Aber die erste Austragung der Meisterschaft auf dem provisorischen Flugplatz in Ebnat-Kappel hat gezeigt, dass sich der Aufwand für drei Tage Springbetrieb nicht lohnt. «Wir haben darum beschlossen, die Meisterschaft ans Ende der Sommerferien zu legen und in der Woche zuvor einen Springbetrieb anzubieten», erklärt Daniel Ramp. Nicht nur Fallschirmspringer aus Sitterdorf werden von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, sondern auch Teilnehmer der Wettkämpfe.
Ist es denn nicht gefährlich, auf der Wiese zwischen den Bahngleisen und der Thur, nahe von Häusern und Bäumen zu landen? Daniel Ramp verneint. Ein Schweizer Fallschirmspringer sei sich solche «Hindernisse» gewohnt. Er lande sowieso parallel zur Bahnlinie und könne allenfalls ausweichen. «Zudem», fügt er hinzu, «springen nur geübte Fallschirmspringer hier ab. Einem Schüler würde ich es nicht empfehlen», sagt Ramp, der in Sitterdorf Fallschirm-Instruktor ist.
Damit die Flugzeuge starten und landen dürfen, mussten die Organisatoren einige Bewilligungen einholen. Zuerst einmal habe man das Einverständnis der Landbesitzer gebraucht und mit ihnen vertraglich eine Entschädigung ausgehandelt, erzählt Daniel Ramp. Dass der Boden jetzt trocken sei, habe lediglich zur Folge, dass es beim Start und bei der Landung mehr holpere, sagt er.
Für die Piste selber war Beat Eugster verantwortlich, der selber eines der drei Flugzeuge steuert. Weisse Blachen zeigen den Piloten an, wo sie starten und landen. Gleich daneben wird eine Landezone markiert. Auf dem provisorischen Flugplatz gibt es auch eine Zisterne, wo die Flieger tanken können. Hier muss eine Auffangwanne installiert werden, zudem wird sie von einem instruierten Tankwart bedient. «Das Tanken selber erfolgt dann wie auf dem Flugplatz auch», sagt Daniel Ramp. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL hat die Piste bewilligt.
Sicherheitsvorgaben gab es, aufgrund der Nähe zur Bahnlinie, auch von der SOB. Da die Fallschirmgruppe Sittertal bereits vor drei Jahren die Schweizer Meisterschaft in Ebnat-Kappel durchgeführt hat, sind viele Abläufe klar und werden gleich gehandhabt wie damals. Trotzdem ist Daniel Ramp froh, dass er bei Gewerbebetrieben kurzfristig Material ausleihen kann. «Wir werden hier sehr gut unterstützt von den Anwohnern, der Gemeinde und dem Gewerbe», lobt er.
Daniel Ramp teilt seine Helfer ein. Die Piste ist soweit fertig, die Markierung entlang der Bahnlinie in Auftrag gegeben. Die meisten Helfer sind daran, das Festzelt aufzustellen und die Bar einzurichten. Viele Flaschen mit mehr oder weniger Hochprozentigem stehen bereit, um im Barwagen gekühlt zu werden. Daniel Ramp, der nebst Bauchef auch Festwirt ist, ist sich bewusst, dass der Umsatz im Festzelt in den ersten Tagen schwächer ist als gegen Ende. Dies ist eine Folge der Sicherheit, die während des Wettkampfs grossgeschrieben wird. Für die Fallschirmspringer gelte Null-Toleranz beim Alkohol, sagt Daniel Ramp bestimmt. Sommerhitze hin oder her.
Die Sicherheit wird bei der Schweizer Meisterschaft der Fallschirmspringer, die auf einem provisorischen Flugplatz ausgetragen wird, grossgeschrieben. Bei allem richten sich die Organisatoren an die Gewohnheiten, die sie von den Flugplätzen kennen, auf denen sie ihr Hobby normalerweise ausüben. «Jeden Tag führen wir ein Briefing durch, an dem die Springer teilnehmen müssen und sie müssen sehr diszipliniert sein», erklärt OK-Mitglied Daniel Ramp. Für sie und auch für die Piloten der drei Flugzeuge sind im Luftraum klare Sektoren definiert, die sie nicht verlassen dürfen. «Der Flugbetrieb muss auch hier in Ebnat-Kappel professionell sein, sonst funktioniert es nicht», ist Daniel Ramp überzeugt.
Während des Wettkampfs wird rund alle zehn Minuten eines der drei Flugzeuge auf der Graspiste starten. Konkret hat es dann zehn Minuten Zeit, um die Absprunghöhe der Fallschirmspringer zu erreichen, dann weitere zehn Minuten, um wieder zu landen und noch einmal zehn Minuten, um zehn weitere Springer aufzuladen. Der Flugbetrieb werde eng überwacht, erklärt Daniel Ramp.
Eine Person, die auf dem Boden stationiert ist, koordiniert und kontrolliert die Bewegungen der Flugzeuge und ist ständig in Funkkontakt mit den Piloten. Eine weitere Person ist für die Fallschirmspringer zuständig. Sie schaut dafür, dass sie zur richtigen Zeit ins richtige Flugzeug einsteigen. Jeder Fallschirmspringer zahlt eine Gebühr und löst somit ein Ticket für den Flug und wird, entsprechend seinem Wettkampfeinsatz, auf ein Flugzeug «gebucht». Vor dem Abheben wird die Startzeit mehrmals ausgerufen und der Fallschirmspringer muss bereit sein, wenn das Flugzeug landet, damit dieses nicht lange am Boden ist. Eine dritte Person schliesslich ist für die Wettkämpfe und die Resultate zuständig. (sas)