Interview
Abtretender Kommandant in Mosnang: «Der Feuerwehr ergeht es gleich wie der Privatwirtschaft»

Nach 30 Jahren bei der Feuerwehr quittiert Reto Koller seinen Dienst. Das Feuerwehrkommando übergibt er nach zehn erfolgreichen Jahren per 1. Januar 2019 an seinen designierten Nachfolger Markus Schönenberger.

Peter Jenni
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Reto Koller (rechts) übergibt das Kommando an Markus Schönenberger. (Bild: Peter Jenni)

Reto Koller (rechts) übergibt das Kommando an Markus Schönenberger. (Bild: Peter Jenni)

Reto Koller, Feuerwehrkommandant sein ist sehr aufwendig. Verbunden mit vielen Einsatzstunden für Planungen, Übungen und Ernstfalleinsätzen. Handelt es sich dabei um einen Teilzeitjob mit entsprechender Entschädigung oder wie wird das gehandhabt?

Reto Koller: In Mosnang ist es noch kein Teilzeitjob, wie es in grösseren Gemeinden zum Teil der Fall ist. Es handelt sich um eine Aufgabe für die Öffentlichkeit, die man übernimmt und dafür eine Funktionsentschädigung erhält. Übungen und Einsätze werden mit Sold entschädigt, wobei der Ansatz für sämtliche Angehörigen der Feuerwehr gleich ist.

Markus Schönenberger, ab wann haben Sie sich für das Kommando interessiert?

Markus Schönenberger: Vor drei Jahren hat man begonnen, über die Nachfolge zu sprechen. Nachdem Reto Koller den Rücktritt in absehbarer Zeit angekündigt hatte. Da sich sonst niemand dafür interessierte, habe ich vor zwei Jahren das Okay für die Kandidatur gegeben. Nach erfolgter Wahl findet die Übergabe Ende Jahr statt.

Wer ist der direkte Vorgesetzte des Feuerwehrkommandanten?

Koller: Vorgesetzte Stelle ist die Feuerschutzkommission, wobei deren Präsident direkter Vorgesetzter und Ansprechpartner ist. Gewählt wird der Kommandant auf Vorschlag der Kommission vom Gemeinderat.

Wie hat sich der Aufgabenbereich in den letzten zehn Jahren Ihrer Kommandantentätigkeit verändert?

Koller: Mit mehr technischen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, ist der Feuerwehrdienst anspruchsvoller geworden. Besonders auch der administrative Aufwand ist in Bezug auf Qualität und Rückverfolgbarkeit von Übungen und Einsätzen stark angestiegen. Seit dem Einsatz des First Responders, das sind sogenannte Ersthelfer, ist die Alarmierung vielfältiger, aber auch aufwendiger geworden. Der Feuerwehr geht es wie der Privatwirtschaft – immer mehr Vorschriften erhöhen den administrativen Aufwand.

Ihre bisherige Hauptaufgabe als Offizier bestand aus der Führung eines Zuges. Bedeutet es für Sie einen grossen Schritt zum Kommandanten?

Schönenberger: Tatsächlich einen Riesenschritt. Das heisst viel mehr Aufgaben besonders im administrativen Bereich. Als Zugführer war ich bei Übungen für 19 Angehörige der Feuerwehr verantwortlich. Neu trage ich die Verantwortung über die ganze Feuerwehr mit 65 Angehörigen und für die ganze Gemeinde.

Wie haben Sie sich auf die neue Aufgabe vorbereitet und was sind für Sie die wichtigsten Kriterien im Ernstfall?

Schönenberger: Bereits 2017 habe ich den Kommandantenkurs besucht, je zwei Tage auf der Schwägalp und in Arbon. Zudem habe ich von Reto Koller sehr viel lernen können. Vieles habe ich auch von meinem Vater Niklaus Schönenberger mitbekommen, der viele Jahre als Vizekommandant geamtet hatte. Wichtig ist mir bei einem Ernstfall, dass der Ersteinsatz gelingt, ohne mehr Schaden anzurichten. Dass alle Feuerwehrleute gesund wieder nach Hause kommen, hat für mich selbstverständlich oberste Priorität.

Woher nehmen Sie die Zeit für das Amt und wie verhält sich dies im Alarmfall, da Sie auswärts arbeiten?

Schönenberger: Da ich zu Hause auch noch zu tun habe, arbeite ich nur 80 Prozent. Zudem bin ich im Radball als Festwirt und Vorstandsmitglied zurückgetreten. Ebenfalls spiele ich in der Meisterschaft nicht mehr aktiv Radball. Es ist mir sehr wichtig, dass meine Familie hinter meinem Engagement steht. Sie darf aber deswegen nicht darunter leiden müssen. Bei einem Einsatz ist es so, dass der erste Offizier auf dem Platz die Einsatzleitung übernimmt. Obwohl der Einsatz damit auch ohne Anwesenheit des Kommandanten gesichert ist, werde ich, wenn immer möglich, trotzdem anwesend sein. In Mosnang haben wir das Glück, dass wir eine hohe Verfügbarkeit von sehr gutem Kader haben.

Ab Januar sind Sie nicht mehr aktiv in der Feuerwehr. Haben Sie sich darauf vorbereitet?

Koller: Es ist toll, nach 30 Jahren die Verantwortung abgeben zu können, obwohl ich die Aufgabe als Kommandant sehr gerne wahrgenommen habe. Obwohl sie zehn Jahre während 365 Tagen und 24 Stunden im Kopf konstant präsent war. Den Bezug zur Feuerwehr werde ich nicht verlieren, da zwei meiner drei Söhne aktiv Dienst leisten. Im nächsten Oktober besuche ich in Begleitung meines Sohnes Marco die zwölfte Feuerwehrkompanie «Bomba Suiza» im chilenischen Valparaiso. Dorthin wurde bereits 2017 Feuerwehrmaterial aus der Schweiz für die Feuerwehren von Chile geliefert, was im kommenden Jahr abermals der Fall sein wird. Zudem bin ich seit Anfang Jahr Mitglied des Samaritervereins Mosnang. Und abschliessend: Ich freue mich, dass ich die Verantwortung abgeben kann und nicht mehr immer bereit sein muss. Ich bin überzeugt, dass meine Nachfolge durch Markus Schönenberger weiterhin optimal funktionieren wird. Zudem wünsche ich der ganzen Feuerwehr Mosnang weiterhin erfolgreiche Einsätze und Übungen.