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Ostschweiz
Auf dem Heimweg ist eine Studentin in St.Gallen von einem Mann sexuell belästigt worden. Von der Stadtpolizei St.Gallen fühlte sich die junge Frau nicht ernst genommen.
(red.) Der Mann habe sich in das Abteil neben sie gesetzt, sie angestarrt und dabei masturbiert, sagte die 26-jährige Studentin zu «FM1Today». Der Mann sei Mitte 30 gewesen und habe völlig normal ausgesehen. Er habe jeweils seine Tasche über seinen Schritt geschoben, wenn sie hingesehen habe.
Die junge Frau kam gerade von einem Vortrag über die Mondlandung und stieg kurz nach 21 Uhr in den Bus der Linie 1. Im ersten Moment konnte sie kaum glauben, was gerade passierte. Ihre Mutter, die neben ihr sass, bestätigte die Beobachtungen. Daraufhin habe sich die Studentin gewehrt: «Ich habe gerufen, er solle sofort damit aufhören.» Der Mann habe sie entgeistert angestarrt, seine Sachen gepackt und sei bei der Haltestelle Schiebenertor aus dem Bus gestiegen.
Stunden nach dem Erlebnis habe die Studentin «unter Storm gestanden» und sei sehr nervös und sauer zugleich gewesen. Erst am nächsten Morgen meldete sie sich dann bei der Stadtpolizei St.Gallen. Sie haben damit keine grosse Suchaktion auslösen wollen, sondern lediglich nachfragen, wie man sich in so einem Fall verhalten soll.
Die Mitarbeiterin in der Einsatzzentrale habe die 26-Jährige darauf hingewiesen, dass sie die Möglichkeit habe, Anzeige gegen Unbekannte zu erstatten. «Sie sagte zudem, dass ich dem Mann hätte nachlaufen und direkt die Polizei alarmieren sollen», sagte die Studentin.
«Ich fühlte mich von der Polizei nicht ernst genommen.»
Die Mitarbeiterin habe sie auch darauf hingewiesen, so etwas passiere regelmässig, auch vor Kindern. «Ich hatte den Eindruck, sie würden dem Thema nicht genug Aufmerksamkeit schenken», so die 26-Jährige.
Dionys Widmer, Mediensprecher der Stadtpolizei St.Gallen, sagte gegenüber «FM1Today», der Fall habe keine Konsequenzen für die Polizeimitarbeiterin. Sie hätten sich das Gespräch nochmals angehört und festgestellt, dass sie nichts falsch gemacht habe. «Sie hat auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, Anzeige gegen Unbekannte zu erstatten.» Laut Widmer könnten jedoch Aussagen wie: Die Person sei schwierig aufzufinden, oder dass eine Anzeige nutzlos sei, durchaus harsch aufgefasst werden.
«Wir nehmen die Punkte für uns mit und lassen sie in Schulungen einfliessen, um unsere Mitarbeitenden für solche Fälle zu sensibilisieren.»
Widmer rät zudem, bei einer Beobachtung von sexueller Handlung in der Öffentlichkeit sofort die Polizei zu informieren. Eine Patrouille könne so gleich vor Ort nach der Person suchen. Wer es sich zudem zutraue, könne der Person, in genügendem Sicherheitsabstand, folgen und eine Standortmeldung machen. Wenn möglich solle man aber nicht alleine losziehen, sondern eine vertrauenswürdige Person dabei haben.