Die FDP St.Gallen versteht keinen Spass, wenn Fremde ihre Wahlplakate bekleben oder vermalen. Ausser sie haben die persönliche Erlaubnis des Parteipräsidenten: Raphael Frei macht aus dem Verunstalten und Verschönern seiner eigenen Plakate einen Wettbewerb.
Finger weg von unseren Wahlplakaten: Dieses Signal sandte die FDP Kanton St.Gallen am Dienstag mit einer geharnischten Mitteilung. Sie prüft rechtliche Schritte, weil Klimaschutzaktivisten Aufkleber auf FDP-Plakaten angebracht hatten. Der Übergriff auf fremdes Eigentum sei «demokratiefeindlich», schrieb die FDP – und lieferte sich einen Schlagabtausch mit den Grünen, die die anonyme Aktion verteidigten.
Bemerkenswertes Detail in dieser erhitzten Debatte: Ausgerechnet FDP-Präsident Raphael Frei hat das kreative Verändern seiner Plakate zur persönlichen Wahlkampfmethode erkoren. Er tourt durch sämtliche 77 St.Galler Gemeinden und fordert Passanten zum «Verschönern/Verunstalten» seiner Wahlplakate auf, wie er selber sagt. Es handelt sich, ganz nach den Grundsätzen des Freisinns, um einen Wettbewerb. Die FDP wird die 77 «individuellen Plakate» auf den Sozialen Medien bewerten lassen und so die Gemeinde bestimmen, die das beste Werk geliefert hat. Der Slogan des Parteipräsidenten zur Aktion: «Frei zeichnen, frei handeln, Frei wählen.» Das steht allerdings nur auf den Plakaten, die er selber zum Bemalen anbietet. Auf seinen normalen Wahlplakaten, die in der Öffentlichkeit zu sehen sind, steht nicht «frei zeichnen», sondern «frei denken». Nicht, dass da noch einer zu kreativ wird.