Startseite
Ostschweiz
Toggenburg
Am 28. November feiert die «Chössi»-Eigenproduktion «Die Heiratsvermittlerin» Premiere. Nicht nur die Proben sind im vollen Gange, auch die Kostümschneiderinnen haben bereits alle Hände voll zu tun.
Der Proberaum im Bahnhofsgebäude Lichtensteig ist noch bis Ende November ins späte 19. Jahrhundert versetzt. Denn noch gut einen Monat lang probt hier ein Ensemble aus elf Darstellerinnen und Darstellern für die diesjährige «Chössi»-Eigenproduktion. Die Theatermacherin Seraina Kobelt hat mit ihrem Team Thornton Wilders Stück «Die Heiratsvermittlerin» dafür ausgewählt.
Die Laiendarsteller werden von vielen Helferinnen und Helfern unterstützt. Gleich zwei Kostümschneiderinnen kümmern sich etwa darum, dass die Optik des Fin de Siècle auch in Stoff und Tuch der Erwartungshaltung des Publikums entspricht. Der Fotograf Hanes Sturzenegger begleitet die Vorproduktion mit seiner Kamera und der Wattwiler Historiker Hans Büchler gab Einblicke in den Toggenburger Alltag um 1900. Büchlers Buch «Die Zukunft beginnt» war auch Grundlage für die Bilderausstellung, welche die Besucher des Chössi-Theaters bereits jetzt auf die Premiere einstimmen soll.
Für die zwei Theaterschneiderinnen Laura Oertle und Marisa Mayer steht nach Wochen der Vorbereitung jetzt das eigentliche Handwerk an. «Der grösste Teil der Kostüme stammt aus dem Fundus, wir haben aber auch viel gesammelt», erklärt Oertle.
Im Sommer fing die Sammlung an, die letzten zwei Wochen ging es um die Auswahl. Nun folgen die Anproben und Änderungen. «Da das Stück in der Zeit um 1900 spielt, ist dieses Mal mehr nötig als bei vergangenen Produktionen», sagt Urban Kressibucher vom Chössi-Theater. Die Kostüme sollen authentisch wirken und die Erwartungen des Publikums erfüllen, aber dennoch einfach bleiben. Anders als bei grossen Produktionen könne nicht alles von A bis Z geschneidert werden. «Wir haben vieles eingekauft, auch Original-Stücke», so Laura Oertle. Und Marisa Mayer ergänzt: «Einzelne Sachen haben wir dann doch von Grund auf selbst hergestellt.»
Für die Chössi-Eigenproduktion 2019 hat Seraina Kobelt und ihr Team die Komödie «Die Heiratsvermittlerin» des US-amerikanischen Schriftstellers Thornton Wilder (1897-1975) ins Toggenburg der Jahrhundertwende transportiert. Aus dem amerikanischen Kaff Yonkers wird Lichtensteig, Wil nimmt die Stelle New Yorks ein. «Wir haben uns mit Änderungen am Stück zurückgehalten», erklärt Kobelt. Die geografische Verschiebung über den Atlantik und dazu nötige textliche Anpassungen machen den Löwenanteil der Adaptionen aus, ausserdem hat Kobelt das Stück etwas gekürzt. Gespielt wird in Mundart. Gespannt sein dürfe das Publikum, ob und welche Figuren es erkenne: Verschiedene historische Personen der Region standen Pate für die ins Toggenburg verschobenen Rollen.
Das Chössi-Theater zeigt in unregelmässigen Abständen Eigenproduktionen, das letzte Mal 2017 «Oktober im Mai». Auch 2019 besteht das Ensemble aus Laiendarstellern, eine enge Zusammenarbeit mit ihnen liege dem «Chössi» am Herzen, betont Urban Kressibucher. So fand etwa kein reguläres Casting statt; wer mitmachen wollte, darf nun auch mitspielen. Und: Das Ensemble entschied sich selbst für «Die Heiratsvermittlerin». Während eines Workshops experimentierten die Darstellerinnen und Darsteller mit drei Stücken, Thornton Wilders Komödie gewann in der Schlussabstimmung.
Vom 28. November bis 1. Dezember im Chössi-Theater in Lichtensteig. Weitere Informationen unter www.choessi.ch.