Regierungspräsidentin Monika Knill hat die Thurgauer Bevölkerung nach den jüngsten Entgleisungen zur Ordnung gerufen. Das war überfällig.
Impfbus-Mitarbeiter, die tätlich angegangen werden. Ein Restaurant, das wegen einer missliebigen Äusserung zur Corona-Impfung mit Blut verschmiert wird – wenn jemand vor zwei Jahren prognostiziert hätte, dass im friedlichen Thurgau dereinst wie in einer Bananenrepublik Meinungsverschiedenheiten handgreiflich ausgetragen werden - er wäre für verrückt erklärt worden. Unterdessen sind Verrücktheiten wie diese im Thurgau Realität.
Wenn die obersten politischen Exponenten des Kantons mehr als Schönwetter-Politiker sein wollen, dann haben sie hier und jetzt hinzustehen. Das hat die Regierungspräsidentin am Mittwoch im Grossen Rat getan. Und es ist löblich. Aber eben auch eine bittere Notwendigkeit und eigentlich bereits überfällig.
Man mag es kaum glauben: Aber die gesellschaftliche Zuspitzung als Folge der Pandemie rüttelt unterdessen an den Grundfesten der direkten Demokratie. Diese lebt zwar von der direkten und ungefilterten Beteiligung der Bevölkerung, kann aber nur funktionieren, wenn gewisse Spielregeln eingehalten werden. Dazu gehört zuvorderst ein zivilisierter Umgang miteinander: Das Zuhören und der Respekt vor der anderen Meinung. Wer dies handgreiflich in Frage stellt, wie es jetzt in diesem Kanton geschieht, wird zum Totengräber der direkten Demokratie.
Viele fühlen sich unterdessen berufen, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu kennen. Und sich in ihrem Wahn des Rechthabens nicht mehr um Fakten kümmern zu müssen. Mehr noch: Sie schaffen ihre Fakten gleich selbst und kommen so dem demokratischen Lagerfeuer abhanden. Sie zündeln lieber anderswo. Sie gerieren sich als Volksaufklärer und sind im Kern nichts anderes als Volksverführer, die, so scheint es, endlich eine Lebensaufgabe gefunden haben. Aus diesem Holz werden Fanatiker geschnitzt. Ihnen gilt es entschieden entgegen zu treten. So wie es Monika Knill jetzt im Grossen Rat getan hat.