Die Musikschule und das Sinfonische Orchester Arbon wagen sich dieser Tage an Mozarts «Zauberflöte» – und meistern die Herausforderung vortrefflich. Über 200 Mitwirkende bringen Farbe in die Kulturhalle.
Über die «Zauberflöte» muss man keine grossen Worte verlieren – zu populär ist die bekannteste Oper Mozarts. Und doch ist eine Aufführung jedes Mal ein Wagnis, denn wenn es eine Oper gibt, deren Melodien, Arien und Duette gleichsam Volksgut geworden sind, dann ist es jenes Singspiel, das von den Arbonern aktuell als Märchen inszeniert wird. Das Wagnis ist gelungen. Dies zum einen, weil das Ensemble eine mitreissende Spiellaune an den Tag legt. So gab es denn auch an den «unmöglichsten» Stellen wiederholt Szenenapplaus, denn die gezeigte und musizierte «Begeisterung» auf der Bühne und im Orchester übertrug sich schnell aufs Publikum.
Diese «Zauberflöte» war ein Ort, an dem man mitlachte und -zitterte. Dazu trug die bunt-märchenhafte Inszenierung (Regie: Eva Pisana) massgeblich bei. Die Bilderwelten, Kostüme (Diana M. Leist-Keller) und Maske (Sandra Wartenberg) orientieren sich klar an ägyptischen Tempelwelten, orientalischen Palästen und exotischen Naturbildern. Unter der musikalischen Leitung von Leo Gschwend wird der Abend im Presswerk zum traumhaften Zufluchtsort aus dem Alltag für die ganze Familie. Gschwend liess der Musik Platz, sich zu entfalten. Wo andere vielleicht aufs Gaspedal gedrückt hätten, liess er bewusst Transparenz und Wohlklang walten. Wunderschön war auch die gut umgesetzte Idee, dass kleine Szenen vom Schülerorchester der Musikschule Arbon (Leitung: Vroni Dünner-Walter) gespielt wurden. Durch solch klugen Einbezug begeistert man die Jugend für Mozarts unsterbliche Musik. Die Ballette (Choreografie: Rebecca Demierre) waren wunderschön anzusehen und klug ins Geschehen integriert. So beispielsweise während der Ouvertüre oder bei Taminos Flötenspiel. Sehr ästhetisch waren die Tänze, welche während der Prüfungsszene den Gang durch Feuer, Wasser, Luft und Erde symbolisierten. Sehr präsent und geschlossen sangen auch die Chöre und trugen somit gewichtig zum gelungenen Gesamteindruck bei.
Auch die Solisten erledigten ihre Arbeit generell gut – auch wenn es beim stimmlich gehemmten Tamino (Tamas Henter) klare Abstriche zu machen galt. In der «Bildnisarie» war nichts von aufflammender Liebe zu spüren. Zwar steigerte er sich, doch hatte er das Pech, dass er von der besten Sängerin des Abends, der rundum überzeugenden Pamina (Anna Gschwend), auch in der Prüfungsszene glatt an die Wand gesungen wurde; alles an ihrer Darbietung wirkte klug gespielt und war vor allem wunderschön gesungen. Neben Gschwend muss Alexa Vogel erwähnt werden, die den Part der Königin der Nacht schauspielerisch und gesanglich bravourös meisterte. Die Läufe meisterte sie mühelos und traf die hohen Töne perfekt. Torsten Frisch blühte in seiner Rolle als Publikumsliebling Papageno auf. Herrlich unangestrengt und souverän im Ausdruck war Clemens Morgenthalers Sarastro. Von den Nebenrollen überzeugten die drei Damen (Judith Imhof, Sarina Weber und Annika Langenbach); hier gab es am elitären-zickigen Zusammenspiel nichts auszusetzen. Florian Gaus gab einen leichten «Monastotos», dem man die Rolle als lüsterner Sklavenaufseher jedoch nicht wirklich abnahm. Was aber wohl auch daran lag, dass man seine Rolle geradezu kastriert hatte. So wurde aus dem «Mohr» aus dem Original schon mal optisch ein Weisser und auch sprachlich wird der «böse Mohr» zum neutralen «Monastotos» umgedichtet. Dass wirkte spätestens dann falsch, als er sich der schlafenden Pamina nähert («Alles fühlt der Liebe Freuden […] und ich sollt’ die Liebe meiden, weil ein Schwarzer hässlich ist!»).
Den Reigen der Solisten schlossen die drei heftig umjubelten drei Knaben (Elias Podolski, Sophie Schmucker und Sina Rey) sowie Valentina Russo als burschikose Papagena ab. Das Publikum dankte den Aufführenden mit einem langen und warmen Applaus, der schliesslich in eine Standing Ovation mündete.
Christof Lampart
Zusatzvorstellung
Wegen grosser Ticketnachfrage gibt es am Donnerstag, 22. Juni, 19 Uhr, eine Zusatzvorstellung.