BILLARD: Er möchte Profi sein

Derzeit läuft die Snooker-WM im englischen Sheffield. Der fünfzehnjährige Thurgauer Luis Vetter verfolgt die Spiele sehr genau. Schliesslich möchte er selber einmal zu den ganz grossen Spielern zählen.

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Täglich stundenlanges Training auf dem Snooker-Tisch ist Pflicht und Vergnügen für Luis Vetter. (Bild: Donato Caspari)

Täglich stundenlanges Training auf dem Snooker-Tisch ist Pflicht und Vergnügen für Luis Vetter. (Bild: Donato Caspari)

Was hat Sie in den letzten Wochen besonders beschäftigt?
Natürlich die Snooker-Weltmeisterschaft. In den letzten Wochen waren die Vorrunden, und am Samstag hat die Meisterschaft der besten 32 Spieler begonnen. Das WM-Finale dann live mitzuerleben, wird der Höhepunkt des Ganzen sein. Ich hoffe, dass mein Vorbild, Ronnie O’Sullivan, ins Finale kommt.

Was gefällt Ihnen an ihm besonders gut?
Er spielt extrem ruhig und kann an Turnieren dieselbe Leistung bringen wie im Training. Ich wünschte, das könnte ich auch, aber mein Kopf ist mir noch im Weg. Oft denke ich zu viel nach und mache mir selbst Druck. Ich muss noch lernen, alles um mich herum auszublenden.

Worin liegen Ihre Stärken?
Mir ist seit etwa ein, zwei Jahren aufgefallen, dass ich sehr zielstrebig bin und das, was ich mir vornehme, auch wirklich durchziehe. Ich habe immer ein Ziel vor Augen.

Welches Ziel haben Sie?
Natürlich Snooker-Weltmeister werden! Oder zumindest ist das ein Traum von mir. Momentan arbeite ich darauf hin, dass ich in der nächsten Schweizer Meisterschaft ins Finale komme. Für den Sieg wird es dieses Jahr aber wahrscheinlich noch schwierig werden. Ich hoffe darauf, dass ich in ein paar Jahren wie Alexander Ursenbacher ein Schweizer Profi bin.

Was hält Ihre Familie vom Traum einer Sportkarriere?
Meine Familie unterstützt mich voll und ganz. Sie geben mir nach der Sekundarschule bis ich neunzehn oder zwanzig bin Zeit, um den Profititel zu erlangen. Dafür muss ich die U21-Europameisterschaft gewinnen.

Und Ihre Freunde?
Die finden es zwar auch toll, sind manchmal aber auch etwas neidisch, weil sie jetzt auf der Suche nach einer Lehrstelle sind, ich aber nicht. Denn nach der Schule möchte ich mich voll und ganz aufs Snooker konzentrieren. Falls es nicht klappt, kann ich dann immer noch eine Lehre anfangen, einfach etwas später.

Wäre Pool-Billard allenfalls ein Plan B, wenn es mit Snooker nicht klappt?
Nein, auf gar keinen Fall. Billard ist viel einfacher, braucht weniger strategisches Denken, und es spielen auch deutlich mehr Leute Billard als Snooker. Die Konkurrenz wäre noch grösser. Nur schon die Farben der Kugeln und das Geräusch, wenn diese runterfallen, finde ich einfach viel besser im Snooker.

Welche Leidenschaften haben Sie neben dem Snooker noch?
Jetzt, wenn es langsam Sommer wird, kann ich nicht mehr still sitzen und freue mich wieder aufs Fussballspielen und Trampolinspringen mit meinen Freunden. Auch wird es bald wieder warm genug fürs Stand-Up-Paddeln auf dem Bodensee.

Mögen Sie den Bodensee im Thurgau am liebsten?
Ich mag vor allem natürlich Güttingen, wo ich wohne. Aber eigentlich finde ich die ganze Bodenseeregion mit ihren kleinen Dörfern am Ufer entlang sehr schön.

Im kommenden Juli findet das Open Air Frauenfeld mit Headlinern wie Eminem statt. Sind Sie dabei?
Nein. Ich war bisher noch nie an einem Open Air. Aber nicht, weil ich keine Zeit hätte, sondern weil diese meist erst ab sechzehn sind. Ich habe aber erst Ende Juni Geburtstag und werde sechzehn.

Und wie alt fühlen Sie sich wirklich, vor allem wenn Sie gegen Erwachsene am Snooker-Tisch antreten?
Eigentlich fühle ich mich genau so alt wie ich bin, fünfzehn. Natürlich wird an Turnieren von mir erwartet, dass ich mich wie ein Erwachsener verhalte. Das ist aber kein Problem und gehört einfach zum fairen Sport dazu.

Manchmal hat man einfach keine Motivation mehr. Was machen Sie dann?
Meine Ziele sind meist Motivation genug. Aber natürlich gibt es auch schlechte Tage. Dann höre ich meistens deutschen Rap, weil ich dazu gerne trainiere. Von welchen Künstlern möchte ich aber lieber nicht genau sagen. Ihre Texte sind nicht ganz jugendfrei.

Zu den Sachen, die man zumindest in der Ostschweiz nicht diskutiert, gehört eine unserer Essgewohnheiten. Essen Sie Ihre Bratwurst mit oder ohne Senf?
Natürlich ohne Senf! Aber ab und zu mit Ketchup. Das ist auch mal fein.

Nun zu einem anderen Thema. Wenn Ihr Leben verfilmt würde, wie würde der Titel des Films klingen?
Das ist schwer zu sagen. Aber ich glaube, es wäre etwas in die Richtung «Lebe Deinen Traum». Noch weiss ich ja das Ende nicht. Auf meinem Grabstein steht aber hoffentlich einmal «... war Weltmeister»!

Gibt es neben Snooker noch einen anderen Traum?
Ja, aber er ist eher unrealistisch, das weiss ich. Trotzdem wünsche ich mir, dass ich eines Tages mit meinen beiden besten Freunden in einer Villa wohne.

Interview: Aylin Erol