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Das Jahr 2018 im Rückblick – Mai: Alle wollen auf den Baumwipfelpfad

Am 10. Mai wurde der Baumwipfelpfad Neckertal feierlich eröffnet. Der Ansturm der Besucher in den folgenden Monaten übertraf auch kühnste Erwartungen der Betreiber.

Martin Knoepfel
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Selbst bei nicht idealem Wetter war der Baumwipfelpfad oft gut besucht. (Bild: Urs Bucher)

Selbst bei nicht idealem Wetter war der Baumwipfelpfad oft gut besucht. (Bild: Urs Bucher)

Bei der feierlichen Einweihung an Auffahrt drängten sich bei Nieselregen die politischen Schwergewichte auf den Holzbrettern, doch der Baumwipfelpfad Neckertal hielt der Belastung stand. Der Pfad ist der erste seiner Art in der ganzen Schweiz.

Auf rund 500 Metern schlängelt der Baumwipfelpfad Neckertal sich auf einer Höhe von 4 bis 15 Metern durchs Steinwäldli oberhalb des Dorfes Mogelsberg. Die Aussichtsplattform befindet sich sogar 55 Meter über dem Boden und bietet einen schönen Ausblick ins Tal. Beim Baumwipfelpfad finden sich zudem ein Walderlebnispfad und ein Spielplatz mit vielen Spielgeräten. Der Baumwipfelpfad ist barrierefrei. Für Rollstuhlfahrer gibt es aber einen Lift beim Eingang. Ebenfalls beim Eingang wurde zudem ein Kioskgebäude erstellt. Auch Feuerstellen wurden angelegt.

Die Idee ist fast zehn Jahre alt

Die Initianten des Baumwipfelpfads Neckertal stammen aus der Region. Bauherr ist eine Genossenschaft. Mit der Unterstützung zahlreicher Sponsoren, mit dem Kapital der Genossenschaft und mit einem Beitrag der Gemeinde Neckertal gelang es, die Baukosten von knapp vier Millionen Franken zusammenzubringen. Aus Anlass ihres 150-jährigen Bestehens unterstützte die Kantonalbank den Baumwipfelpfad als eines von vier Leuchtturmprojekten mit einem Beitrag von 1,2 Millionen Franken.

Die Idee für den Pfad geht aufs Jahr 2009 zurück. Schon damals musste man sich im Neckertal mit Betriebsschliessungen, mit einem Rückgang des Tourismus, mit der Aufgabe von Dienstleistungen und mit Abwanderung auseinandersetzen. Der Baumwipfelpfad soll die Region unter Ausnutzung der Ressource Landschaft bekannter machen und die lokale Wertschöpfung steigern.

464 Kubikmeter Holz, 62 Tonnen Stahl

Die Besuchern sollen die Chance haben, ihr Wissen über den Rohstoff Holz und den Lebensraum Wald zu vergrössern sowie den Wald spielerisch zu erleben. Die folgenden Jahre waren der Entwicklung der Idee zum Projekt und der Suche nach Geld gewidmet. Die Bauarbeiten wurden grösstenteils 2017 durchgeführt. Die Zeit für die Montage der vorgefertigten Elemente betrug nur gut einen Monat. Für den Bau brauchte es unter anderem 464 Kubikmetern Holz und 62 Tonnen Stahl. Auch die massiven Stützen des Pfades bestehen grösstenteils aus Holz.

Mit Holz in den Wald gebaut. (Bild: Hanspeter Schiess)

Mit Holz in den Wald gebaut. (Bild: Hanspeter Schiess)

Auf rund 30'000 Besucher im Jahr hofften die Initianten. Bei dieser Besucherzahl könne man die laufenden Kosten decken und Rückstellungen tätigen, hiess es im Vorfeld der Eröffnung. Die 30'000er-Schwelle wurde jedoch in den folgenden Monaten weit übertroffen, wobei eine Rolle spielte, dass das regnerische Wetter an der Eröffnung für die folgenden Monate alles andere als typisch war. Die Betreiber hofften auch darauf, dass möglichst viele Besucher mit der Bahn anreisen.

Verkehrschaos in Mogelsberg

Schon Ende Oktober konnten die Betreiber des Baumwipfelpfades Neckertal in Mogelsberg 100'000 Besucher melden. Das ist gut dreimal so viel wie prognostiziert. Es ist damit auch das gut Dreifache dessen, für das das Verkehrskonzept ausgelegt war. Die Besucher kamen nicht nur aus dem Kanton St.Gallen und seinen Nachbarkantonen, sondern auch aus anderen Regionen der Schweiz.

Der starke Besucherandrang führte allerdings auch zu Kritik von Anwohnern, die sich gestört fühlten, da an schönen Tagen Hunderte von Personen durch Wohngebiete spazierten und einige gar fragten, ob sie bei Privathäusern das WC benützen könnten. Die vielen Automobilisten und Carchauffeure, die auf der Suche nach Parkplätzen waren, störten die Dorfbewohner ebenfalls.

Die Betreiber des Baumwipfelpfads reagierten allerdings relativ rasch, indem sie die ehemalige Tennishalle des stillgelegten Resort-Hotels mieteten und als improvisiertes Parkhaus nutzten. Zudem konnten dort zusätzliche Toiletten zur Verfügung gestellt werden. Das entschärfte die Lage. Die Neckertaler Gemeindepräsidentin Vreni Wild wies gegenüber dieser Zeitung darauf hin, dass der Baumwipfelpfad bis Oktober für das Gewerbe im Neckertal Umsätze von mehr als 100'000 Franken generierte. (mkn)

Hier finden Sie die Übersicht über alle Monate

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