LITTERING: «Mich stört der Abfall»

Andreas Dolder aus Steinach sammelt am Seeufer der Region freiwillig Abfall ein. Überdurchschnittlich dreckig ist es in Horn. Arbon und Steinach schneiden besser ab.

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Dosen, T-Shirts und Hundekotsäckli: In der Steinacher Bucht liegt alles Mögliche herum. (Bild: Andreas Dolder)

Dosen, T-Shirts und Hundekotsäckli: In der Steinacher Bucht liegt alles Mögliche herum. (Bild: Andreas Dolder)

Schnell den Zigistummel mit der Schuhsohle zerdrücken oder den Kaugummi ausspucken – was wir wegwerfen, kann die Natur nicht sofort abbauen. Im Gegenteil. Das zeigt der Swiss Litter Report: In einer schweizweiten Sammelaktion haben Freiwillige an den Ufern von Seen und Flüssen Abfall gesammelt und ausgewertet, und verlässliche Daten über die Umweltverschmutzung durch Plastik generiert. STOPPP (Stop Plastic Pollution Switzerland), WWF und Hammerdirt sind an der Erhebung beteiligt, die noch bis März 2018 dauert. Erste Resultate: Plastik ist das am häufigsten gefundene Material und davon ist der Anteil Zigarettenfilter mit Abstand der grösste.

14 Gegenstände pro Meter

Eine interaktive Karte lässt die einzelnen Fundorte miteinander vergleichen. Überdurchschnittlich hoch zeigt sich die Dichte an Abfall in Horn. Dort werden durchschnittlich 13,4 Abfallgegenstände pro Meter gefunden. Weniger häufig kommen Abfallfragmente am Arboner Bodenseeufer vor: Da sind es 0,99 Teile pro Meter. In Steinach, wo die durchschnittliche Abfalldichte pro Meter 0,84 beträgt, ist das Ufer gemäss Stichprobe weniger verunreinigt als andernorts. Vor allem Teile aus Plastik, Metall sowie Glas und Keramik finden sich allgemein häufig am Bodenseeufer.

In der Region am See, so in Altenrhein, Horn und Arbon, haben Freiwillige Abfallfetzen gesammelt und sortiert. In der Schlussauswertung erscheinen nur Steinach und Arbon, weil dort regelmässig Sammlungen durchgeführt werden. Mittels einer App wird Abfallstück für Stück kategorisiert. Dabei zeigt sich: Plastik ist nicht gleich Plastik. Trinkflaschen, Plastiksäckli oder Essensverpackungen werden separat aufgelistet.

Einer der freiwilligen Abfallsammler ist Andreas Dolder aus Steinach. «Ich trage schon seit mehreren Jahren Müll in der Steinacher Bucht zusammen.» Auf Swiss Litter Report sei er durch ein Zeitungsinserat des WWF aufmerksam geworden. «Es ist erstaunlich: Obwohl ich den Strand einmal im Monat von Abfall befreie, sammle ich jedes Mal aufs Neue wieder 150 bis 200 Gegenstände ein.»

«Je länger der Abfall liegen bleibt, desto schwieriger wird es, ihn einzusammeln», sagt der 64-Jährige. Ein grosser Teil des Mülls werde aus dem Bodensee oder von der Aach her angeschwemmt. Ausserdem würden Gegenstände einfach liegen gelassen oder am Ufer entsorgt.

Velos und Einkaufswagen geborgen

Vor einigen Jahren hat Dolder sogar Velos und Einkaufswagen aus dem See geholt, als der Wasserstand tief war. «Mich stört der Müll, deshalb tue ich etwas dagegen», sagt Dolder. Er habe schon oft positive Rückmeldungen erhalten. Passanten hätten sich auch für sein Engagement bedankt.

Mit dem Projekt wollen die Verantwortlichen neben der Datenerhebung Sensibilisierungsarbeit leisten. Weiter würden die Freiwilligen zur Säuberung der Schweizer Flüsse und Seen beitragen. «Die Helfer sammeln in der Nähe ihres Wohnorts. Das sind in der Regel Orte, von denen sie wissen, dass dort oft Abfall vorhanden ist», sagt Gabriele Kull, Pressesprecherin von STOPPP, auf die Frage, wie die Erhebungsorte ausgewählt würden. Des Weiteren seien die untersuchten Gewässerufer von der öffentlichen Reinigung ausgeschlossen. «Wir haben eine breite Verteilung in der ganzen Schweiz erreicht.». Alle Freiwilligen seien vorab geschult worden. Die Pressesprecherin sagt: «Die grossflächige Stichprobe lässt durchaus Vergleiche zwischen einzelnen Erhebungsstandorten zu.»

Jolanda Riedener

arbon@thurgauerzeitung.ch

Hinweis

www.stoppp.org