Auf der Güttingersreuti entsteht die grösste BMX-Anlage im Thurgau. Für den Bau der Piste, auf der künftig auch Profirennen durchgeführt werden können, haben die Flying Tigers Spezialisten aus den USA engagiert.
Mario Testa
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Sie machen es nicht zum ersten Mal, und das sieht man. Mit viel Geschick, Feingefühl und doch sehr zügig steuern Tom Ritzen-thaler und Mitch Horne einen grossen Pneubagger und einen Kompaktlader über die Anlage ganz im Osten der Güttingers- reuti in Weinfelden. Die beiden Amerikaner baggern Erde zu Haufen und Hügeln, drücken sie durch mehrmaliges Darüberfahren platt und bringen sie mit der Schaufel in die richtige Form. In Weinfelden bauen sie die neuste und grösste BMX-Anlage im Thurgau. Ihr Auftraggeber ist die Stiftung Faszination BMX, die für den Club Flying Tigers eine neue Piste bauen lässt, da sie vor drei Jahren ihre bisherige Heimat am Flugplatz Sitterdorf verlassen mussten (siehe Kasten).
Ritzenthaler und Horne gehören zum Team der amerikanischen Firma EliteTrax Inc. Diese Firma hat sich als erste auf den Bau von BMX-Anlagen spezialisiert und seit knapp 20 Jahren auf der ganzen Welt schon über 100 BMX-Anlagen erstellt. Geschäftsführer der Firma und gleichzeitig Planer der Anlagen ist Johan Lindström. «Im Jahr 2000 habe ich für den Internationalen Radsportverband UCI in Aigle angefangen zu arbeiten und den Bereich BMX zu professionalisieren», sagt der 49-jährige Schwede. Er lebte während zehn Jahren auch in der Schweiz, mittlerweile ist er in Florida zu Hause. «Wir haben damals bei der UCI die Weltmeisterschaften eingeführt und konnten BMX-Fahren als olympische Disziplin etablieren.» Mit seiner Firma EliteTrax war Lindström dann auch verantwortlich für den Bau der ersten Olympia-BMX-Anlage in Peking im Jahr 2008. Auch die beiden Anlagen bei den Spielen in London und Rio hat er mit seinem Team erstellt.
Die BMX-Anlage in Weinfelden wird bei ihrer Fertigstellung im Sommer eine Länge von etwa 360 Metern haben, sie verfügt über einen Starthügel mit acht Startgattern, drei Steilwandkurven und diverse Sprünge und Hügel. Die groben Erdarbeiten hat bereits die Kibag AG in den vergangenen Monaten ausgeführt. Das Drei-Mann-Team aus den USA ist nun vor einer Woche eingeflogen, um die eigentliche Piste darauf zu erstellen. Schon im Mai waren sie da, aber wegen des Wintereinbruchs flogen sie unverrichteter Dinge wieder zurück.
Eine BMX-Piste besteht aus drei Schichten. Zuunterst ist Erde und Schotter, mit denen die Hügel geformt werden. Darauf kommt eine Schicht Kies und zuoberst Netstaler, eine spezielle Mischung Kalksteinschotter «Diese Oberfläche kann im feuchten Zustand sehr gut bearbeitet werden. Wenn sie austrocknet, härtet sie aus und wird fest», erklärt Lindström. «Das Material variiert von Land zu Land. Wir arbeiten wenn möglich mit lokalen Baumaterialien.» Zwei bis drei Wochen braucht das Elite-Trax-Team zur Fertigstellung der Anlage. «Die Planung und Vorarbeiten dauern wesentlich länger als der Bau. Alles in allem etwa ein halbes Jahr.»
Auf der BMX-Anlage in Weinfelden können künftig auch internationale Rennen wie Europacups durchgeführt werden. «Nur für die Weltmeisterschaften ist der Starthügel etwas zu klein. Zudem müssen wir immer darauf achten, dass nebst den Cracks auch weniger versierte Fahrer mit der Piste zurecht kommen», sagt JohanLindström. «Die Anlage hier in Weinfelden wird auf alle Fälle richtig gut. Ich finde es auch toll, wieder mal die Berge zu sehen während der Arbeit.»