UZWIL. 40 Meter Autorennbahn stehen in Hans Tschudins Freizeitraum. Der Uzwiler baut, sammelt und bastelt alles, was mit Wettrennen auf Plastikschienen zu tun hat. Wenn die Miniautos um die Wette fahren, beschleunigt sich sein Puls.
UZWIL. Hans Tschudins Faszination nahm ihren Anfang an Weihnachten. Gerade mal 10 Jahre alt war der Uzwiler, als er seine erste Autorennbahn geschenkt bekam. «Das war eine Märklin Sprint», erinnert sich Tschudin. Sie passte in eine Kartonschachtel. Die Strecke seiner heutigen Bahn misst 40 Meter und passt kaum in die Räumlichkeiten einer ehemaligen Bäckerei.
Es ist die Geschichte einer Leidenschaft. Nach besagten Weihnachten hielt die Begeisterung nämlich an: Tschudin kaufte Erweiterungen, zusätzliche Streckenabschnitte, neue Modellautos; bis die Anlage während seiner Lehre als Mühlenbauer – in Bananenschachteln verpackt – im Keller verschwand.
Nach einem Auslandaufenthalt kam dann der Generationenwechsel. Und damit kehrte die Rennbahn – ein sogenannter Slot Racer – in Tschudins Leben zurück. «Meine Neffen spielten mit der Bahn. Da hat es auch mich wieder gepackt», sagt er. Nur: Für sein altes Modell gab es seit Anfang der 80er-Jahre keine Ersatzteile und kein neues Zubehör mehr. «Die ferngesteuerten Autos kamen auf und boten grössere Freiheit», sagt Tschudin. Viele Hersteller von Slot Racern hätten in dieser Zeit schliessen müssen.
Alternative Beschaffungswege waren gefragt. «In den 90er-Jahren nahm das Internet langsam Fahrt auf, und ich nutzte es für meine Recherchen.» Bei diesen fand er Sammler in Europa und kaufte ihnen Autos und Zubehör ab. «Einmal fuhr ich mit der Familie nach Köln. Dort kauften wir für 1000 D-Mark eine ganze Autorennbahn-Sammlung», erzählt Tschudin. Das Sammelfieber war beim Uzwiler definitiv ausgebrochen. «Entweder macht man etwas ganz, oder man lässt es sein», ist sein Motto. So wurde die Rennbahn im Estrich des Familienheims immer grösser. Die Anlage setzte aber keineswegs Staub an – sie wurde rege genutzt. «Schon früher gewann immer der Vater. Das ist auch heute noch so», sagt Hans Tschudin lachend. Sohn Marc ergänzt: «Ich habe nicht die gleich starke Konzentration. Aber es kommt immer besser.»
Bleibt die Frage, was einen erwachsenen Mann an Modellautos, handlichen Geschwindigkeitsreglern und Rennstrecken begeistert? «Es ist wohl die Faszination, sich schnell im Kreis zu bewegen», antwortet Hans Tschudin. Das tut der Uzwiler nicht nur mit Modellen: In jungen Jahren fuhr er während Jahren an der Schweizer Tourenwagen-Meisterschaft oder in England bei der Formel Ford mit.
2001 kam dann der grosse Schritt. «Der Uzwiler Bäcker Bernet wurde pensioniert und wusste nicht, was er mit seinen Räumlichkeiten machen sollte», erzählt Tschudin, der ein Nachbar Bernets war. «Ich meldete Interesse an und im November 2003 konnte ich mit Freunden zusammen die Rennbahn eröffnen.» Zuerst nur für den Freundeskreis gedacht, wurde die Anlage bald auch für die Öffentlichkeit geöffnet. Ein Laden für Modelle, Ersatzteile und Zubehör kam dazu.
In der Uzwiler Autorennbahn gibt es jährliche Anlässe, Meisterschaften aller Art. Mit befreundeten Autorennfahrern hat Tschudin auch schon grosse Turniere wie die Carrera-Schweizer-Meisterschaft 2006 besucht – damals wurde er Neunter. Heute lässt er das lieber bleiben: «Es ist einfach zu viel für meine Nerven. Ich bin zu aufgeregt.» Ein Kollege habe an einer Meisterschaft einmal eine Pulsuhr getragen – der Wert sei auf 177 gestiegen.
Wenn er auf der heimischen Anlage 40-Meter-Runden dreht, geht es trotzdem nicht ruhig zu und her – dann will er gewinnen. «Und zwar immer», sagt Tschudins Frau Sonja. Das passt dann wohl zu seinem Motto: Ganz oder gar nicht.
Die Autorennbahn hat mittwochs und freitags ab 19 Uhr geöffnet sowie samstags ab 16 Uhr und auf Anfrage für Gruppen. www.renncenter.ch