Zusammenarbeit
Der regionale Hallenbadverbund steht: Deutlich höhere Eintrittspreise für Schwimmerinnen und Schwimmer aus Gemeinden, die beim Start kneifen

Bei den Hallenbädern funktioniert die Zusammenarbeit unter den Gemeinden der Region St.Gallen–Bodensee: Im September nimmt der neue Hallenbadverbund den Betrieb auf. 14 Gemeinden und sechs Hallenbäder machen vorerst mit. Der Präsident der Regio Appenzell Ausserrhoden–St.Gallen–Bodensee spricht von einem Erfolg.

Michel Burtscher, Julia Nehmiz, Reto Voneschen und Daniel Wirth
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Günstiger zum Schwimmen und Planschen (wie hier im Gossauer Hallenbad Rosenau) kommen künftig die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinden, die Mitglied im Hallenbadverbund sind.

Günstiger zum Schwimmen und Planschen (wie hier im Gossauer Hallenbad Rosenau) kommen künftig die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinden, die Mitglied im Hallenbadverbund sind.

Bild: Benjamin Manser (13. Dezember 2017)

Sechs Hallenbäder aus der Stadt und der Region St.Gallen schliessen sich zu einem regionalen Hallenbadverbund zusammen. Investitionskosten tragen die Standortgemeinden der Hallenbäder weiterhin selber. An den Betrieb aber steuern alle Gemeinden im regionalen Verbund Mittel bei. Am Verbund beteiligt sind gemäss Mitteilung die Hallenbäder Blumenwies und Volksbad in St.Gallen, Sportzentrum in Herisau, Sonnenrain in Wittenbach, Winterwasser Oberthurgau in Romanshorn und Rosenau in Gossau. Grundlage der Zusammenarbeit ist eine Kooperationsvereinbarung.

Dem Hallenbadverbund gehören derzeit 14 andere Gemeinden an, die freiwillig einen jährlichen Pro-Kopf-Beitrag an den Betrieb der sechs Bäder in einen Fonds einzahlen. Laut Regio-Präsident Michael Götte, Gemeindepräsident in Tübach und SVP-Kantonsrat, fliessen so vorläufig jährlich rund 120'000 Franken in diesen neuen Hallenbadfonds.

Eintritt ins «Blumenwies»: 12.75 statt 8.50 Franken

Im Gegenzug gilt für die Bevölkerung der Verbundgemeinden der gleiche Eintrittspreis wie für Badegäste aus den Standortgemeinden der Hallenbäder. Auswärtige Badegäste bezahlen ab 1. September 2022 einen Zuschlag von 50 Prozent. Das heisst: Wenn eine Schwimmerin oder ein Schwimmer aus einer Gemeinde, die nicht im Verbund ist, ins Hallenbad Blumenwies in der Stadt St.Gallen will, zahlt sie oder er nicht 8.50 Franken, sondern 12.75 Franken. Durch das Modell will die Regio Appenzell Ausserrhoden–St.Gallen–Bodensee die Finanzierung der Hallenbäder auf eine solidere Basis stellen, wie Michael Götte sagt.

Regio-Präsident Michael Götte.

Regio-Präsident Michael Götte.

Ralph Ribi

Der Verbund steht weiteren Gemeinden offen. Der Beitritt ist freiwillig. «Wir üben keinen Druck aus», sagt Götte. Auffällig ist, dass keine einzige Ausserrhoder Gemeinde dem Verbund beigetreten ist. Herisau macht als Hallenbad-Standort zwar mit, ansonsten herrscht in Ausserrhoden bislang Funkstille in Sachen Hallenbadverbund. Götte hofft, das ändere sich noch.

Viele Hallenbäder in der Region seien sanierungsbedürftig, heisst es in der Mitteilung der Regio. Der Betrieb verursache für die Standortgemeinden jährliche Kosten, die sie alleine nicht mehr tragen könnten. Für dieses Problem sei mit dem regionalen Verbundmodell eine Lösung gefunden worden. Das sei ein wichtiges Zeichen für den Zusammenhalt der Region und eine neue Form freiwilliger Kooperation zwischen Gemeinden, schreibt die Regio. «Der Start ist ein Erfolg», sagt Regio-Präsident Götte.

Der Hallenbadverbund

6 Betreiber und 14 Verbundgemeinden machen mit

Am neuen regionalen Hallenbadverbund zwischen Bodensee und Alpstein machen zum einen als Betreiberinnen von Hallenbädern vier Gemeinden und eine Genossenschaft mit. Das sind die Städte St.Gallen und Gossau, die Gemeinden Herisau und Wittenbach sowie die Genossenschaft Winterwasser Oberthurgau. Verbundgemeinden sind (in alphabetischer Reihenfolge) Andwil, Arbon, Berg SG, Eggersriet, Egnach, Häggenschwil, Hefenhofen, Mörschwil, Muolen, Roggwil, Romanshorn, Steinach, Tübach und Untereggen. (pd/vre)

Kassensysteme werden angepasst

Das neue Eintrittssystem soll auf Herbst 2022 eingeführt werden. Damit die Besucherinnen und Besucher der Hallenbäder als «wohnhaft in einer Verbundgemeinde» oder «wohnhaft in einer Nicht-Verbundgemeinde» erkannt werden, müssen die Kassensysteme in den Hallenbädern technisch aufgerüstet werden. Zukünftig wird durch das Einlesen des «SwissPass» der Wohnort abgerufen.

