HERDERN: Einstieg in eine andere Welt

Bühne frei für die erste Kunstausstellung in der Tiefenmühle. Dafür spannten eine Pflegefachfrau, ein Umweltingenieur und eine Kunstschaffende zusammen.

Christine Luley
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Marlene Berliat, Marc Nyffenegger und Carole Isler bringen Kultur in die Tiefenmühle. (Bild: Christine Luley)

Marlene Berliat, Marc Nyffenegger und Carole Isler bringen Kultur in die Tiefenmühle. (Bild: Christine Luley)

HERDERN. Pate der Idee war die Ausstellung «el escenario» von Carole Isler in der Baliere Frauenfeld. Die Bilder und Szenen aus Buenos Aires faszinierten Marc Nyffenegger und Marlene Berliat. «Unsere Mühle wäre auch eine geeignete Bühne für eine Kunstausstellung», fand Marc. Unbeschwert gingen die beiden ans Werk, denn der Umweltingenieur und die Pflegefachfrau kommen nicht aus der Kunstszene. Beherzt luden sie Carole Isler zu sich in die Tiefenmühle zwischen Weiningen und Herdern ein. Und siehe, es gelang dem Paar, die Künstlerin für ihr Projekt zu begeistern. «Eine ehemalige Mühle eignet sich als Ausstellungsort, da die Hemmschwelle, die beim Besuch einer Kunstinstitution vorhanden sein könnte, nicht oder kaum existiert», erklärte die Frauenfelderin.

Marc Nyffenegger ist in der Tiefenmühle aufgewachsen. Sein Vater und Grossvater haben für Kunden Getreide gemahlen. Nach der Stilllegung 2001 wurden die Futtermühle und die nicht mehr benötigte Räumlichkeiten für Events und kulturelle Anlässe herausgeputzt. Den Anfang 2015 machte Marcs Schwester Daniela Nyffenegger mit einem Theaterwochenende.

Auf der Suche mit Mut und Ehrgeiz

Vom 30. September bis 2. Oktober 2016 hält eine bunte Bilderwelt Einzug. Am Anfang sei man vielleicht etwas naiv vorgegangen, «aber es hat trotzdem funktioniert», strahlt Marlene Berliat und erzählt vom Einholen der Bewilligungen, der Suche nach Sponsoren und der Ausarbeitung eines Rahmenprogramms.

Mit Mut und Ehrgeiz machte sich das Organisationstrio auf die Suche nach Kunstschaffenden. Die Vorgaben waren, regionaler Bezug und Plattform auch für Junge. Erst zeigten sich die erfahren Künstler skeptisch. «Doch nach einem gemeinsamen Treffen vor Ort entstand eine Dynamik, und alle wollten mitmachen», sagt Marc Nyffenegger.

Unterschiedliche Techniken und Formensprachen

Die Ausbeute kann sich sehen lassen: Etablierte und aufstrebende Kunstschaffende zeigen eine breite Palette von Stilrichtungen. Mit von der Partie sind: Andrea Stalder, Carole Isler, Heidi Grünenfelder, Gabriel Mazenauer, Mark J. Huber, Monika Schmid, Rina Jost, Stefan Rutishauser, Sonja Züblin, Susan Kopp und Tiziano Autera.

Für die älteste Teilnehmerin, Heidi Grünenfelder, ist die Teilnahme gewissermassen ein Heimspiel. Die 84jährige Tante von Marc Nyffenegger ist in der Tiefenmühle aufgewachsen und stellt Blumen und Naturbilder aus. Der Jüngste im Bunde, Tiziano Autera, hat eine andere Ausdrucksweise, der 24-Jährige beschäftigt sich mit neuen Geometrien. Einige Künstler stellen an der Veranstaltung nicht nur aus. Die Scherenschnittkünstlerin Sonja Züblin etwa zaubert mit Schere und Messer filigrane Figuren aus Papier. Die Illustratorin Rina Jost wird möglicherweise an kleinen animierten Sequenzen arbeiten und offen bleiben für Inputs der Besucher. Auch Monika Schmid lässt sich über die Schultern schauen, sie gewährt Einblicke in mit Pigmenttinte auf Transparentpapier festgehaltene Baustellen.

Das Organisationstrio um Marlene Berliat, Marc Nyffenegger und Carole Isler freut sich, dass es ihm gelungen ist, trotz kurzer Vorlaufzeit und eines knappen Budgets eine Ausstellung mit vielseitigen Arbeiten zu realisieren. Zudem werde die Ausstellung mit einem Rahmenprogramm mit Musikmatinee, Führungen und einer Bar mit lokalen Produkten ergänzt.