St.Galler Bevölkerungsschutz unter der Lupe: Zu wenig Material für Pandemien

Der Kanton St. Gallen ist insgesamt gut auf Notlagen und Katastrophen vorbereitet: Dies zeigt eine Analyse. Mängel gibt es trotzdem, etwa für den Fall einer Pandemie.

Adrian Vögele
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Im Kanton St.Gallen fehlt es an Verbrauchsmaterial für Pandemiefälle. (Bild: KEYSTONE/Urs Flueeler)

Im Kanton St.Gallen fehlt es an Verbrauchsmaterial für Pandemiefälle. (Bild: KEYSTONE/Urs Flueeler)

Die grösste Gefahr für die St. Galler Bevölkerung ist eine Pandemie. Das hat eine Analyse des kantonalen Amts für Militär und Zivilschutz im vergangenen Jahr gezeigt. Auf der Liste der Risiken, die im Kanton zu Notlagen oder Katastrophen führen können, stehen Pandemien noch vor Erdbeben und Hochwasser. Denn grosse Pandemien, etwa durch Influenzaviren oder SARS, treten vergleichsweise häufig auf, nämlich alle 40 bis 80 Jahre. Zugleich können sie eine verheerende Wirkung haben. Denkbar wäre, dass rund ein Viertel der Bevölkerung im Kanton erkrankt und es mehrere hundert Todesopfer gibt.

Jetzt liegt der zweite Teil dieser Analyse vor. Überprüft wurde, wie der Kanton auf die Gefahren vorbereitet ist und wo Handlungsbedarf besteht. Das Ergebnis: Der Bevölkerungsschutz ist insgesamt auf einem guten Stand – doch es gibt auch Mängel. Betroffen sind vor allem Material, Logistik und Infrastruktur. Gleich mehrere Defizite betreffen ausgerechnet das Szenario Pandemie. So ist nicht geklärt, wie die Impfungen im Pandemiefall logistisch organisiert würden. Auch zur bevorzugten Impfung von Einsatzkräften oder zur Verteilung von Schutzmasken gibt es bisher keine Pläne. Zudem fehlt es generell an Gebrauchsmaterial für die Bewältigung von Pandemien.

Mehr Ressourcen für psychologische Betreuung

Dem Zivilschutz fehlen unter anderem Fahrzeuge und oberirdische Unterkünfte für Schutzsuchende. Auch Spezialmaterial wie Notstromaggregate oder Ortungsgeräte wird benötigt. Eine vertiefte Planung braucht es zudem beispielsweise für die Erdbebenvorsorge, für die Betreuung einer grossen Anzahl Personen oder für vorsorgliche grossräumige Evakuierungen.

Die Analyse nennt auch fehlende personelle Ressourcen, etwa bei der Psychologischen Ersten Hilfe, im Mediendienst der Kantonspolizei oder bei der Damm-Überwachung. Der Kanton hat bereits 181 Massnahmen zur Behebung der Defizite definiert, wovon 80 Prozent im Tagesgeschäft umsetzbar seien. Für andere sind Regierungsbeschlüsse notwendig. Hohe Priorität haben laut der Analyse etwa der Ausbau der Kapazitäten bei der Psychologischen Ersten Hilfe und die benötigten Konzepte für Erbeben, Notstromversorgung und Unterbringung von Schutzsuchenden. Auch sei eine «Risikoausbildung» für die Vertreter der Regierung und des Kantonsrats notwendig, damit diese für die Gefahren und für den Bedarf an Ressourcen sensibilisiert seien.