Das Hallenbad Blumenwies macht einen «Ränzler»: Die Baukommission und Fraktionen von links bis rechts wollen das 50-Millionen-Projekt des Stadtrats stark abspecken

Am Dienstag berät das St. Galler Stadtparlament die Vorlage zur Sanierung und Erweiterung des Hallenbads Blumenwies. Es geht um rund 50 Millionen Franken. Dem Projekt droht die Rückweisung.

Luca Ghiselliund Daniel Wirth
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So soll das Hallenbad Blumenwies in St. Gallen nach seiner Erneuerung aussehen.

So soll das Hallenbad Blumenwies in St. Gallen nach seiner Erneuerung aussehen.

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Der Stadtrat möchte das Hallenbad Blumenwies, das in den 1970er-Jahren in Betrieb genommen wurde, für knapp 50 Millionen Franken umfassend sanieren und erweitern. In einem Wettbewerb wurde das Projekt Waikiki des St. Galler Architekten Andy Senn als das beste gekürt. Es sieht den Ausbau von fünf auf dreizehn 25-Meter-Bahnen vor – und vieles mehr.

SP will Provisorium zur Abstimmung bringen

Die Liegenschaften- und Baukommission (LBK) wird dem Parlament morgen beantragen, die Vorlage an den Stadtrat zurückzuweisen mit dem Auftrag, die Vorlage um ein geheiztes Aussenbecken, um ein Provisorium und um weitere Punkte zu redimensionieren, damit die Kosten sinken.

Auch die Fraktion von SP, Juso und PFG wird einen Antrag stellen. Er deckt sich gemäss SP-Präsident Peter Olibet im weitesten Sinne mit demjenigen der LBK. Allerdings möchten die Sozialdemokraten das Volk darüber abstimmen lassen, ob während der Bauzeit für knapp 1,7 Millionen Franken ein Provisorium aufgestellt werden soll oder nicht.

Den Christlichdemokraten geht die Baukommission zu weit

Die FDP unterstützt den Antrag der LBK. Parlamentarier Stefan Keller hat am Montag auf Facebook bereits für den Rückweisungsantrag geworben.

Patrik Angehrn, Fraktionspräsident CVP/EVP.

Patrik Angehrn, Fraktionspräsident CVP/EVP.

Bild: PD

Der CVP/EVP-Fraktion geht das Streichkonzert der LBK zu weit. Sie wird gemäss Fraktionspräsident Patrik Angehrn einen etwas moderateren Antrag stellen. «Wir wollen die Vorlage an den Stadtrat mit dem Auftrag zurückweisen, die Zuschauertribünen zu streichen.» Ausserdem sieht der Rückweisungsantrag der CVP vor, dass das beheizte Aussenbecken und das Provisorium im überarbeiteten Projekt weggelassen werden. Die Zuschauertribüne sei im Projektierungskredit nicht vorgesehen gewesen und erst danach auf Wunsch der IG Hallenbad in die Vorlage eingeflossen. Nun koste das Projekt einige Millionen mehr. «Das können wir uns in der aktuellen Situation nicht leisten, deshalb müssen wir nun schweren Herzens Abstriche machen», sagt Patrik Angehrn.

Falls der Rückweisungsantrag seiner Fraktion keinen Erfolg hat, würde eine Mehrheit der Fraktionsmitglieder dennoch der Vorlage zustimmen. «Der Antrag der LBK geht vielen zu weit.»

Unterstützung für ihren Rückweisungsantrag erhalten die Christlichsozialen von den Grünliberalen. GLP-Fraktionspräsidentin Jacqueline Gasser-Beck sagt auf Anfrage, die Kompromisslösung der CVP habe in der Fraktion am meisten Zuspruch gefunden.

SVP ist für Rückweisung, entscheidet sich aber spontan für einen Antrag

Karin Winter-Dubs, Fraktionspräsidentin SVP.

Karin Winter-Dubs, Fraktionspräsidentin SVP.

Bild: PD

Auch die SVP-Fraktion hat Widerstand gegen die Vorlage angekündigt. Welchen Änderungsantrag sie unterstützt, entscheide man am Dienstag spontan, erklärt Fraktionspräsidentin Karin Winter-Dubs auf Anfrage. «Die Rückweisung ist für uns aber klar.» Das Problem an der Vorlage sei, dass sie nicht mehr der Vorlage des Projektierungskredits entspreche. So habe diese etwa das Volksbad als Provisorium vorgesehen, dessen Sanierung der Stadtrat im Sommer erneut verschob – und nicht die Lösung mit der Traglufthalle im Freibad Lerchenfeld.

Auch die Fraktion von Grünen und Jungen Grünen wird einer Rückweisung mit einem klaren Auftrag zur Redimensionierung zustimmen, wie Fraktionspräsident Clemens Müller auf Anfrage sagt. Was die Grünen nicht wollten, sei ein Zurück an den Start und das Aufgleisen eines neuen Projekts. Waikiki gefalle, aber ein beheiztes Aussenbecken sei unsinnig.

Im Stadtparlament: Das St. Galler Stadtparlament trifft sich am Dienstag, ab 16 Uhr, in der Olma-Halle 2.1 zur 51. Sitzung der laufenden Legislatur. Traktandiert sind 20 Geschäfte. Die Sitzung ist öffentlich. Es gilt Maskenpflicht.