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Heute ist völlig klar, dass Wil ein bedeutender Knoten im öffentlichen Verkehr der Region ist. Doch vor dem Bau der Toggenburgerbahn hätte diese Funktion auch andernorts zu liegen kommen können. Die Regierung bevorzugte beispielsweise Flawil.
Gefeiert wird 2020 das 150-Jahr-Jubiläum der Eisenbahnverbindung Wil-Ebnat. Die Toggenburgerbahn vermittelte der Stadt Wil fast unbemerkt noch zwei Errungenschaften: Der Bahnhof Wil wurde 1870 zum Knotenbahnhof aufgewertet und in Wil etablierten sich die Brückenbauwerkstätten B.Gubser & Comp.
Beide Errungenschaften sind unter Würdigung der damaligen verkehrspolitischen Gegebenheiten keine Selbstverständlichkeit. Für die Initianten der Toggenburgerbahn standen anfänglich die Anschlusspunkte Flawil und allenfalls Uzwil zur Debatte.
Verkehrspolitisch gab der Regierungsrat Flawil den Vorzug, bautechnisch war jedoch Wil klar im Vorteil. Der 1870 erfolgte Anschluss ins Toggenburg schuf sodann für Wil eine Vorzugsstellung, die den späteren Anschluss der Mittel-Thurgau-Bahn gleich vorwegnahm.
Der Verkehrsknoten erwies sich, im Nachhinein folgerichtig, als langfristige Standortförderung erster Güte. Nicht überraschen werden zudem die Strassenbahnprojekte mit dem Ziel Bahnhof Wil oder die längst vergessenen Hörnlibahn-Visionen mit Wil als Ausgangspunkt.
Die Toggenburgerbahn wurde durch das Berner Unternehmen Baugesellschaft Wieland, Gubser & Comp. geplant und gebaut. Beat Gubser, der Brückenbau-Ingenieur und Bürger von Walenstadt, und Oberst Richard Wieland, der einstige Telegrafeninspektor in St.Gallen, kannten zweifellos die Region und dürften auch ihre Beziehungsnetze gepflegt haben.
Beat Gubser dank Jubiläum besser kennengelernt
Gubser bestand mit dem Bau der Eisenbrücken zwischen Wil und Ebnat die Bewährungsprobe. Er blieb in Wil und etablierte dort die Brückenbauwerkstätten Beat Gubser & Comp.
Der Name von Gubser blieb mit zahlreichen Brückenbauten in der Region und sogar im fernen Österreich-Ungarn verbunden. Zur langen Liste seiner Konstruktionen zählen Passerellen, mehrere Thurbrücken und die Brücken der Bischofszeller-Bahn. Eindrücklichstes Bauwerk dürfte neben der Guggenlochbrücke der Toggenburgerbahn die eigenwillige Aarebrücke der Bözbergbahn bei Brugg sein. Dass von den Werkstätten in Wil kaum weitere und nachhaltigere Spuren bekannt sind, muss wohl mit dem frühen Tod Gubsers im Jahr 1882 zusammenhängen.
Die Ausstellung zum Jubiläum 150 Jahre Toggenburgerbahn ist bis Sonntag, 27. September, in Bazenheid zu sehen. Dann wandert sie zur letzten Station und steht bis zum 11. Oktober im Stadtsaal-Pärkli in Wil.