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Der Wattwiler Fotograf Simon Walther veröffentlicht seinen neuen Fotoband «StauWerke» mit 47 Staumauern.
Er fühlt sich in unberührten Regionen zu Hause. Bergwandern, wo noch fast niemand wanderte. Stundenlanges Gehen und dann warten, bis die Stimmung stimmt. Den Auslöser an der Kamera drücken. Sofort das Bild auf den Bildschirm des Laptops bringen. Kontrolle, ob alles stimmt, oder ob es noch besser geht. Dann bricht die Nacht herein, unspektakulär, es gibt keine guten Bilder mehr. Simon Walther richtet sein Nachtlager ein. Oder er geht rechtzeitig zurück zu seinem Campingmobil und verbringt dort die Nacht.
Doch für die Arbeiten zu seinen dritten Fotoband waren die Vorzeichen anders: «Diesmal liess ich mich von den berührten Seiten der Alpen faszinieren.»
Talsperren, Staumauern und Stauwerke sind es, die Walther seit drei Jahren interessieren. Doch Staumauern stehen zuweilen auch recht einsam in den Bergen. Deshalb ist seine Vorgehensweise dieselbe, wie wenn er Berge fotografiert: Die besten Perspektiven müssen zu Fuss entdeckt werden.
«Ich war für dieses Projekt nicht immer allein. Mein Sohn Pascal hat mich unterstützt. Er hat die schweren Geräte mitgetragen und auch er hat sich den Bedingungen gestellt: Kälte, Wind, Nebel, Nässe, Schnee – was in den Bergen halt so vorkommt.»
Eindrückliche Bilder entstehen eben nicht nur bei eitel Sonnenschein. «Eine Staumauer bei Sonne ist langweilig, die gleiche Staumauer bei Nebel kann aber richtig spektakulär sein.» Doch dazu muss man warten können.
Manchmal mussten Vater und Sohn Walther lange, sehr lange warten. Ausharren, bis sich das Motiv von seiner schönsten Seite zeigt:
«Wenn der letzte oder der erste Sonnenstrahl auf das Motiv fällt, muss man bereit sein.»
Um sich dann gar nicht lange am grandiosen Bild aufzuhalten – das Staunen muss noch warten –, sondern sich auf die Aufnahme zu konzentrieren. Kamera einstellen, abdrücken, nochmals abdrücken. Kontrollieren, zufrieden sein oder eben nicht. Das ganz Aussergewöhnliche suchen, viel gehen und unermüdlich dranbleiben – das ist die Leidenschaft, die den 54-jährigen Wattwiler Fotografen antreibt. Unterwegs zu allen Tages- und Jahreszeiten, um in den Alpen die Unwiederbringlichkeit des Augenblicks in der Natur festzuhalten. Die Bilder der Koexistenz von menschengeschaffenen Bauwerken mit den Elementen der Berge zeigen.
«Fotografie ist meine Form von Kunst, wenn nicht gar mein Leben. Ich bin stetig auf der Suche: Männer, Frauen und Kinder, ihre Hütten, ihre Paläste, ihre Arbeitsplätze und Ladengeschäfte. Ununterbrochen geschehen kleine Sensationen, die mein Interesse wecken.»
Als Fotograf nimmt er teil, ist aber immer der Beobachter im Hintergrund. Das ist sein Naturell, auch ohne Kamera in der Hand. Es verlangt Geduld. Am richtigen Ort zu warten, bis es geschieht. Bis die Bilder im Display die Bilder im Kopf übertreffen. Ob im Studio, bei Reportagen und draussen, in den Bergen, wo Wind und Wasser ihre ewig neuen Geschichten erzählen. Wer ist der Mann, der solche Eindrücke einfängt? Simon Walther führt eine Kommunikationsagentur in Wattwil:
«Die Fotografie ist für mich ein Zweitberuf, fast noch wichtiger als mein erster. Aber der erste bringt das Geld.»
Es ist ein überaus ambitioniertes Hobby, seine Ambitionen an Ausführung und Resultat sind die eines Profis. Seine Ansprüche an die Werkzeuge sind hoch, nur das Beste ist gut genug, darum ist die Kamera eine Hasselblad, das Beste, was es gibt. Darum ein Fahrzeug, das mit elektronischen Geräten für Beleuchtung und Bildbearbeitung vollgestopft ist, dass es kaum noch Platz zum Schlafen gibt. Walther ist Handwerker, Künstler, Perfektionist und Pragmatiker: «Ich mache es mir einfacher, um an die Orte zu kommen, wo die schönsten Fotos warten. Ich habe ein Atelier in Maloja im Engadin, mein Basecamp sozusagen.»
Walther ist ein stiller Schaffer. Auftritte vor Publikum liegen ihm nicht. Doch die zunehmende Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sein Schaffen bedingt hin und wieder, sich zu zeigen. An Ausstellungen und an der Buchpräsentation demnächst in Zürich. Seine Bilder sprechen für sich, aber reden können sie trotzdem nicht. Zwei Bildbände hat Walter bereits veröffentlicht: «bergüber» und «ZwischenSaison». Der dritte, «StauWerke», mit 120 Aufnahmen bekannter und weniger bekannten Stauwerken aus ungewöhnlichen Perspektiven, kommt dieser Tage im Benteli-Verlag Bern auf den Markt. Im Sommer dieses Jahres wurde Walther mit dem Toggenburger Kulturwanderpreis bedacht. Demnächst kommt der vierte Toggenburger Kalender im Grossformat heraus.
Die Vernissage des Fotobandes «StauWerke» findet am Mittwoch, 13. November, ab 18.45 Uhr in der Galerie Roehrs & Boetsch Gallery, Bachstrasse 9, in Zürich Wollishofen statt. Bestellungen Toggenburger Kalender über die Website www.simonwalther.ch. Die Auflage ist auf 250 Exemplare beschränkt.