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Die Unstimmigkeiten wegen der Übernahme der Mehrzweckanlage durch die Genossenschaft Dorftreff Dicken scheinen beigelegt.
Wie geht es weiter mit der Mehrzweckanlage (MZA) in Dicken? Diese Frage beschäftigt die Vereine sowie die Dorfkorporation Dicken (DK), seitdem im März vergangenen Jahres Rolf Gämperle, Präsident der DK, bekannt gegeben hatte, an den nächsten Wahlen per Ende des Geschäftsjahres 2020 nicht mehr für das Amt kandidieren zu wollen.
«Zu diesem Zeitpunkt sah es danach aus, dass die DK keinen Nachfolger finden würde, was gleichbedeutend mit deren Ende gewesen wäre», sagte Manuela Mutti, Verwaltungsratspräsidentin der Genossenschaft Dorftreff Dicken. Die Auflösung der DK hätte automatisch auch die Schliessung der MZA nach sich gezogen, die in Besitz der DK ist.
Um dies zu verhindern, gründete eine Projektgruppe, bestehend aus den Präsidenten der Dickler Vereine, die Genossenschaft Dorftreff Dicken. Das Ziel der Genossenschaft ist es, die MZA von der DK zum Preis von 350'000 Franken zu übernehmen, um deren weiteren Betrieb zu gewährleisten.
«Weil die DK keinen Gewinn erzielen darf – eine grundbuchamtliche Regelung im Kaufvertrag zwischen der Schulgemeinde Oberes Neckertal und der DK legt eine Gewinnbeteiligungsberechtigung von 50 Prozent während 25 Jahren ab der Eigentumsübertragung fest – entspricht der Übernahmepreis für die MZA jenem, den die DK 2014 der Schule Oberes Neckertal für die Gebäude zu entrichten hatte», bestätigte Roman Forrer, DK-Wasserwart.
In der Folge wehrten sich jedoch Teile der Dickler Bevölkerung gegen das nach ihrer Meinung forsche Vorgehen der Genossenschaft und monierten, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, ohne dazu befragt worden zu sein. Zudem hätte sich in der Person von Hans Wyssen jemand zur Wahl für das Präsidium der DK gefunden, womit deren Fortbestand gesichert wäre. Kürzlich trafen sich Vertreter der Genossenschaft, der Dorfkorporation sowie der Dickler Bevölkerung in der Sporthalle zu einer Aussprache.
Den Unmut einzelner Dickler könne Manuela Mutti zum Teil verstehen. Sie sagte:
«Das Verteilen unseres Flyers am Neujahrsapéro vom 4. Januar war voreilig und insbesondere die Formulierung ‹wir übernehmen› sehr unglücklich.»
Dennoch: In Anbetracht dessen, dass zu der Zeit noch kein Kandidat für das Präsidentenamt der DK in Sicht gewesen war, wollten sie handeln und die Gründung der Genossenschaft vorantreiben. Danach seien dann aufgrund der Coronakrise alle Möglichkeiten abgesagt worden, an denen sich die Genossenschaft der Bevölkerung hätte vorstellen und ihre Absichten erklären wollen, ergänzte Manuela Mutti.
Die Dickler hätten nichts Grundsätzliches gegen die Genossenschaftsidee, sagte Hans Wyssen.
«Das Problem ist, dass bereits im Vorfeld die Verantwortlichen der DK nie über die Situation orientiert haben und sich die Bevölkerung nicht dazu äussern konnte.»
«Am Neujahrsapéro wurde dann der Flyer verteilt, als ob bereits alles zugunsten der Genossenschaft entschieden ist. Das Gebäude gehört aber dem ganzen Dorf», hielt er fest.
Manuela Mutti erinnerte die Anwesenden daran, dass die Dickler Bevölkerung bereits im Jahr 2014 einmal über die Zukunft der MZA diskutiert und keine Lösung gefunden hätte, bis die DK eingesprungen sei. Es habe damals die Zusicherung der DK gebraucht, dass keine Querfinanzierung von Strom und Wasser erfolge und das Mehrzweckgebäude durch Mietzinseinnahmen betrieben werde.
Zusammen mit einem jährlichen Beitrag der Gemeinde Neckertal zur Unterstützung der Vereine in der Höhe von 7200 Franken zuhanden des Bühnenvereins, der dieses Geld jeweils der DK überlassen hat, hätten denn auch die laufenden Kosten stets gedeckt werden können. Die Vereine haben grundbuchamtlich das Benutzungsrecht und sind nicht mietzinspflichtig.
Zudem habe sich der Bühnenverein stets aktiv für die Suche nach neuen Mietern der leer stehenden Räume eingesetzt. Manuela Mutti sagte:
«Uns geht es in keiner Weise darum, die DK in irgendeiner Form zu schwächen. Es ist uns wichtig, sofern die Möglichkeit besteht, dass unser Wasser weiterhin im Dorf bleibt und sind froh, wenn die DK unter neuer Leitung weiter ihre gute Arbeit fortführt.»
