«Ich war und blieb Mister SBW»

Peter Fratton hat sich komplett von seinem Lebenswerk SBW – Haus des Lernens verabschiedet. Er spricht über diesen Entscheid, die Themen Academia und Hotel Schloss sowie sein Image.

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«Das Zollhaus ist ein Wahrzeichen»: Peter Fratton. (Bild: Daniel Walt)

«Das Zollhaus ist ein Wahrzeichen»: Peter Fratton. (Bild: Daniel Walt)

Herr Fratton, Sie sind nicht mehr sehr oft in Romanshorn anzutreffen. Weshalb?

Peter Fratton: Ich bin aus der SBW – Haus des Lernens ausgetreten und dort weder operativ noch strategisch mehr tätig.

Was machen Sie denn jetzt?

Fratton: Ich gebe wie schon bis anhin Vorträge an Kongressen in der Schweiz, aber auch in Deutschland. Hauptsächlich bin ich nun aber pädagogischer Begleiter der Freien Schule Anne-Sophie im deutschen Künzelsau.

Initiatorin Bettina Würth hat dieses Lerndorf über ihre Stiftung erbaut – als Erinnerung an das Schicksal ihrer Tochter, die von einem Auto übersehen und tödlich verletzt wurde. Sie entschied, dass die Schule nach meinem Konzept aufgebaut werden soll.

Inwieweit waren Ihnen bei diesem Vorhaben Ihre Erfahrungen im Aufbau der Schule für Beruf und Weiterbildung nützlich?

Fratton: Ich hatte vor der Anne-Sophie-Schule ja bereits 13 Schulen aufgebaut. Das gab mir viel Sicherheit.

Fiel Ihnen der Abschied von Ihrem Kind SBW nach so langer Zeit nicht schwer?

Fratton: Doch. Ich sagte immer, dass ich nach der Abgabe der Gesamtleitung an Reto Ammann diesen noch während fünf Jahren begleiten und die strategische Ausrichtung weiter mitbestimmen würde. Bereits nach kurzer Zeit zeigte sich aber, dass die an sich gute Idee schwer realisierbar war.

Die Leute verlangten oft nach mir – ich war und blieb Mister SBW, was für meinen Nachfolger, aber auch für mich schwierig wurde.

Sie galten lange als Strahlemann, dem alles gelingt, wurden gar Oberthurgauer des Jahres. Wie sehr schmerzt es Sie, dass der Idee einer Hotel- und Gastronomiefachschule in Romanshorn kein nachhaltiger Erfolg beschieden war?

Fratton: Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die Idee gut war. Der Fehler war: Wir wählten mit Romanshorn und dem Hotel Schloss den falschen Standort.

Ursprünglich war das Projekt ja im Bernbiet geplant. Im Thurgau erhielten wir vom Kanton dann nicht die erhoffte finanzielle Unterstützung.

Vor zwei Jahren verkauften Sie das Schloss an die Towit Machinery Trading AG. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie das Schloss nach wie vor unbelebt sehen?

Fratton: Ich finde es sehr schade, dass das Haus nun seit zwei Jahren geschlossen ist.

Glauben Sie noch daran, dass es jemals als Firmensitz und Seminarort gebraucht werden wird, was ursprünglich ja als Zweck angegeben wurde?

Fratton: Eine Prognose wage ich nicht. Ich hoffe aber, dass das möglichst bald passieren wird. Klar, ich habe das nicht in der Hand, aber ich fühle mich ja auch ein wenig verantwortlich.

Vor zwei Jahren hatten Sie diesen Verkauf als «Glücksfall» bezeichnet. Sehen Sie das nach wie vor so?

Fratton: Man kann mittlerweile wohl von einem herausgeschobenen Glücksfall sprechen…

Werden Sie von Romanshornern angesprochen, die sich darüber ärgern, dass dieses Haus an bester Lage ungenutzt bleibt?

Fratton: Ja, vor allem im Bekanntenkreis kommen immer wieder Fragen. Fragen, die ich nicht beantworten kann.

Verstehen Sie den Ärger dieser Leute?

Fratton: Ja, ich ärgere mich genauso.

Sie wurden mit dem Zollhaus auch Besitzer des alten Fährenlandeplatzes. Die Gemeinde Romanshorn wollte die Raserei an der Hafenstrasse mit einer Schranke unterbinden. Sie hielt nun aber fest, sie habe ihr ursprüngliches Projekt nicht realisieren können, weil Sie ein eigenes Parkierungskonzept betreiben möchten…

Fratton: …das stimmt so nicht.

Was richtig ist: Ich habe den Parkplatz abgesperrt, und einige Plätze werden von der SBW – Haus des Lernens sowie vom Betreiber der Hafenbar gemietet. Ich sehe das Ganze aber als Provisorium – ich möchte hier und an diesem attraktiven Ort längerfristig etwas anderes als Parkplätze realisieren. Immerhin sieht man nun am Sonntag vom «Panem» aus über einen freien Platz zum See.

An welche Nutzung denken Sie?

Fratton: Man könnte beispielsweise eine Art Monolith erstellen mit einer Hafenkneipe und dem Platz eine andere Note als jene eines Parkplatzes geben. Es sollte ein Treffpunkt werden. Das könnte neben dem Zollhaus zu einem weiteren Wahrzeichen werden. Klar ist aber, dass das Projekt aus denkmalpflegerischer Sicht nicht einfach zu realisieren sein wird. Wichtig ist aber auf jeden Fall, mit diesem Platz etwas zu machen.

Würden Sie der Einschätzung beipflichten, dass Ihr Image in Romanshorn in den letzten Jahren einige Kratzer abbekommen hat?

Fratton: Das kann ich nicht so genau beurteilen und wird wohl auch nicht direkt an mich herangetragen. Klar ist: Was gelingen kann, kann auch schiefgehen. Ganz generell hätte ich wohl oft anders handeln müssen, wenn es mir darum gegangen wäre, mein Image zu pflegen.

Aber mir ist weniger die öffentliche Meinung wichtig, sondern vielmehr, dass mich jene Leute verstehen, mit denen ich in direktem Kontakt bin. Und da fühle ich mich in Romanshorn gut aufgehoben.

Sie wohnen nach wie vor im «Inseli». Wie sehen Sie Ihren künftigen Bezug zu Romanshorn?

Fratton: Ich bin hier aufgewachsen und möchte hier bleiben.

Interview: Daniel Walt