Ausstellung Clever von Biovision: In Wattwil den versteckten Preis von Produkten sehen

In der Ausstellung Clever der Stiftung Biovision können Besucher über Nachhaltigkeit beim Einkauf lernen. Bei der Einweihung am Mittwoch waren der Musiker Nickless und der Langläufer Beda Klee zugegen.

Michael Hehli
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Langläufer Beda Klee (rechts) und Musiker Nickless erhalten an der Kasse Informationen zu den Produkten, welche sie ausgewählt haben. (Bild: Michael Hehli)

Langläufer Beda Klee (rechts) und Musiker Nickless erhalten an der Kasse Informationen zu den Produkten, welche sie ausgewählt haben. (Bild: Michael Hehli)

Ein- bis zweitausend Personen sollen sich für nachhaltiges Einkaufen interessieren. So viele Besucher werden in Wattwil für die Ausstellung Clever von der Stiftung Biovision erwartet. Rund 50 Schulklassen haben sich bereits angemeldet. Die Einweihung der Ausstellung fand am Mittwoch statt.

Vor Ort waren neben dem Personal von Biovision der Musiker Nickless, der Langläufer Beda Klee, Schulleiter der Schuleinheit Risi Cornel Hutter und Karin Kläger als Vertreterin des Schulrats. Klee erfuhr über die Schulgemeinde vom Anlass: «Ich ging bis zur Sek hier zur Schule. Nach Davos kam ich erst über den Sport.»

Bei Nickless war es der beste Freund eines Mitarbeiters, der ihn angeworben hatte. Dieser arbeite bei der Ausstellung mit.

Die Ausstellung ermöglicht Besuchern, einen Simulationseinkauf zu tätigen. Dabei ist kein Geld im Spiel, auch die Lebensmittel sind teilweise Attrappen. Bevor die Produkte vom Korb wieder ins Regal wandern, erhalten Besucher an der Kasse Informationen dazu, wie nachhaltig die gewählten Produkte und der Einkauf als Ganzes waren.

Gegen Schweizer Promis antreten

Auch Nickless und Klee erhielten den Auftrag, je für ein vorgegebenes Szenario, beispielsweise eine Velotour, einzukaufen. Gegen sie und weitere Schweizer Persönlichkeiten kann im sogenannten «Promi-Duell» angetreten werden. Besucher können für dasselbe Szenario einkaufen und probieren, nachhaltiger zu sein als ihr Promi.

Die Produkte werden nach sechs Kriterien bewertet. Die Informationsbeschaffung für die Bewertung war laut Rahel Thommen von Biovision aufwändig. Man habe sich auf Informationen gestützt, die jeder Konsument beschaffen könne: «Wir fragten bei Läden und Produzenten nach. Ausserdem recherchierten wir im Internet.» Auch habe man sich stark auf Labels mit ihren Richtlinien gestützt.

Bewertungskriterien

Die Bewertung der einzelnen Produkte geschieht anhand von sechs Kriterien.
Klimafreundlichkeit: Wie viele Treibhausgase bei Herstellung, Transport und Lagerung eines Produktes ausgestossen werden. Beachtet wird auch die Abholzung von Regenwäldern.
Verschmutzung: Wie stark Boden und Wasser durch das Produkt belastet werden, beispielsweise durch Pestizide und Dünger in der Landwirtschaft oder durch Inhaltsstoffe, welche die Umwelt belasten.
Ressourcenverbrauch: Wie viele Rohstoffe wie Wasser, Erdöl oder Metalle zur Herstellung benötigt werden.
Biodiversität: Einige Produkte gefährden die Artenvielfalt, beispielsweise durch Abholzung oder Überfischung.
Sozialverträglichkeit und Tierhaltung: Einige Produkte werden durch unfair behandelte Arbeiter hergestellt. Unfaire Behandlung kann beispielsweise schlechte Bezahlung oder ungenügende Arbeitsbedingungen bedeuten. Bei tierischen Produkten wird auch die tiergerechte Haltung beachtet.
Lebensgrundlage: Bei der Herstellung gewisser Produkte werden beispielsweise Land oder Wasser durch Verschmutzung für die Bevölkerung unbenutzbar. Der Abbau von wichtigen Rohstoffen ist mancherorts mit Menschenrechtsverletzungen verbunden.

Weiterführende Informationen sind auf der Webseite von Clever zu finden.

Nachhaltigkeit ist ein vielschichtiges Thema

Das Thema der Nachhaltigkeit ist komplex. Als Beispiel nennt Thommen ein Bio-Brot, welches zwar nicht schlecht, aber etwa gleich wie ein Brot mit dem Label Terra Suisse abschneidet. «In der Schweiz wird zu wenig Bio-Weizen hergestellt. Deshalb wird dieser importiert», erklärt sie den Grund dafür.

Ein weiterer Graubereich ist der Unterschied zwischen einem herkömmlichen Schweizer Apfel und einem Bio-Apfel aus der EU. Auch diese schneiden etwa gleich ab. In solchen Fällen muss eine Güterabwägung getroffen werden: Der Schweizer Apfel ist klimafreundlicher, da er nicht über weite Distanzen transportiert wurde. Auf der anderen Seite sorgte das Bio-Produkt während des Anbaus für weniger Verschmutzung, da auf Giftstoffe verzichtet wurde.

Doch seien nicht alle Schweizer Produkte automatisch nachhaltig: «Bei Früchten und Gemüse mag das stimmen, doch bei tierischen Produkten nicht. Dass das Produkt aus der Schweiz kommt, schliesst nicht aus, dass das Futter aus Brasilien importiert wurde», relativiert Thommen.

Auch zwischen den Gütesiegeln bestehen grosse Unterschiede. So sieht die Schweizer Knospe um einiges strengere Richtlinien vor als EU-Bio.

Präsent in der gesamten Deutschschweiz

Ende September wird die Ausstellung von Wattwil nach Muttenz verlegt werden, mit der Fachhochschule Nordwestschweiz als Standortpartner. Momentan ist dies die Schulgemeinde Wattwil. Sie stellte den Standort zur Verfügung und machte die Lehrer auf das Angebot aufmerksam.

Laut Thommen war es die Schulgemeinde, welche auf Biovision zukam. Schulleiter Hutter zeigt sich dementsprechend überzeugt von der Ausstellung: «Ich kann nicht nur in den Laden gehen und Regale leeren. Ich muss mir überlegen, was ich einkaufe. Kindern kann man das relativ gut näherbringen.» Deshalb sei man interessiert gewesen, die Ausstellung nach Wattwil zu bringen.

Thommen sagt, es komme aber auch vor, dass Biovision selbst bei potentiellen Partnern anfrage. Bei der Standortwahl werde versucht, in der ganzen Deutschschweiz präsent zu sein, erklärt sie: «Wir werden also nicht bereits nächstes Jahr wieder ins Toggenburg kommen.»

Interessierte Toggenburger können noch bis zum 25. September die Gelegenheit nutzen, das Angebot in Anspruch zu nehmen.

Hinweis

Bis zum 28. September 2019 wird die Ausstellung an der Rietwiesstrasse in Wattwil zu finden sein. Sie steht allen Interessierten montags bis freitags von 12 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 17 Uhr offen. Führungen für Gruppen ab sechs Personen nur mit Voranmeldung. Weitere Informationen zur Ausstellung unter: www.clever-konsumieren.ch