Thurgauer BDP-Politiker wirbelt mit Hitler-Tweet Staub auf

Der bislang unbekannte Thurgauer BDP-Politiker Thomas Keller setzt sich mit einem Tweet über Hitler in die Nesseln. Die BDP Schweiz fordert seinen Parteiausschluss. Keller entschuldigt sich für seine Aussage, will aber in der Partei verbleiben.

Sebastian Keller
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Der Thurgauer Politiker Thomas Keller (rechts) nimmt Adolf Hitler in Schutz. (Bild: pd)

Der Thurgauer Politiker Thomas Keller (rechts) nimmt Adolf Hitler in Schutz. (Bild: pd)

Ein Hitler-Tweet sorgt in sozialen Medien und auf Onlineplattformen wieder einmal für Empörung. Geschrieben hat ihn Thomas Keller aus Oppikon. Auf dem Kurznachrichtendienst schreibt der ehemalige Präsident der Jungen BDP Thurgau am Montagabend: «In der Person Adolf Hitler sehe auch ich nicht nur den menschenverachtenden bösartigen Tyrannen und Diktator.» Er glaube, die heutige Geschichtsschreibung sei ziemlich aus einer einseitigen Perspektive. «So unendlich schlecht kann dieser Mann nicht gewesen sein», schliesst Keller seinen Post. Für diese Aussage hat er sich am Dienstagvormittag entschuldigt (siehe Interview unten). «Der Tweet war ein Riesenfehler.»

Auslöser für Kellers Tweet war gemäss «Blick» die Geschichte über die Beförderung eines Wachtmeisters der Schweizer Armee. Der Tessiner hatte vor rund zwei Jahren mit Hassparolen zur Rassendiskriminierung aufgerufen, wurde daraufhin verurteilt – von seinem Arbeitgeber, der Tessiner Kantonspolizei, aber nicht entlassen. Im Gegenteil: Per August wird er befördert. Der Entscheid des Tessiner Staatsrates empörte einige User, und sorgte für eine Diskussion. In diese schaltete sich auch Thomas Keller ein. Er verteidigte den Polizisten, und verwies auf Hitler. Dies wiederum sorgte für weitere Empörungen im Netz.

Ein politisch relativ 
unbeschriebenes Blatt

Thomas Keller war bis zu seinem Ausrutscher auf Twitter selbst im Thurgau relativ unbekannt. Bekannt ist, dass er bis Frühling 2018 die Junge BDP Thurgau präsidierte. Grund für den Rücktritt: sein Alter. Zur Wahl in ein politisches Amt hat es ihm bislang nie gereicht. 2015 stand er auf der Liste der Jungen BDP Thurgau für die Nationalratswahlen; 2016 kandidierte er für den Grossen Rat – holte 813 Stimmen, was nicht für einen Sitz reichte. Diesen Frühling sass er im überparteilichen Thurgauer Komitee, das sich für die Vollgeld-Initiative einsetzte. Der 35-Jährige ist selbstständiger Bauunternehmer mit einer GmbH. Er wohnt mit seiner Familie in Oppikon, das zur Mittelthurgauer Gemeinde Bussnang gehört.

Der Hitler-Tweet kam bei der nationalen Parteizentrale in Bern überhaupt nicht gut an. Die Partei reagierte postwendend auf Twitter: Die BDP Schweiz distanziere sich entschieden von den Aussagen Thomas Kellers, und werde die Thurgauer Kantonalpartei bitten, das Ausschlussverfahren einzuleiten. Wie Generalsekretärin Astrid Bärtschi auf Anfrage sagt, müsse über einen Ausschluss die Kantonalsektion befinden; die Partei sei föderal organisiert. Innerhalb der BDP habe die Äusserung Kellers für Aufregung gesorgt, die Drähte in der Zentrale liefen heiss. «Mitglieder haben eine Reaktion unsererseits gefordert und begrüsst, dass wir uns distanziert haben», sagt die Generalsekretärin.

Am Dienstagvormittag meldet sich Jürg Schumacher, Präsident der BDP Thurgau, zu Wort – mit einer Stellungnahme auf Twitter: «Die BDP TG distanziert sich ausdrücklich von braunem Gedankengut. 2. Die Verniedlichung der Gräueltaten des NS Regimes wird nicht toleriert. 3. Weitere Massnahmen folgen.» Nach dem Mittag folgt eine ergänzende Stellungnahme der Kantonalpartei: «Bei der Aussage von BDP-Mitglied Thomas Keller handelt es sich um einen Tweet, den er als Einzelperson abgesetzt hat.» Wie die Massnahmen für Keller aussehen werden, werde die Parteileitung intern besprechen. Weiter will sich die Parteileitung nicht äussern – sie «ist zurzeit in den Sommerferien».

Umstrittene Aussagen aus der Ostschweiz

Thomas Keller ist nicht der erste Ostschweizer, der in den letzten Wochen mit hochumstrittenen Aussagen im Internet schweizweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Der ehemalige St.Galler CVP-Kantonsrat und Mitarbeiter des Thurgauer Baudepartements, Maurus Candrian, ist ebenfalls schon mehrfach mit anstössigen Kommentaren im Internet aufgefallen. «Israel ist ein Terroristenstaat, zehnfach schlimmer als der IS», schrieb er etwa in einem Blog-Eintrag auf Tagesanzeiger.ch. Ein Leser bezichtigte Candrian daraufhin des Antisemitismus. Ein Grossteil der Kommentare wurde anschliessend gelöscht. Für Candrian hatten sie dennoch Folgen. Er wurde als Ressortleiter des Thurgauer Tiefbauamts freigestellt. Am Kern seiner Aussagen hielt der ehemalige Kantonsrat fest. Im Grundsatz stehe er dazu. Schreiben würden er sie so aber nicht mehr, äusserte er sich damals gegenüber tagblatt.ch. Den Vorwurf, er sei Antisemit oder Rassist, liess er nicht gelten. Die Verfehlung im thurgauischen Baudepartement ist nicht die einzige, die Candrian hinnehmen musste. Bereits vor Jahren kostete ein rassistisches «Jubel»-Mail den ehemaligen Kantonsrat die Anstellung im Baudepartements des Kantons St.Gallen.