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Ostschweiz
Die 25-jährige Modedesignerin Olivia Weber aus Zezikon bei Affeltrangen entwirft Kleidung, die trendig ist, aber trotzdem ökologisch und sogar noch sozial.
Sie träumt weder von Gucci noch von Chanel, auch das grosse Geld kann sie nicht locken. Olivia Weber aus Zezikon bei Affeltrangen ist eine ungewöhnliche Modedesignerin. Die 25-Jährige will trendige Mode machen, die ökologisch ist. Schon während sie in Basel Modedesign studierte, interessierte sie sich mehr für Nachhaltigkeit als für Luxus-Labels.
In der Schweiz werde das als altmodisch belächelt. Deshalb hat Olivia Weber in London zusammen mit einer Bayerin namens Anna und einer Südfranzösin namens Julie, ein eigenes Label gegründet. Es nennt sich Joa, zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben der drei Freundinnen. Joa produziert Jacken, die dem Gewissen schmeicheln. Sie sind umweltfreundlich, und dazu noch sozial. Das Studium hat Olivia Weber die Augen geöffnet. Sie sagt am Telefon:
«Ich habe gelernt, was alles schief läuft im riesigen Business Mode».
So hat ein T-Shirt eine Weltreise hinter sich, bevor es in den Laden kommt. Die Baumwolle stamme meist aus Usbekistan oder Kalifornien. Zu Stoff verarbeitet und gefärbt wird sie in China. In den Fabriken von Bangladesch werden die Teile genäht. Für die Freundinnen war deshalb klar: «Unser Produkt muss hundertprozentig regional sein.» Neue Stoffe zu produzieren sei Verschwendung. «Die Welt wird überschwemmt mit Kleidern.» 90 Prozent aller gekauften Stücke würden höchstens drei- bis viermal getragen. Danach landen sie auf dem Müll.
Durch Zufall lernte Olivia Weber Jean kennen, die den Second Hand-Shop in einem gemeinnützigen Zentrum leitet. Sie habe einen ganzen Keller voller Kleider, die niemand wolle, verriet Jean. Aus diesem Fundus dürfen die Designerinnen jetzt schöpfen. Kann man aus abgetragenen Kleidern schicke Mode machen? Man kann, sagt Olivia Weber.
Was es dazu braucht, ist ein geschultes Auge, dass die Perlen in der Masse aufspürt. «Die Qualität der Stoffe ist meistens gut, vieles ist neuwertig.» Die Kleider werden aufgetrennt und neu zu Jacken zusammengenäht. Bei Joa gibt es zwei Modelle zur Auswahl, eine Bomberjacke und eine längere Version als Parka.
Vom Gewinn fliesst ein Drittel zurück ins gemeinnützige Zentrum. Eine normale Jacke kostet 141 Franken. Es gibt auch die mehrlagige Version. Drei Jacken in einer. Die Dreilagen-Jacke gibt es für 305 Franken. Dann bietet Joa den «Sentimental Service» an. Gedacht für alle, die ihr Lieblingsteil zwar nicht mehr tragen, sich davon aber auch nicht trennen können. Aus dem Stoff könnte eine Jacke mit persönlicher Geschichte entstehen.
Joa steckt noch in den Kinderschuhen. 30 Jacken wurden bisher produziert, fünf davon auf kleineren Märkten verkauft. Der Aufwand dafür ist jedoch zu gross. Die Vermarktung muss online laufen, wenn Joa Gewinn abwerfen soll. Im März hat Joa einen Preis als vielversprechendes nachhaltiges Projekt gewonnen. Das Preisgeld von umgerechnet gut 4700 Fanken gab den Firmengründerinnen die Freiheit, ihre Idee weiter zu entwickeln. Der erste Schritt ist getan, den nächsten Schub soll eine Crowdfunding-Kampagne bringen.
Als Näherinnen würden die drei Designerinnen am liebsten Frauen aus unteren Schichten einstellen. Dann hätte sich ihr Traum erfüllt: Coole Mode, die nachhaltig ist und dazu sozial.