AADORF: Nicht nur für Flüchtlinge

Der Gemeinderat regelt die Deutschkurse neu. Die Einstellung eines Sirnacher Pilotprojektes zwang die Behörde zu dieser Massnahme. Mit der gefundenen Lösung ist der Gemeindepräsident dennoch zufrieden.

Olaf Kühne
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Beim Deutschunterricht im Verein "for asylees" im Jugendraum der evangelischen Kirche Frauenfeld. (Bild: Andrea Stalder (Andrea Stalder))

Beim Deutschunterricht im Verein "for asylees" im Jugendraum der evangelischen Kirche Frauenfeld. (Bild: Andrea Stalder (Andrea Stalder))

Olaf Kühne

olaf.kuehne

@thurgauerzeitung.ch

"Eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt ist nur möglich, wenn Kenntnisse der deutschen Sprache vorhanden sind", ist der Aadorfer Gemeinderat überzeugt. Gleichzeitig verweist die Behörde in ihren aktuellen Gemeindenachrichten auf ihren gesetzlichen Auftrag, für Integrationsmassnahmen zu sorgen.

Gemeint sind die Deutschkurse, welche die Gemeinde neu organisieren musste. Dies, nachdem die Gemeinde Sirnach ihr Pilotprojekt Kompetenzzentrum für Integration (KOI) per Ende vergangenen Jahres eingestellt hatte (unsere Zeitung berichtete). Das KOI in Sirnach wurde 2014 im Rahmen des Kantonalen Integrationsprogramms gegründet. Sirnach und der Kanton einigten sich damals auf eine befristete Führung des KOI bis 2017. Neben Sirnach schlossen sich dem Verbund weitere Bezirksgemeinden an. Aadorf, Bettwiesen, Braunau, Eschlikon, Rickenbach und Fischingen stiessen dazu.

Damals wurde zudem festgehalten, dass vor Ablauf der Testphase der Nutzen sowie die Notwendigkeit einer zentralen Integrationsanlaufstelle überprüft werden. "Der Nutzen des Kompetenzzentrums ist von den Mitgliedergemeinden in einer Umfrage eher tief bewertet worden", erklärte der Sirnacher Gemeindepräsident Kurt Baumann denn auch vergangenes Jahr gegenüber unserer Zeitung den Entscheid zur Beendigung des KOI.

Bei ihrer Neuorganisation der Deutschkurse profitiert die Gemeinde Aadorf nun davon, dass sie schon seit November 2016 Grundkurse für Flüchtlinge selber organisiert. Der Gemeinderat hat nun entschieden, diese Kurse für alle zu öffnen; namentlich für Personen mit keinen oder lediglich rudimentären Deutschkenntnissen.

Angebot sprach sich ohne Werbung herum

Zwar sei es ein Problem, seitens Gemeinde mit diesen Menschen überhaupt in Kontakt zu treten, sagt Gemeindepräsident Matthias Küng. Um so mehr freut er sich, dass bereits auch Nicht-Flüchtlinge diese Kursmorgen besuchen. "Wir haben das Angebot bis anhin nicht aktiv beworben", sagt Küng. "Aber offenbar hat es sich bereits herumgesprochen." Überhaupt sehe er es positiv, wie sich das Thema Integration in der Gemeinde entwickelt habe. "Gemeinderat Urs Thalmann hat in dieser Sache viel bewegt." So erhalte man für das ebenfalls im November 2016 ins Leben gerufene Beschäftigungsprogramm ausschliesslich positive Rückmeldungen. "Von links werden wir gelobt, weil wir die Flüchtlinge integrieren – und von rechts, weil wir sie beschäftigen", sagt CVP-Politiker Küng.

Im Zuge der Neuregelung hat der Aadorfer Gemeinderat zudem entschieden, sich auch an den sogenannten Niveau-Sprachkursen zu beteiligen – mit bis zu 500 Franken, je nach Einkommen und Kurskosten.