ARBON: Flügelleicht

Der neue städtische Bushof ist das Zusammenspiel von Architektur und Ingenieurskunst. Der Sichtbeton korrespondiert mit dem Hamel, trotzdem wirkt die Konstruktion mit den Dachflügeln filigran.

Max Eichenberger
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Fünf Stützen, ein Mittelträger und darüber ein 900 Quadratmeter grosses Betondach: Der neue Arboner Bushof. Links der letzte Woche eröffnete Hamel-Markt. (Bild: Max Eichenberger)

Fünf Stützen, ein Mittelträger und darüber ein 900 Quadratmeter grosses Betondach: Der neue Arboner Bushof. Links der letzte Woche eröffnete Hamel-Markt. (Bild: Max Eichenberger)

ARBON. Dass die Busse dereinst in die Fabrik fahren, war bis vor kurzem noch undenkbar. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember werden die Busse der Postauto AG und der Autokurse Oberthurgau (AOT) vor dem neuen Hamel-Markt vorfahren. Dort steht der neu erstellte Bushof – ausgeschalt parat als künftige Drehscheibe für ein neues ÖV-Zeitalter in Arbon. Die bisherigen Busstellplätze beim Bahnhof, auf der anderen Seite der Gleise, werden ausgedient haben.

Die Fahrbahnen beidseitig des 87 Meter langen Perrons, wo je vier Busse hintereinander in einer Linie Platz haben, werden noch fertig erstellt. Doch die Charakteristik des Bushofes ist jetzt klar ersichtlich. Es ist nicht von ungefähr ein Gemeinschaftswerk zweier «Fakultäten»: von Architekt Martin Bischof (Gisel & Partner) und dem Ingenieurbüro Wälli. Diese Arbeitsteilung sei ideal gewesen bei dieser Aufgabenstellung, sagt Martin Bischof.

Ein fast schwebendes Betondach

Denn der Bushof sollte möglichst nicht den Blick auf die lange Nordfassade des restaurierten Hamel-Komplexes verstellen und unaufdringlich-eigenständig zur Geltung kommen. Dafür biete der Sichtbeton mit der filigranen Flügelkonstruktion des Dachs den bestmöglichen Kontext zur Umgebung und der Hamel-Architektur, sagt Bischof. Das Betondach mit einer Fläche von 900 Quadratmetern und zwei je fünf Meter ausladenden Flügeln wird von einem Mittelträger und fünf Stützen sozusagen in der Schwebe getragen. So hebt sich diese Konstruktion von konventionelleren Lösungen ab. Der neue Bushof mit reinen Baukosten von 1,4 Millionen Franken wird hauptsächlich mit Bundesgeldern aus dem Agglomerationsprogramm finanziert. Die Stadt Arbon leistet einen Anteil von 388 000 Franken, den das Parlament genehmigt hat. Mit Mitteln aus dem Agglo-Topf in Höhe von rund einer Viertelmillion Franken wird die Ausstattung mit Velounterstand, Wartebänken und Billettautomat finanziert.

Die Bauausführung war HRS übertragen worden, dies, weil der Bushof direkt über der Hamel-Tiefgarage steht. Der Bund hatte den Bau der neuen Kantonsstrasse (NLK) zur Entlastung der Altstadt vom Durchgangsverkehr wesentlich mitfinanziert. Zudem hat die Strasse eine wichtige Erschliessungsfunktion für das Saurer WerkZwei. Im Gegenzug bestand die Auflage für die Stadt, den öffentlichen Verkehr auszubauen. Der Bushof ist ein Teil dieses Konzepts.