Die Cityparking AG wirft dem Stadtrat vor, die Parkplätze am Marktplatz und am Blumenmarkt vorschnell und aufgrund falscher Tatsachen aufgehoben zu haben. Die Auslastung der Parkhäuser sei wesentlich höher als von der Stadt behauptet.
An der Generalversammlung der Cityparking AG gab die Auslastung der Parkhäuser zu reden. Und zwar nicht nur der eigenen, sondern aller, die am Parkleitsystem angeschlossen sind. Hintergrund ist die Antwort des Stadtrats auf eine Interpellation der FDP-Fraktion. Diese wollte wissen, ob die (seit Ende März aufgehobenen) Parkplätze am Marktplatz nicht bis zum Abschluss der Sanierung des Parkhauses Burggraben bestehen bleiben könnten. Der Stadtrat verneinte dies mit dem Hinweis, dass genügend Parkhäuser in der Innenstadt zur Verfügung stünden und nur in Spitzenzeiten vollbelegt seien. Dies ergab eine Auswertung der Zahlen im Parkleitsystem für die Jahre 2016 und 2017 durch das Tiefbauamt.
Matthias Leuzinger, Geschäftsführer der Cityparking AG, spricht davon, dass die Erhebungen der Stadt wohl korrekt, aber «nicht bedarfsorientiert ausgewertet» worden seien. Denn die Stadt habe die Auslastung der Parkhäuser rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche berechnet. «Es dürfte jedem klar sein, dass die Parkhäuser nachts um 3 Uhr leer sind.» Deshalb hat die Cityparking AG die Auslastung der Parkhäuser im vierten Quartal 2016, das sie als repräsentativ bezeichnet, selber ausgewertet. Dabei hat sie andere Parameter gewählt: Sie hat nur die einkaufsrelevanten Zeiten von 10 bis 19 Uhr berücksichtigt – und die zehn aus ihrer Sicht einkaufsrelevanten Parkhäuser (Neumarkt, Rathaus, Oberer Graben, Raiffeisen, Manor, Einstein, Brühltor, Burggraben, Spisertor und Spelteriniplatz). Mit anderen Worten: Die Parkhäuser Kreuzbleiche und Stadtpark/Athletik-Zentrum sowie die Parkplätze bei der Olma hat die Cityparking AG – im Gegensatz zur Stadt – nicht berücksichtigt, da diese aus ihrer Sicht zu peripher sind. Ebenfalls nicht in die Auswertung eingeflossen ist das Parkhaus Bahnhof, weil es in jenem Zeitraum aufgrund mangelnder Zahlen nicht im Parkleitsystem war und somit in der Erhebung der Stadt fehlte.
Die Auswertung der Cityparking AG zeige eine «signifikante Abweichung» bei der Auslastung der Parkhäuser im Vergleich zu den Zahlen der Stadt, sagt Leuzinger. Die kritische Schwelle von 95 Prozent sei im Untersuchungszeitraum mehrmals überschritten worden – insgesamt während 28 Stunden. Zum Vergleich: Während rund 400 Stunden waren die von der Cityparking ausgewerteten Parkhäuser zwischen 60 und 79 Prozent ausgelastet, während knapp 220 Stunden zwischen 80 und 94 Prozent. Deshalb sei es stossend, dass der Stadtrat von einer Vollbelegung nur in Spitzenzeiten spreche.
Die Stadt verteidigt ihr Vorgehen. Christian Hasler, Leiter Verkehr beim Tiefbauamt, weist jedenfalls den Vorwurf zurück, dass die Stadt mit ihrer Auswertungsmethode die Zahlen beschönigt habe.
«Die entscheidende Frage ist, ob man den Normalfall oder die Ausnahme beurteilen will.»
Es sei zwar richtig, dass die Parkhäuser in der Innenstadt an einzelnen Tagen sehr gut besetzt seien. Eine Vollauslastung einzelner Garagen komme aber selbst zu Spitzenstunden relativ selten vor. Zudem gebe es genau darum das Parkleitsystem, das Autofahrer zu anderen freien Parkhäusern lotse. «Klar ist das Parkhaus Brühltor während der Sanierung der Tiefgarage am Burggraben häufiger besetzt als üblich, aber in der Nähe gibt es Alternativen», sagt Hasler. Ebenso richtig sei, sämtliche am Parkleitsystem angeschlossenen Parkplätze zu berücksichtigen. Die Stadt habe sich bei ihrer Beurteilung nicht allein auf den Einkaufsverkehr beschränkt, weil längst nicht jeder, der mit dem Auto in die Innenstadt fahre, auch zum Einkaufen komme. Aus diesen Gründen erachtet es Hasler nach wie vor als richtig, die Parkplätze am Marktplatz und am Blumenmarkt bereits vor der Wiedereröffnung des Parkhauses Burggraben aufgehoben zu haben.
Die Cityparking AG findet die Beurteilung durch den Stadtrat nach wie vor falsch. Sie will deshalb auch die Zahlen des ganzen Jahres 2018 auswerten, sagt Matthias Leuzinger. «Wir hoffen, dass unsere aufwendige Auswertung in der zukünftigen Verkehrspolitik Beachtung findet.»