Der Unihockeysport ist auf dem Vormarsch – im Toggenburg ist der Boom erst leicht zu spüren

33'523 Spielerinnen und Spieler besitzen aktuell eine Unihockeylizenz. Damit ist Unihockey die zweitgrösste Mannschaftssportart im Land. Auch bei den zwei grössten Toggenburger Vereinen herrscht leichtes Wachstum.

Timon Kobelt
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Die dynamische Sportart Unihockey hat es auf die Bildschirme der Schweizer Haushalte geschafft. (Bild: Keystone/Ennio Leanza)

Die dynamische Sportart Unihockey hat es auf die Bildschirme der Schweizer Haushalte geschafft. (Bild: Keystone/Ennio Leanza)

Unihockey war lange ein Sport, der punkto Aufmerksamkeit im Schatten der grossen Mannschaftssportarten Fussball, Eishockey oder Handball stand. Doch allmählich treten die Unihockeyaner aus diesem Schatten heraus ins Scheinwerferlicht. Massgeblich dazu beigetragen hat die erhöhte TV-Präsenz: Seit 2015 überträgt SRF den Superfinal der Männer und Damen live. Am Superfinal wird der Schweizer Meister im Unihockey in nur einem Spiel ermittelt. Er ersetzt somit die Playoff-Finalserie, was bei den Spitzenclubs nicht unumstritten ist. Zusätzlich überträgt SRF seit 2018 acht weitere ausgewählte Playoff-Partien, jeweils samstags.

Bezüglich Spielerlizenzen muss sich Unihockey seit geraumer Zeit nicht verstecken. Diesen April erreichte die Sportart mit 33'523 lizenzierten Spielerinnen und Spielern ihren bisherigen Höhepunkt. Gemessen an dieser Grösse ist Unihockey damit inzwischen die zweitgrösste Mannschaftssportart im Land – hinter König Fussball. Im Vergleich mit April 2014 hat die Anzahl Lizenzierter um rund 13 Prozent zugenommen. Dazu sagt Reto Balmer, Leiter Sport bei Swiss Unihockey:

«Unsere Lizenzzahlen wachsen langsam aber stetig, zirka plus 500 Lizenzen pro Jahr. Dies ist im Vergleich zu unseren Referenzsportarten wie Handball, Volleyball oder Eishockey als grosser Erfolg zu werten.»

Lizenzen nehmen im Toggenburg tendenziell leicht zu

Spüren auch die hiesigen Unihockeyvereine den Aufschwung, in dem sich ihr Sport befindet? «Es ist nicht so, dass die Leute uns gleich die Türen einrennen, seit Unihockey live im Fernsehen übertragen wird», sagt Lukas Röder, Präsident des UHC Nesslau Sharks. Er spüre aber, dass etwa an seinem Arbeitsplatz Menschen über Unihockey redeten, die vorher keine Ahnung von der Sportart hatten. Die Lizenzzahlen des Vereins wiesen in den letzten Jahren insgesamt eine Aufwärtstendenz aus. In der Saison 2013/14 spielten 143 Mitglieder Meisterschaft, in der aktuellen Spielzeit sind es deren 171. Verglichen mit den Saisons 2016/17 und 2017/18 ist dies ein leichter Rückgang.

Gemäss Lukas Röder sind die Sharks vor allem im Junioren-Bereich stark. «Es gibt viele Junge, welche Unihockey zunächst ausprobieren und dann auch effektiv am Spielbetrieb teilnehmen», sagt der Präsident. Es sei dem Verein wichtig, dass für alle Altersklassen Mannschaften gestellt werden können:

«Das ist gerade im Juniorenbereich entscheidend. Somit entstehen keine Lücken, wenn die Junioren älter werden»

Bei den beiden Herrenmannschaften gestalte es sich schwierig, die Anzahl zu halten. Im Damen-Bereich sei die Entwicklung erfreulicher. Seit kurzem habe man erstmals in der Vereinsgeschichte eine zweite Damenmannschaft etablieren können. «Im jungen Alter kommen hingegen mehr Jungs als Mädchen nach. Wir probieren das Verhältnis auszugleichen, indem wir einen Girls-Day mit den Schulen organisieren, damit die Mädchen vermehrt Unihockeyluft schnuppern können», meint Lukas Röder.

In der stärkeren TV-Präsenz sieht der Präsident der Sharks die Chance der erhöhten Bekanntheit, was sich positiv auf Plauschturniere auswirken könne. In Nesslau heisst das lokale Plauschturnier Altjahrescup. Er wird jeweils kurz vor der Jahreswende ausgetragen. Seit dem Rekordjahr 2013 mit 64 teilnehmenden Mannschaften ist die Anzahl leicht Rückläufig. 2018 nahmen 46 Teams am Cup teil. Laut Lukas Röder soll sich die Zahl bei etwa 50 Mannschaften einpendeln.

Kontinuität als Trumpf des Vereins

Beim Unihockeyclub United Toggenburg ist der Tenor ein ähnlicher wie bei den Sharks. «Wir spüren den Aufschwung durch die TV-Präsenz nicht direkt. Es freut mich aber sehr, dass unser Sport endlich mehr Medienpräsenz erhält und ich denke, dass deshalb ein positiver Effekt für Vereine wie unseren noch eintreten wird», sagt Peter Rust, Präsident von United Toggenburg. Die lizenzierten Spieler seien bei ihnen in den letzten Jahren in kleinen aber stetigen Schritten gestiegen. 2010 waren es rund 100 gelöste Lizenzen, heute um die 150.

Im Junioren-Bereich sei der Verein stark aufgestellt. Man habe auch eine Häufung bei Anfragen für Schnuppertrainings festgestellt. Der Präsident relativiert aber:

«Allerdings hatten wir davon schon immer recht viel, insbesondere nach den Schulferien. Ob die leichte Zunahme mit der TV-Präsenz zusammenhängt, kann ich nicht beantworten»

Der Verein profitiere auch von einer gewissen Kontinuität. «Wir haben viele ehemalige Spieler, die jetzt selber Eltern sind und wie es so oft kommt, spielt der eigene Nachwuchs bei uns Unihockey. Dieser Faktor hält schon länger an, zudem leisten unsere Trainer sehr gute Arbeit, sodass die Kinder gerne Unihockey spielen und somit Jahre im Verein bleiben», meint Peter Rust.

Das Plauschturnier von United Toggenburg, das jeweils im April stattfindet, erfreue sich grosser Beliebtheit. «Wir sind froh, dass unser Grümpeli seit vielen Jahren gleich viele Mannschaften hat und vom Einsteiger bis zum lizenzierten NLA-Spieler alle gerne kommen», betont das Vereinsoberhaupt.