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Junge Frauen und Männer sollen in der Gossauer Politik mitreden, wenn es um Velowege oder den Bau des neues Hallenbads geht: Das bezwecken Erwin Sutter und Dave Mathis mit einer Motion. Ausserdem begleiten sie sechs politisch interessierte Teenager. Diese laden am 20. November zum Gründungsanlass ihrer «Politbox» mit prominenten Gästen ein.
Fünf Gossauer Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren haben sich am Mittwochabend zu einer Sitzung in der Maitlisek getroffen: Anahita Doosa, Seraina Borrmann, Sinah Eisenring, Lynne Scheiwiler und Nizar Gnibi. Sie wollen bei der Zukunft ihrer Stadt mitreden – und zwar nicht erst, wenn sie 18 Jahre alt werden und abstimmen dürfen. «Wir könnten uns etwa für den Bau einer Paintballhalle oder mehr Velowege einsetzen», sagt die 15-jährige Sinah Eisenring. Sie betreut die Webseite www.politboxgossau.com, die sich an junge Gossauerinnen und Gossauer richtet. «Du störst dich an Entscheidungen der Politik und hast kreative Verbesserungsvorschläge, Ideen und Anliegen?», heisst es da. «Du bist zwischen 12 und 20 Jahren und möchtest erhört werden? Genau wie wir von Politbox Gossau. Zusammen können wir etwas bewegen!»
Hinter dem Projekt stehen zwei Politiker: Erwin Sutter, der an der Maitlisek unterrichtet, und Dave Mathis, der im Finanzbereich tätig ist. Sie fordern in einer Motion ein Modell zur Jugendpartizipation. Dass beide für die Partei Flig im Stadtparlament sitzen, tue nichts zur Sache: «Die Politbox ist parteilos», betont Mathis. «Wir wollen eine Welle lostreten», sagt Sutter. «Vielleicht nicht grad einen Tsunami, aber eine grosse Welle.»
Um Mitstreiter zu gewinnen, lädt die Politbox am 20.November zu ihrem Gründungsanlass in der Mensa Friedberg ein – am Tag der Kinderrechte. Andere Junge zum Mitmachen zu bewegen, sei eine Knacknuss, bemerkt Erwin Sutter. Startete die Gruppe mit acht jungen Leuten, sind jetzt nur noch sechs dabei – darunter fünf Mädchen. Zwei Knaben sind bereits abgesprungen.
«Wir hätten gern noch drei Buben in der Kerngruppe.»
Die Teenies zwischen 13 und 15 Jahren überlegen nun, welche prominenten Gossauer sie an den Kick-off-Event einladen könnten. Auch hier sind es die Erwachsenen, die eine Diskussion anstossen. «Helen Alder, Bruno Damann, Ruedi Blumer», schlägt Lehrer Erwin Sutter vor. «Wenn solche Leute kommen, müssen wir ihnen aber eine gute Debatte bieten. Das muss etwas Würze haben.» Die Mädchen und der Bub nicken eifrig.
Politiker Dave Mathis hat auch schon eine Idee für ein brisantes Thema, über das die Jugendlichen mit den Politikern diskutieren könnten: Die Stadt Gossau plane in den nächsten Jahren den Bau von Sportanlagen in den Gebieten Buechenwald und Rosenau. «Als erstes steht der Bau des neuen Hallenbads Buechenwald an», erläutert er. Noch nicht geklärt sei, ob man ein Aussenbad bauen soll. Und ob man dafür einen Projektierungskredit von 90000 Franken sprechen soll. «Das wird unser Parlament am 5.Dezember beschäftigen und hat einen direkten Einfluss auf euren Alltag.» Die Jugendlichen beschliessen, sich dazu ein paar Fragen zu überlegen, um optimal auf den Event vorbereitet zu sein. Nizar Gnibi stellt sich als Moderator zur Verfügung.
Noch manches muss in die Wege geleitet werden, damit am 20.November alles flott über die Bühne geht: Lynne Scheiwiler will einen Flyer gestalten, Sinah Eisenring wird den Event auf Instagram ankünden. Zudem wollen sich die Mitglieder den Klassen in den Schulhäusern Buechenwald, Friedberg und Rosenau vorstellen, um Gleichaltrige neugierig auf die Lokalpolitik und ihren Anlass zu machen. Wie soll dieser aber finanziert werden? «Das wird etwa 1000 Franken kosten», sagt Erwin Sutter. Die Finanzierung sei aber kein Problem, «das habe ich schon mit Stadträtin Helen Alder abgeklärt.»
Was will man den Gästen in der Mensa servieren? «Bei einem Apéro riche kommen tendenziell mehr Leute», meint Mathis. Doch bei warmer Küche wäre der Aufwand beträchtlich grösser. «Ein normaler Apéro genügt», findet ein Mädchen.
Auch Jugendarbeiter Martin Eberle berät die Gruppe. «Wollt ihr Alkohol anbieten?», fragt er. «Macht das Sinn, wenn 60 Jugendliche kommen, die noch keinen Alkohol trinken dürfen, und nur etwa 20 Erwachsene?» Er stelle dies in Frage, da er auch Prävention betreibe. Doch die jungen Frauen finden es okay, Wein auszuschenken. «Bei einem solchen Anlass kommen sowieso keine Leute, die über die Stränge schlagen», sagt Sinah Eisenring.