WIL. Mit «Wäutfriede» gastierte Lisa Catena am Freitagabend im Wiler Chällertheater. Die Bernerin blickte in ihrer Rolle als Hippiemädchen durch eine humorvolle, naive Brille auf Politik, Religion und Gesellschaft – und verglich Politiker mit Wein.
«Luna» nennt sich Lisa Catena in ihrem satirischen Erstling «Wäutfriede». «Ig bi d'Luna», stellt sich das schüchtern wirkende Mädchen denn auch in feinstem Berndeutsch vor. Die Geschichte ist einfach. Die Zuschauer sind Besucher einer Wahlveranstaltung. Der Referent fällt aus und «Luna» springt auf Geheiss eines Werbeprofis ein. «I ha ihre zwar gseit, das i nid so viu Ahnig vo Politik ha», erklärt Luna. Darauf habe ihr Chayenne Hunziker, so der Name des Werbeprofis, entgegnet, das sei sowieso besser für einen Politiker.
Während des Abends führte der Politikneuling durch die Wahlveranstaltung und orientierte sich dabei an einem Notizzettel des Werbeprofis. Das Publikum begrüssen, das Publikum abholen oder über Gesundheitspolitik sprechen, steht darauf. So führt «Luna» das Publikum durch die Schweizer Politik, macht aber auch vor Religion oder dem Weltgeschehen nicht halt. Das Ganze tut sie mit Blick durch die Brille eines naiv wirkenden, munteren Berner Hippiemädchens. Und man kauft ihr die Figur ab, wie sie schüchtern ihre Hände reibt, fröhlich lacht und einem naiv die Welt erklärt.
Lisa Catenas Erstling ist auch abwechslungsreich. Sie bedient sich eines Diaprojektors oder greift ab und zu zur Ukulele und stimmt ein mit Witz geladenes Lied an. «Viele sagen, die Ukulele sei die Gitarre für Kinder, aber es ist noch viel viel einfacher», sagt «Luna» und legt los: «Mit dä Politiker isch es wiä mit em Wii, wasd füre Fläsche gwäut hesch, weisch erscht im hingerdri.»
Die 33jährige Bernerin, die im vergangenen Jahr als erste Frau den «Swiss Comedy Award» gewonnen hat, nimmt das Publikum auch auf eine Reise durch das Leben und den Charakter ihrer Figur Luna mit. Sie erzählt von sich als Kind der 68er-Generation oder von ihrer Schulzeit in der Rudolf-Steiner-Schule. «Vorher habe ich gelernt, zwei plus zwei gibt vier, in der Steiner Schule dann, zwei plus zwei gibt vier, wenn es für einen stimmt.» Die Pointen von Lisa Catena sind simpel und doch raffiniert. Sie versteht es ungemein, mit der Mehrdeutigkeit der Sprache zu spielen und dies auf einer breiten Palette von Themen. So meint sie beispielsweise zur Volkskrankheit Stress, den es auch in der Partnerschaft gebe: «Aso ig finges eigentlech easy, we dr Partner schaffet.»
In luftigem Kleidchen, mit Haarband um Stirn und Haar steht Lisa Catena auf der Bühne des Chällertheaters und bediente sich eines einfachen naiv wirkenden Humors, der gefiel. Immer wieder hallte Gelächter von den steinigen Wänden des Theaters. An manch einer Stelle schien die ein oder andere Pointe vorhersehbar, doch der naiven, schüchternen und fröhlichen «Luna» mochte man dies verzeihen. So erntete die Berner Newcomerin am Schluss auch tosenden Applaus. «Gewaltig», zog ein Zuschauer Bilanz. «Gute Pointen, gute Mimik, guter Kontakt zum Publikum», fasste er rundum zufrieden zusammen.