«Aber, die DK ist keine Immobilienverwaltung.» Dies sei nicht als Vorwurf zu verstehen. Aber als Immobilienbewirtschafterin mit einer langjährigen Berufserfahrung kenne sie die Herausforderungen und den zeitlichen Aufwand, die den Unterhalt, die Bewirtschaftung und Vermietung solcher Räumlichkeiten mit sich bringen würden.
Mit der Genossenschaft als Rechtsform hätten sie sich unter anderem an den Beispielen der Schulhäuser in Nassen und Mosnang orientiert, welche seit Jahren gut funktionieren würden. Auf die Frage von Hans Wyssen, wie sichergestellt werde, dass die Liegenschaft nicht durch Auswärtige einfach veräussert werden könne, antwortete Mutti: «Die Genossenschaft garantiert gleiches Recht für alle. Das heisst, dass jeder Genossenschafter, unabhängig von der Anzahl der Anteilscheine, nur eine Stimme hat.»
Zudem entscheide über die Aufnahme Auswärtiger bei Bedenken letztlich der Verwaltungsrat. So könne sichergestellt werden, dass die, für die Beschlussfassung nötige, Zweidrittelmehrheit in Dickler Hand bleibe. Mutti sagte: «Wir sind jedem dankbar, der Anteilsscheine zeichnet, denn diese bilden neben den Mietzinseinnahmen und allfälligen Schenkungen das Kapital der Genossenschaft.»
«Am schönsten wäre es aber, wenn möglichst viele aus der Dickler Bevölkerung auch Genossenschafter würden.»
Der derzeitige Verwaltungsrat der Genossenschaft setze sich nur aus Vertretern der Vereine zusammen, eine Vertretung des Dorfes fehle, stellte Hans Wyssen fest und forderte, dies zu korrigieren. «An der Zusammensetzung des Verwaltungsrates könne bis zu den nächsten Wahlen in drei Jahren nichts mehr geändert werden, da die Mitglieder im Handelsregister eingetragen werden müssen, was mit ziemlich hohen Kosten verbunden sei», sagte Manuela Mutti darauf.
Bis zu diesem Zeitpunkt sei es aber durchaus denkbar, dass ein Vertreter des Dorfes als Beisitzer im Verwaltungsrat Einsitz nehme, in diesem Fall jedoch ohne Stimmrecht.
Ein wichtiges Anliegen der Vertreter der Dorfbewohner ist, dass der Spiel- und Sportplatz weiterhin für alle zugänglich ist und es in Zukunft auch bleibt. «Um das zu regeln muss zuerst abgeklärt werden, wer für ein solches Nutzungsrecht im Grundbuch eingetragen werden könne», gab Manuela Mutti zu bedenken.
Ein Eintrag im Grundbuch sei ebenfalls nötig, wenn eine erneute Übernahme durch einen Nachfolger mittels Vorkaufsrecht geregelt werden sollte. Mutti betonte jedoch, dass die Genossenschaft so geführt werde, dass dieser Fall nicht eintritt, insbesondere, weil genügend Finanzierungsmöglichkeiten vorhanden seien.
«Konkurs ist also in jedem Fall keine Option.»
Die Anwesenden waren sich bewusst, dass am Ende alle dasselbe Ziel verfolgen, nämlich die Liegenschaft für die Bevölkerung zu erhalten. Um das zu erreichen, wurde beschlossen, an einem Strang zu ziehen und das Vorhaben gemeinsam an der Abstimmung vom 7. Juni zu vertreten.
(uh/pd) Das Schulhaus Dicken wurde Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre erbaut und war im Eigentum der Primarschulgemeinde Dicken. 1992 wurde das Mehrzweckgebäude mit Bühne realisiert, wofür die Dickler Vereine 250'000 Franken beisteuerten. Für deren Bewirtschaftung wurde der Saalverein gegründet, der 2011 in Bühnenverein umbenannt wurde. Dieser besteht bis heute aus je einem Mitglied der Vereine und einem Vertreter der Dorfkorporation Dicken.
Aufgrund stark abnehmender Schülerzahlen wurde der Schulbetrieb im Jahr 2014 in Dicken eingestellt. Da weder die Schulgemeinde Oberes Neckertal noch die Politische Gemeinde Neckertal an der Übernahme der Gebäude interessiert waren, entschied sich die Dorfkorporation Dicken dazu, die Liegenschaft zum Preis von 350'000 Franken zu erwerben. Das Geschäft wurde durch die ordentliche Dorfgemeinde vom März 2014 einstimmig genehmigt.
Im März 2019 erklärte der amtierende Präsident der Dorfkorporation, Rolf Gämperle, dass er nicht mehr für eine weitere Amtsdauer zur Verfügung stehen werde. Weil zu diesem Zeitpunkt kein Nachfolger in Sicht war, wandte sich die Dorfkorporation an die Präsidenten der Dickler Vereine mit der Bitte, eine Lösung für die Weiterführung der Liegenschaft und der Mehrzweckanlage zu finden.
Diese bildeten darauf eine Projektgruppe, die zum Schluss kam, dass zum Wohle der Vereine und der Bevölkerung die Gründung einer Genossenschaft am sinnvollsten wäre.