High-Tech für einen Tag

WÄNGI. Die Sekundarschule Wängi will ihre Schüler – und vor allem auch ihre Schülerinnen – für Technik begeistern. Dafür liess sie ein mobiles Labor kommen. Das Experiment ist geglückt, freut sich Schulleiter Urs Schrepfer.

Adrian Grzonka
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Die Sekschülerinnen Saskia Koller und Giada Venuti lernen die Mikrowellen-Synthese kennen. (Bilder: pd)

Die Sekschülerinnen Saskia Koller und Giada Venuti lernen die Mikrowellen-Synthese kennen. (Bilder: pd)

Viele benutzen die Mikrowelle täglich, wenige wissen, wie sie funktioniert. Dabei steckt in dem Kasten eine Menge Technik, die es zu entdecken und zu begreifen lohnt. Zum Beispiel, dass sich in dem Gerät die Wassermoleküle im Takt der Mikrowellen drehen und so Wärme erzeugen. Oder dass in der Mikrowelle, im Gegensatz zur Pfanne, das Essen von innen und nicht von aussen erwärmt wird.

Diese und ähnliche Erkenntnisse durften die Schüler der Sekundarschule Wängi kürzlich sammeln. Das Mobillab – ein mobiles High-Tech-Labor mit zwölf Arbeitsplätzen – machte an der Schule zum erstenmal halt (siehe Kasten).

Zwölf Forschungsplätze

Bestellt hat das Mobillab der Schulleiter Urs Schrepfer. Er sei im Schulblatt auf das Angebot der Pädagogischen Hochschule St. Gallen aufmerksam geworden und vom Projekt begeistert gewesen. «Die Geräte, mit denen wir im mobilen Labor arbeiten konnten, sind teilweise 20 000 Franken wert. So etwas kann sich eine Schule nie leisten.»

Die Schüler seien auf den Tag an den High-Tech-Geräten gut vorbereitet worden, sagt Schrepfer: «Während dreier Wochen konnten sie sich im Physik- und Chemieunterricht mit den technischen Geräten und deren Möglichkeiten befassen.» Dies sei auch nötig gewesen: «Das sind alles sehr komplizierte Maschinen. Ohne Vorbereitung wären die Schüler überfordert gewesen.»

Im Mobillab forschten die Schüler an zwölf Arbeitsplätzen jeweils in Zweierteams, zum Beispiel im Bereich der Thermografie: Mit Wärmebildkameras untersuchten sie, wie gut die Fenster im Schulhaus isoliert sind. Oder sie führten Lebensmittelanalysen durch: Mit einem automatischen Refraktometer bestimmten sie die Dichte von Orangensaft.

Neben den Forschungsplätzen im Mobillab sorgte die Schule für weitere technische und praktische Aktivitätsmöglichkeiten: Aus Abfall durften sie Flugobjekte zusammenbauen.

Mint-Fächer fördern

Als Schulleiter zieht Schrepfer eine sehr positive Bilanz über den Forschungstag: «Das Schönste am Tag war, dass alle sehr motiviert waren.» Der Tag sei zwar lang gewesen, hätte aber durchs Band positive Reaktionen ausgelöst – sowohl bei Schülern als auch bei Lehrern und in der Schulleitung. Schrepfer wünscht sich, dass das Angebot der Pädagogischen Hochschule St. Gallen zukünftig auch im Kanton Thurgau stärker genutzt wird. Ihm sei es ein grosses Anliegen, bei den Schülern das Interesse für die sogenannten Mint-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, zu wecken und zu fördern. «Ich finde es gut, wenn man diese Fächer stärken kann.» Auch für die Wirtschaft sei dies sehr wichtig, sagt Schrepfer und verweist auf den Mangel an Fachkräften in den Fächern, welche die Wirtschaft und Politik seit einigen Jahren beklagt.

Kein Geschlechterunterschied

Wie ein Bericht des Bundesrates aus dem Jahr 2010 zeigt, entscheiden sich Jugendliche später viel eher für ein Mint-Studium, wenn sie bereits im Alter von 15 Jahren an diesen Fächern Interesse zeigen. Zudem zeigt die Studie, dass vor allem junge Frauen, trotz vorhandenem Talent, sich oft gegen ein Mint-Studium entscheiden. Fehlendes Interesse bei den Schülerinnen konnte Schrepfer allerdings nicht beobachten: «Im Mobillab sah man zwischen den Geschlechtern keinen Unterschied. Alle waren mit grossem Engagement und Interesse dabei», freut sich Schrepfer.

Timothy Toyata und Samuel Roth lassen sich eine Highspeedkamera erklären. (Bild: Matthias Guggisberg)

Timothy Toyata und Samuel Roth lassen sich eine Highspeedkamera erklären. (Bild: Matthias Guggisberg)

Urs Schrepfer Schulleiter Wängi (Bild: Olaf Kühne)

Urs Schrepfer Schulleiter Wängi (Bild: Olaf Kühne)