In Nesslau geht die Ära Sport Berlinger zu Ende

Per Ende Jahr schliesst das Sportgeschäft von Bruno Berlinger seine Türen. Damit geht eine 115-jährige Firmengeschichte zu Ende. Der Inhaber wird pensioniert, Nachfolger gibt es keinen.

Adi Lippuner
Drucken
Prozenttafeln weisen vor dem Sportgeschäft in Nesslau auf den Totalausverkauf hin. (Bild: Adi Lippuner)

Prozenttafeln weisen vor dem Sportgeschäft in Nesslau auf den Totalausverkauf hin. (Bild: Adi Lippuner)

Mit einem umfassenden Ausverkauf von Sportbekleidung, Skis und vielem, was sportbegeisterte Menschen brauchen können, setzen Bruno und Nong Berlinger einen Schlussstrich unter ihre Geschäftstätigkeit. Zahlreiche Vereine, aber auch eine grosse Zahl von Stammkunden ermöglichten dem Geschäftsinhaber die Aufrechterhaltung seiner Tätigkeit während der letzten, nicht immer einfachen Jahre.

Begonnen hat die Erfolgsgeschichte der Dynastie Berlinger 1903. Damals eröffnete der Grossvater von Bruno Berlinger an der Wasserbrugg sein Fachgeschäft mit Sattlerei und Innenausstattung. Um den veränderten Anforderungen des Marktes zu genügen, kam auch ein Sportbereich dazu. Diesen konnte der heutige Betriebsinhaber im Jahr 1984 von seinen Eltern übernehmen. Schon 1975 wurde der Bereich Sport ein paar Häuser weiter dorfeinwärts gezügelt und vom Geschäft Polsterei, Vorhangkonfektion und Bodenbeläge abgekoppelt.

Weiterführen eines kleinen Geschäfts ist schwierig

Möglichst viele Artikel wollen Nong und Bruno Berlinger noch verkaufen. (Bild: Adi Lippuner)

Möglichst viele Artikel wollen Nong und Bruno Berlinger noch verkaufen. (Bild: Adi Lippuner)

Bruno Berlinger hat das Sportgeschäft zuerst mit den Eltern, später unterstützt durch seine Ehefrau Nong sowie Freunde und Angestellte geführt. «Als kleiner Sportartikelhändler habe ich die Neuerungen wie Carvingskis, Freeskis und Skating im Langlauf miterlebt. Aber die grossen Unternehmen und der Internethandel machen das Weiterführen eines kleinen Geschäftes zunehmend schwieriger», so seine Feststellung. Bestätigt wird diese Aussage durch die Tatsache, dass mit dem Suchbegriff «Sportartikel kaufen» im Internet innert weniger Sekunden 4,65 Millionen Treffer gemeldet werden.

Während er sich in den 80er-Jahren und bis zur Jahrtausendwende über gute Umsätze freuen durfte, wurde das veränderte Einkaufsverhalten in den letzten Jahren spürbar. «Skiausrüstungen können direkt bei der Talstation der Bergbahnen gemietet werden, der Skiservice wird in der Nähe der Piste ausgeführt und Bekleidung kann im Internet bestellt werden oder wird im nahe gelegenen Ausland gekauft. Zudem haben schneearme Winter den Umsatz einbrechen lassen. So gesehen ist es auch nicht verwunderlich, wenn sich niemand dafür interessiert, das Sportgeschäft in dieser Form weiter zu führen», betont Bruno Berlinger.

Keine konkreten Zukunftspläne

Mit der Schliessung des Geschäfts geht für Bruno und Nong Berlinger eine intensive Zeit zu Ende. «Ich stand oft viele Stunden im Geschäft, denn wer selbstständig arbeitet, kann das Pensum nicht mit einem Neun-Stunden-Tag bewältigen.»

Trotzdem ist bei Bruno Berlinger weder Wehmut noch Groll spürbar. «Es ist der Lauf der Zeit, ich habe das Pensionsalter erreicht und darf auf gute Jahre zurück blicken.» Konkrete Pläne für die Zukunft hat er noch keine. «Zuerst einmal soll die Ära Sportgeschäft abgeschlossen werden, dann werde ich durchatmen und weiter schauen.» Sicher werde er, im Rahmen seiner körperlichen Möglichkeiten, wieder vermehrt Sport treiben. «Früher spielte ich leidenschaftlich gerne Fussball beim FC Ebnat-Kappel und war auch einige Zeit Trainer. Doch leider schränken mich seit rund zehn Jahren Gelenkschmerzen in der Bewegungsfähigkeit ein.»

Zukunft der Geschäftsräume ist unklar

Ein weiteres grosses Hobby, das Reisen, kam während der Führung des Sportgeschäftes auch zu kurz. «Da werden wir bestimmt im neuen Jahr einige Pläne schmieden», so Bruno Berlinger.

Was mit den Geschäftsräumen und dem Haus passiert, kann der Besitzer noch nicht sagen. «Für die nächste Zeit werden wir sicher im Haus wohnen bleiben und lassen Veränderungen auf uns zukommen. Unsere ganze Aufmerksamkeit gehört bis Ende Jahr nun dem Totalausverkauf und der Verabschiedung der Kundschaft.»