Das Projekt «Alles Fassade», welches ab dem 8. Septemberin Krinau zur Schau gestellt wird, bringt viele Künstlerinnen und Künstler zusammen. Eine davon ist Sonja Rüegg, die mit ihrer Installation «Ohne Titel» antreten wird.
Erfolg sei für sie, wenn dem Betrachter ihrer Kunst ein kurzes Schmunzeln über das Gesicht huscht. Danach soll das Lachen jedoch im Hals stecken bleiben, denn dies würde bedeuten, dass man sich mit dem Sinn dahinter beschäftigte. «Bei einer Installation, einer Figur oder einer Skulptur beschäftigt man sich eher mit dem Raum. Man erschafft eine Dimension und eine Atmosphäre. Bei einem Gemälde habe ich dieses Gefühl nicht», antwortet Sonja Rüegg auf die Frage, warum sie nicht auch Bilder malt. Kunst müsse eben nicht nur schön oder bunt sein, sie soll eine Emotion auslösen und im Idealfall die Perspektive verschieben. Wie, ist bei jedem Betrachter wieder anders.
Am liebsten setzt sie sich mit einem Ort auseinander, der ihr die nötige Inspiration für ein neues Projekt gibt. «Der Ort und seine Umgebung geben mir vor, was noch fehlt. Er zeigt mir den Weg», meint sie. «Kunst darf eben auch gerne schlicht und minimalistisch sein, solange eine Poesie dahinter steckt», sagt Sonja Rüegg.
Und was wird man von ihr in Krinau sehen? Eine Installation an der Fassade einer alten Scheune, die mit Spiegelstreifen ausgekleidet wird und die Natur sowie die eigene Gestalt widerspiegeln soll. Das Projekt wird rund ein Jahr erhalten bleiben, damit auch jede Jahreszeit darin wiedergegeben werden kann.
Ausschlaggebend für die Auswahl der Fassade war, dass die Scheune alleine und weiter oben am Hang steht, damit sich auch der Himmel und die Natur und nicht Nachbarhaus darin widerspiegeln. Die Kunst bringt ihr immer wieder viele spannende Kooperationen, die sehr von ihr geschätzt werden. Vor allem regionale Projekte wie «Alles Fassade» in Krinau seien in erster Linie eine schöne Bereicherung für die Region und die Kunstinteressierten Toggenburger.
«Mit dem Toggenburg verbinde ich meine Heimat, die Churfirsten und Kägifret», sagt sie. In Dietfurt aufgewachsen hat Sonja Rüegg nach der obligatorischen Schulzeit als Au Pair im Welschland gearbeitet. Zurück in der Heimat machte sie eine Lehre zur kaufmännischen Angestellten und arbeitete danach noch einige Jahre auf diesem Beruf. Zwischenzeitlich ist sie auch sehr viel gereist, denn, wie viele andere, wollte sie die Welt sehen.
Die Arbeit wurde jedoch schnell monoton, weswegen Sonja Rüegg den gestalterischen Vorkurs an der Schule für Gestaltung in St.Gallen besuchte. Eine Richtung, die ihr so sehr gefiel, dass sie sich für ein Studium der Bildenden Kunst an der Hochschule Design & Kunst in Luzern entschied. Heute leitet sie in einem Teilzeitpensum die Kulturfachstelle Arosa-Schanfigg und macht Kunstführungen und Workshops im Forum Würth in Rorschach.
Nebenbei arbeitet Sonja Rüegg auch als Künstlerin. Oder eben nicht? «Ich stellte mir oft die Frage, ob ich berechtigt bin zu sagen, dass ich eine Künstlerin bin? Denn eine genaue Definition für Künstler gibt es dafür gar nicht. Mittlerweile stehe ich jedoch dazu und sage: Ja, ich bin eine Künstlerin.»