Das vermutlich älteste erhaltene Billett der Zugstrecke der Toggenburgerbahn weist einen Preis von 1.85 Franken für die dritte Klasse auf. Doch im Vergleich zum Durchschnittslohn war das alles andere als günstig.
Ein Blick auf die Fahrpreise und Fahrpläne des 19. Jahrhunderts bringt das Reisepublikum 2020 zum Staunen. Das vermutlich älteste erhaltene Billett aus der Zeit der Toggenburgerbahn kostete einst für eine Retourfahrt Wattwil – Wil in der dritten Klasse 1.85 Franken.
Wie lange musste man damals für den Erwerb des Billetts wohl arbeiten? Mit einem Arbeiterlohn waren mehrere Arbeitsstunden zu leisten, im Fall einer sehr gut verdienenden Person entsprach die Fahrtaxe vielleicht einer Stunde Arbeit. Die Fahrt mit der Eisenbahn war also eine elitäre Errungenschaft, weit weg vom Massenverkehrsmittel.
Der Blick auf den damaligen Fahrplan lässt ebenfalls staunen. Vier Zugpaare pro Tag, das war das Angebot. Noch deutlich kostspieliger waren Fahrten in der sogenannten Polsterklasse, das heisst in der gehobenen zweiten Klasse.
Trotz vergleichsweise hoher Reisekosten erwies sich die Bahn als volkswirtschaftlich wichtige Errungenschaft. Sie brachte durch den Güteraustausch Märkte näher und war für einen florierenden Handel unabdingbar. Der Markt, der damals unter dem Titel «Lustfahrten» lief, blieb wenigstens vorläufig ebenfalls einer noch schmalen Elite vorbehalten. Der Tourismus stand noch in den Anfängen – und Begriffe wie ÖV, Pendler oder Freizeitverkehr waren noch unbekannt oder gar undenkbar.
Die Bilanz der 150-jährigen Geschichte lautet heute in Kürzestform etwa: zehnmal mehr Zugsverbindungen, halbierte Reisezeit, 20-mal geringere Fahrpreise (kaufkraftbereinigt), unvergleichlich komfortableres Reisen.