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Bänz Friedli war in Unterwasser mit seinem Programm «Was würde Elvis sagen?» im Zeltainer zu Gast. Zweieinhalb Stunden lang erzählt der Berner Sprachakrobat.
Mit vier abendfüllenden Programmen – «Sy no Frage», «Ke Witz! Bänz Friedli gewinnt Zeit» und «Gömmer Starbucks» – ist der Berner Kabarettist und Sprachakrobat Bänz Friedli seit acht Jahren unterwegs und dabei jedes Mal auch im Zeltainer in Unterwasser aufgetreten.
Mit diesen Worten kündigte Kleintheaterunternehmer Martin Sailer am Freitagabend den 54-jährigen Autoren und Kabarettisten im bis auf den letzten Platz besetzten Kleintheater an.
Und schon steht Bänz Friedli fast mutterseelenallein – nur eine lebensgrosse Pappfigur des Kings of Rock’n’Roll, Elvis Presley, leistet ihm Gesellschaft – auf der fast leeren Bühne und beginnt zu erzählen. Zweieinhalb Stunden steht Bänz Friedli einfach da und erzählt charmant, witzig und lustvoll aus dem Irrsinn des Alltags und fordert dabei die volle Aufmerksamkeit seines Publikums.
Und er spart auch nicht mit kecken Sprüchen zu regionalen Themen in der Obertoggenburger Idylle, erwähnt etwa den unterbliebenen Einsatz der Polizei beim Neonazitreffen in der Tennishalle und den absurden Obertoggenburger Bergbahnstreit.
Nachdenklich, philosophisch und provokant nimmt er das hellwache Publikum auf seine Wortreise, wirbelt durch Themen und Zeiten. Und er fragt sich regelmässig, was wohl sein Idol Elvis, der grösste Musiker und Popstar aller Zeiten, dazu zu sagen gehabt hätte.
Und er gibt die Antwort selber, indem er Elvis-Hits und Ohrwürmer – «In The Ghetto», «Are You Lonesome Tonight», «Blue Suede Shoes», «It’s Now Or Never» des Königs des Rock’n’Roll nicht mal ganz talentfrei anstimmt.
Bänz Friedli ist kein Böser, er schlägt nicht mit dem Zweihänder um sich wie mehrere seiner Berufskollegen, er setzt feine Nadelstiche, sozusagen charmant provokant. Bänz Friedli kommuniziert, parodiert, sinniert, fabuliert, philosophiert, imitiert, seziert, hat sein gutbürgerliches Hausmann-Image noch nicht vollständig abgestreift.
So stuft er Anita Burris Thurgauer ebenso wie den Zürcher Dialekt nicht gerade in die Topliga der Schweizer Dialekte ein. Kritisch heimatverbunden und philosophisch sympathisch erwähnt er gradlinig und ohne Schnörkel die delikaten, «zufälligen» Waffenexporte von Schweizer Rüstungsfirmen (Pilatus, Ruag), das Abstimmungsverhalten in der besten Demokratie (keine Ahnung worüber abgestimmt wird), oder den jahrzehntelangen Kampf der Frauen für Gleichberechtigung und mehr Sitze in den Verwaltungsräten.
Bei der Religion ist Friedli allerdings vorsichtig, denn «der Glaube hat bei dem breiten Angebot von Jakobsweg über Pilates, LGBTQS bis Homöopathie sein Monopol verloren. Vielleicht ist in mir ein Pfarrer verloren gegangen, ich kann aber heute das Gleiche sagen, einfach vor mehr Publikum», resümiert er.
Vielleicht ist auch sein Taufname Bendicht (aus dem Lateinischen bene dicere = gut sprechen, segnen) ein deutlicher Hinweis oder mit den Worten von Elvis Presley: «Love me tender». The King spendet Trost in jeder Lebenslage, gesegnet und einfach gut gesagt. Amen.