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Von der Lockerung des Bundesrates, ab heute Samstag Gruppen bis zu 30 Personen wieder zu erlauben, profitieren auch die vielen Laufsportvereine. Ihr Handlungsspielraum war in den letzten Wochen eingeschränkt.
Ein Stillstand kann viel Bewegung verursachen. Nach dem Lockdown Mitte März stellten sich unzählige Menschen die Frage: Was nun?
Die plötzlich im Übermass vorhandene Freizeit konnte allerdings nicht für Trainings in Fitnesscentern, Sporthallen oder -anlagen genutzt werden, weil diese den Hygienevorschriften zum Opfer fielen und ihre Türen schliessen mussten.
Was tun in so einer Situation? Wer sich in den vergangenen Wochen in der Natur aufhielt, bekam die Antwort auf die Frage. Es schien, als entdecke die Menschheit das Joggen, Wandern, Walken oder Spazieren neu.
Jene, die sich schon vorher mehrheitlich zu Trainingszwecken in der Natur aufhielten, mussten sich aber ebenfalls neu ausrichten. Trafen sich die Mitglieder diverser Laufvereine der Region bis anhin in einem grösseren Verbund, war die Laufeinheit von einem Tag auf den anderen nur noch in Kleingruppen von maximal fünf Personen möglich. Die Vereine dieser Region haben die neue Situation unterschiedlich gemeistert.
Gemäss Peter Künzle, die treibende Kraft bei Nordic Sport Kirchberg, hat sich eine Gruppe von zwölf Personen am 25. Mai erstmals wieder zu einem gemeinsamen Lauftreff beim Treffpunkt Oberstufenschulhaus eingefunden.
«Wir konnten die zu jenem Zeitpunkt
noch bestehenden Vorgaben aber einhalten, weil wir uns auch in normalen Zeiten jeweils in verschiedene Leistungsgruppen aufteilen»
Trotzdem hätten sie darauf geachtet, dass der Abstand zur Seite und nach vorn immer ausreichend gewesen sei. Obwohl alles glatt lief, ist Künzle trotzdem froh, dass das Laufen seit dem jüngsten Bundesratsentscheid ab heute wieder in grösseren Gruppen möglich ist.
«Beim Start und falls möglich am Ende einer Trainingseinheit ist es das Ziel, dass alle gemeinsam laufen und miteinander plaudern können. Das können wir jetzt endlich wieder machen. Das gehört zum Gruppenverhalten und fördert den Zusammenhalt.» Der Verein ist das ganze Jahr über aktiv und stellt jeweils ein umfangreiches Jahresprogramm zusammen.
Vom Schneeschuhwandern über Kanutouren, Bergwanderungen bis zu diversen Laufveranstaltungen ist alles dabei, damit die Mitglieder in Bewegung bleiben. Gemäss Künzle ist man bemüht, abgesagte Events, welche in die Coronakrise fielen, eventuell zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen.
Vor der Coronakrise haben sich am Mittwochabend ab 19.30 Uhr jeweils zwischen 20 und 40 Mitglieder des Laufsportclubs Wil zum gemeinsamen Training getroffen. «Das war ab Mitte März nicht mehr möglich, nun mussten sich die Mitglieder selber organisieren», erklärt Ursina Paul, die Präsidentin des Laufsportclubs, dem rund 150 Mitglieder angehören.
Ins Wasser fiel auch der beliebte Waldlauf Ende April, an dem sich immer etwa 300 Läuferinnen und Läufer beteiligten, sowie ein interner Laufanlass im Mai.
«Mit dem Mehrkampf, der am 3. Juni geplant war, mussten wir hoffentlich unseren letzten Anlass absagen»
Paul hofft wie alle auf bessere Zeiten, wenn ab dem 6. Juni weitere Einschränkungen aufgehoben werden. «Ich freue mich darauf, wenn wir aufgeteilt in drei Leistungsgruppen wieder gemeinsam während eineinhalb bis zwei Stunden unterwegs sind.»
Laut Paul soll Verpasstes wenigstens teilweise im Verlauf des Jahres nachgeholt werden. Dazu zählt auch ein Einsteigerkurs, der am 17. Juni beginnt und in dem die Teilnehmenden an sechs Abenden die Kunst des Laufens erlernen.
«Bei uns sind alle Neujogger herzlich willkommen, die in den letzten Wochen allein unterwegs waren», sagt Sören Olsen, Präsident der Läuferriege Mosnang. Er spricht dabei jene Menschen an, die in der Lockdown-Phase das Laufen entdeckt haben und nun Mitglied eines Vereins werden möchten.
«Unser Einzugsgebiet beschränkt
sich nicht nur auf das Dorf
und die Umgebung»
Und Olsen weiter: «Wir haben Mitglieder, die für das Training am Donnerstagabend sogar einen längeren Anfahrtsweg in Kauf nehmen.» In der Zeit, in der das gemeinsame Training verboten war, hat die Läuferriege für Kinder und Erwachsene Challenges organisiert, die allein absolviert und deren Ergebnisse an einem vorab vereinbarten Platz auf einer Liste eingetragen werden konnten.
In den Wochen, in denen die sportlichen Aktivitäten eher in den Hintergrund traten, blieb dem OK Schnebelhorn-Panoramatrail der Läuferriege immerhin genug Zeit, den Jahreshöhepunkt vorzubereiten. Die Läuferriege Mosnang organisiert am 19. September zum vierten Mal den Schnebelhorn-Panoramatrail.
«Wir sind zuversichtlich, dass wir im Herbst einen weiteren Schritt zur Normalität zurückgelegt haben und uns die vielen Laufbegeisterten, die in den vergangenen Jahren zu Gast in Mosnang waren, weiterhin die Treue halten», sagt OK-Präsidentin Rita Hedley.
«Wir haben die Flexibilität um für den Lauftag Anpassungen vorzunehmen, sollten im Herbst ein Schutzkonzept nötig sein.» Sollten alle Stricke reissen und der Lauf müsste auf behördliche Anordnung annulliert werden, so würden gemäss der OK-Präsidentin sämtliche Startplätze auf das Folgejahr übertragen.