Eine Stunde bezauberten Elina Duni und Rob Luft mit Melancholie und Musikalität.
«Ich bin im Internet zufällig über Elina Duni gestolpert, also habe ich einfach mal gefragt, ob sie hier auftreten mag», sagte Antonia Dobler von «Behind the Bush». Ihr Partner Artur Sousa fachte das Lagerfeuer vor der umgenutzten Scheune an, zuvor hatte er vegetarische Köstlichkeiten für seine Gäste gezaubert.
Die Atmosphäre im Lichtensteiger Event-Lokal ist traditionell familiär, und so blieb es auch am 17. August, trotz hohen Besuchs: Antonia Dobler und ihr Team hatten mit Elina Duni und Rob Luft ein Jazz-Duo ins Toggenburg gebracht, dem international bereits der ganz grosse Durchbruch vorhergesagt wird.
Elina Duni, 1981 in Tirana in eine Künstlerfamilie geboren, kennt die Schweiz gut. Nach dem albanischen Regierungssturz von 1992 kam sie mit ihrer Mutter nach Genf, studierte später in Genf und Bern Musik. Heute ist sie beim renommierten Label ECM unter Vertrag.
Eine nicht minder steile Karriere hat Rob Luft bereits vorgespurt. Der 25-jährige Londoner schloss an der Royal Academy of Music ab und holte seither verschiedene Preise – so etwa 2016 den zweiten Platz im Gitarrenwettbewerb des Montreux Jazzfestivals, gleich hinter John McLaughlin. Kurz gesagt: Die Erwartungen des jazzbegeisterten Publikums waren letzten Samstagabend hoch. Und sie sollten mehr als nur erfüllt werden.
«Ich denke in Albanisch und Französisch», erklärte Elina Duni nach dem Konzert. Die Frage war angemessen, denn im rund eine Stunde langen Set sang sie in gleich sechs Sprachen, auch Englisch und Schweizerdeutsch waren mit von der Partie.
Neben Eigenkompositionen standen vor allem auch traditionelle Lieder auf dem Programm – vorwiegend vom Balkan. Duni brachte dabei das Kunststück fertig, Texte, die man als eher melancholisch-schwermütig einordnen würde, mit einer Leichtigkeit und Ausstrahlung zu bringen, dass es einem auch bei Themen wie Tod und verbotener Liebe nicht klamm ums Herz wurde.
Duni setzte ihre Stimme nicht nur zum Gesang ein. Mal gab sie das Schlagzeug, mal «spielte» sie mit Scat-Einlagen ein Bläser-Solo. Grandios begleitete sie Rob Luft auf der halbakustischen Gitarre. Wer wegen des Instruments einen eher natürlichen Klang erwartete, wurde freudig überrascht. Mit Sampler, Loopern und verschiedenen Effektgeräten erzeugte Luft einen so breiten wie exakt ausgearbeiteten Klangteppich, dass es eine wahre Freude war. Sein Spiel war dabei präzise bis ins leiseste Flageolett, gleichzeitig druckvoll, wenn es der Song benötigte.
Die beiden spielten nicht nebeneinander, sondern miteinander. Kein Wunder, das sie im Herbst fürs traditionsreiche Zürcher Jazzlokal «Moods» eine Carte-Blanche erhalten haben.
Die beiden hatten sich 2017 an einem Workshop anlässlich des Jazzfestivals Montreux kennen gelernt – der Auftritt in Lichtensteig fiel da eine Nummer kleiner aus. Oder besser gesagt, intimer. Zwar waren nur gut 40 Menschen im Zuschauerraum, aber die hingen der Jazzsängerin regelrecht an den Lippen.
Zuvor hatten Duni und Luft mit Gästen und dem Bush-Team zu Abend gegessen und zeigten auch dabei keinerlei Berührungsängste. Das Ländliche macht den beiden Ausnahmetalenten offensichtlich nichts aus. «Wir pendeln zwischen der Schweiz und London», erzählte Duni im Gespräch. Dazwischen fallen die verschiedenen Auftritte mit ihren jeweiligen Ensembles.
Nun stehe aber zuerst der Urlaub an, sagte Duni lachend. Gegen Mitternacht würden sich die zwei auf die Reise machen. Wohin? Es geht das erste Mal, gemeinsam, nach Kroatien.