Lachen mit Lucas

Als Lucas Pepe Cadonau das Gebäude an der Grünaustrasse in Sirnach kaufte, regnete es rein und der Putz bröckelte ab. Nun ist die Villa Balloni zehn Jahre alt. Das Jubiläum feiert der Zirkus mit einem Advents-Dinner-Clown-Spektakel.

Philipp Haag
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Holt den alten Zylinder hervor: Lucas Cadonau sorgt als Clown Pepe für Lacher. (Bild: Donato Caspari)

Holt den alten Zylinder hervor: Lucas Cadonau sorgt als Clown Pepe für Lacher. (Bild: Donato Caspari)

Sirnach. Etwas versteckt an der Grünaustrasse in Sirnach steht sie, die Villa Balloni, Heimat der Zirkusfamilie Cadonau. Schön verkleidet mit Holz, der untere Teil in leuchtendem Rostrot, hat das Gebäude mit den Pflanzen und den Stauden und der Gondel vor der Glasfront und dem Stern an der Fassade etwas Geheimnisvolles. Für Lucas Pepe Cadonau ist das Haus denn auch nicht einfach sein Wohnhaus, «sondern eine Ansammlung von Räumen, in denen wir unsere Phantasien und Projekte ausleben können». Dutzende von Hinterthurgauer Kindern sind bereits einmal in diese Phantasiewelten eingetaucht, führt der Circus Balloni doch regelmässig in den Ferien Kinder-Zirkus-Tage durch. So auch wieder in diesem Oktober.

Im November und Dezember sind dann die Erwachsenen dran. Sie kommen in den Genuss einer ganz besonderen Aufführung, des Advents-Spektakels «Lachen und Lametta». Mit einer Dinnershow, bestehend aus einem Nachtessen mit Dessert, unterbrochen von der Zack-Zack-Show des Clown-Duos «Pepe & Tommy», feiert der Zirkus das 10jährige Bestehen der Villa Balloni (siehe Kasten). «Eine Feuerwehr macht bei einem 10-Jahr-Jubiläum einen Tag der offenen Tür, ein Bostitch-Produzent einen Betriebsrundgang», sagt Lucas Cadonau mit einem Schmunzeln, «wir führen ein Dinner-Clown-Spektakel auf.»

Die Löcher im Dach

Dass es überhaupt so weit kommen konnte, ist nicht selbstverständlich. Als Lucas Cadonau mit seiner Frau Dagmar die Liegenschaft vor 10 Jahren kaufte, war sie am Zerfallen. «Das Dach war voller Löcher, es regnete rein, der Putz bröckelte von den Wänden.» Dennoch, das Zirkusehepaar konnte sich bereits damals vorstellen, was aus dem Gebäude einmal werden wird – eine Villa, eine Zirkusvilla. Sukzessive bauten sie die Gewerbeliegenschaft um, besserten die Löcher im Dach aus, flickten Böden, strichen Wände und richteten im ehemaligen Heustock ein kleines Theater mit Bühne und Bestuhlung ein. Gleichzeitig wurde aus dem Duo ein kleines Familienunternehmen. Die beiden Söhne, der 19jährige Gian und der 17jährige Nicolas, traten in den Zirkusbetrieb ein. Gian lernt seit drei Jahren Zirkustechniker – «diese Lehre haben quasi wir erfunden» – und der Jüngere macht eine KV-Ausbildung bei seiner Mutter.

Die beiden Kinder waren denn auch mit ein Grund, dass die Cadonaus drei Jahre, nachdem sie die Liegenschaft in Sirnach gekauft hatten, entschieden, sesshaft zu werden. Die beiden Söhne sollten einen geregelten Lebensablauf erhalten. Seit 20 Jahren selbständig, waren Lucas und Dagmar Cadonau viele Jahre auf Tournée. Diese Zeit war «wild, kreativ und spannend», wie Lucas Cadonau sich erinnert, dennoch schlich sich eine gewisse Müdigkeit ein. Finanziell kam der Kleinzirkus fast nicht über die Runden. «Es war schwierig, ein wenig Geld auf die Seite zu legen.» Seit 2004 arbeitet der Circus Balloni vor allem auf der Basis von Engagements. Lucas Cadonau geht mit 12 freien Mitarbeitern für Animationsprojekte in Schulen, an Ferienpasswochen oder auch in Behindertenheime, vermietet seine vier Zirkuszelte für Veranstaltungen – der Fuhrpark in Sirnach und Braunau umfasst an die 40 Fahrzeuge – oder tritt solo oder mit Partner Tommy Müller als Clown auf. Um die 12 000 Personen sind im letzten Jahr vom Circus Balloni animiert worden, wie Lucas Cadonau sich ausdrückt. Sie nahmen entweder an Animationstagen oder -wochen teil oder besuchten eine der Aufführungen von Clown Pepe. «Wir sind sehr zufrieden», sagt Lucas Cadonau.

Den besten Job der Welt

Obwohl 47jährig und Unternehmer, bleibt Lucas Cadonau auch Clown. «Ich habe den besten Job der Welt», sagt er. Sein Beruf erlaube es ihm, seine Kreativität auszuleben und Zirkus zu spielen, «allein, im Duo und mit Kindern».