Das Seemuseum widmet seine neue Sonderausstellung dem Biber. Ein Exponat verbindet mit der Region eine besondere Geschichte: Haakon wurde 1966 in Bottighofen ausgewildert und nahm dann Reissaus.
Nicole D’Orazio
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Haakon ist wieder da. 1966 wurde der Biber zusammen mit seinem Gspänli Olaf im Bottighofer Stichbach ausgesetzt. Anton Trösch hatte damals alles daran gesetzt, die ausgerotteten Tiere im Thurgau wieder anzusiedeln. Doch Haakon gefiel es nicht, er begab sich auf Wanderschaft in Richtung Romanshorn. Später tauchte er in Immenstaad wieder auf, wo er sich in einem Ziegeleiweiher niederliess und diesen aufstaute, was dessen Besitzer allerdings nicht goutierte. Also zog das Bibermännchen weiter, bis man es in der Nähe von Konstanz einfing und erneut nach Bottighofen brachte. Doch dort wollte Haakon nach wie vor nicht bleiben und nahm zum zweiten Mal Reissaus. Diesmal gelangte er bis ins bündnerische Prättigau, wo er in Grüsch schliesslich überfahren wurde. Er wurde anschliessend ausgestopft und im Naturmuseum Chur ausgestellt.
Nun ist Haakon wieder in der Region. Nicht in Bottighofen, dafür im Seemuseum. Er ist Teil der Ausstellung «Baumeister Biber», die vom 28. März bis 18. November zu sehen ist. «Er wurde nun zum zweiten Mal hierher zurückgebracht», sagt Biber-Experte Wolf-Dieter Burkhard bei der Medieninformation am Mittwoch und lacht. «Ein Grund, warum es Haakon in Bottighofen nicht gefallen hat war wahrscheinlich, dass Olaf kein Weibchen, sondern ein Männchen war.» Von aussen sei das eben kaum sichtbar, erklärt er.
Im Juni 1968 war die zweite Auswilderung von Bibern im Thurgau dann erfolgreich, am Nussbaumersee. Im gleichen Jahr wurde die Kreuzlinger Sektion des WWF gegründet, als erste in der Schweiz. Heute ist die Gruppe für den ganzen Kanton zuständig. «Der Biber war der Auslöser», erzählt Burkhard. «Denn der WWF hatte in Aussicht gestellt, sich an der Wiederansiedlung des Nagers zu beteiligen. Im Gegenzug gründeten wir eine Sektion.»
Burkhard war neben Anton Trösch eines der fünf Gründungsmitglieder und gehört seit 50 Jahren dem Vorstand an. «Trösch wollte 1966 unbedingt Biber in Bottighofen ansiedeln und setzte alle Hebel in Bewegung. Doch das war sehr schwierig», erzählt er. «Nach langem Hin und Her erhielt er vom Zoo Nürnberg Olaf und Haakon. «Zoo Künzler» aus Romanshorn hatte vermittelt.» Die Biber für die zweite Auswilderung seien hingegen aus Norwegen gekommen. Der WWF gab dafür 11000 Franken aus.
Burkhard freut sich, dass der Thurgau heute über die grösste Biberpopulation in der Schweiz verfügt. «Es sind über 600 Tiere», sagt der Landschlachter. Die Nager seien heute streng geschützt und breiten sich aus. «Man muss heute Verständnis für die Biber haben. Auch wenn nicht alle begeistert sind.» Eine Umsiedlung solle nur im Notfall vorgenommen werden. «Sie gehören heute halt dazu.»