Dazu müssen Schnittstellen programmiert und teilweise QR-Lesegeräte beschafft werden. Die technische Aufrüstung finanziert jedes Hallenbad selbst. Die Kosten belaufen sich im Durchschnitt auf 12’000 Franken pro Bad. Eine SwissPass-Karte kann kostenlos an den Verkaufsstellen des öffentlichen Verkehrs bezogen werden. Für Personen ohne SwissPass bieten die Hallenbäder individuelle Lösungen bei der Eingangskontrolle an. Geplant ist, das neue Eintrittssystem ab 1. September 2022 umzusetzen.

«Das ist ein wichtiges Zeichen für den Zusammenhalt in der Region»

Stadtrat Mathias Gabathuler, Vorsteher Direktion Bildung und Freizeit.

Stadtrat Mathias Gabathuler, Vorsteher Direktion Bildung und Freizeit.

Bild: Benjamin Manser

Der St.Galler Stadtrat Mathias Gabathuler, Vorsteher Direktion Bildung und Freizeit, begrüsst den Hallenbadverbund. Dieser sei ein wirklich wichtiges Zeichen des Zusammenhalts in der Region, sagt Gabathuler. Vielleicht würden sich weitere Möglichkeiten für Zusammenarbeiten ergeben, man werde die Fühler ausstrecken. Gabathuler denkt dabei an regionale Leistungszentren, Kulturprojekte, das Bibliothekswesen. Oder das grosse Projekt Gründenmoos, was bereits im Verbund mit umliegenden Gemeinden angegangen wird. «Ich bin sehr zuversichtlich und erfreut», sagt Gabathuler. «Der Hallenbadverbund gibt anderen regionalen Projekten einen Schub.» Durch solche Zusammenarbeit könnte man die Region effektiv weiterentwickeln, so seine Hoffnung. Vielleicht liessen sich regionale Infrastrukturen künftig regional finanzieren.

Keine direkten Auswirkungen wird der Hallenbadverbund auf das Umbauprojekt Hallenbad Blumenwies haben. Die Baukosten, rund 47 Millionen Franken, liegen zu hundert Prozent bei der Stadt, sagt Gabathuler. Für die Betriebskosten des Blumenwies hingegen sei mit einem besseren Ergebnis zu rechnen. Dieses könne man noch nicht beziffern.

Gaby Krapf-Gubser, Stadträtin Gossau.

Gaby Krapf-Gubser, Stadträtin Gossau.

Bild: PD

Auch der Gossauer Stadtrat begrüsst die Gründung des Hallenbadverbunds, wie Stadträtin Gaby Krapf-Gubser sagt. Es gehe dabei um die Solidarität zwischen den Gemeinden. Ein Hallenbad sei immer defizitär, mit dem neuen Verbund könne man die Betriebsrechnung aber verbessern. Für Krapf ist klar: «Die Stadt Gossau wird davon profitieren.» Und die Gossauer Bevölkerung habe den Vorteil, dass sie künftig in allen beteiligten Hallenbädern zum einheimischen Tarif baden könne.

Kritik: Beitragszahlende Gemeinden hätten kein Mitspracherecht

Boris Tschirky, Gemeindepräsident Gaiserwald.

Boris Tschirky, Gemeindepräsident Gaiserwald.

Bild: Benjamin Manser

Anders sieht es in der Gemeinde Gaiserwald aus. Gemeindepräsident Boris Tschirky erklärt, warum seine Gemeinde nicht Mitglied im Hallenbadverbund ist. Bereits in der Vernehmlassung zur Hallenbadstudie hätte sich der Gemeinderat Gaiserwald im September 2017 mit der pauschalen Übernahme von Betriebskosten von öffentlichen Bädern nicht einverstanden erklärt. Der Grund: Eine Gesamtschau über das nötige Hallenbadangebot in der Region sowie ein Mitspracherecht der beitragszahlenden Gemeinden fehle. Zudem seien private Bäder, wie der Säntispark in Abtwil, in diese Gesamtschau nicht miteinbezogen worden. Dass die Gaiserwalder Bevölkerung und die Schulen den Säntispark nutzten, werde ausgeblendet.

Für die politische Gemeinde Gaiserwald stelle sich die Frage, ob nicht ein Abgleich eines regional abgestimmten Hallenbadangebots die adäquatere Lösung der Finanzprobleme dieser Infrastrukturen sei. Tschirky betont, dass sich seine Gemeinde durch die höheren Tarife beim Schulschwimmen jedoch auch an den gegenwärtigen Betriebskosten beteilige.